Dort, wo früher die Gebäude der Firma Susewind standen, befinden sich heute die Gebäude der Firma Erso E. Reisdörfer GmbH & Co. KG. Vom alten Baubestand hat sich lediglich das Wohnhaus der Familie Susewind und Maste auf dem Gelände erhalten.
Gebäude
Gründung
Expansion
Niedergang
Heutiges Gelände
Internet
Gebäude
Historische Ansichten und Karten veranschaulichen, wie die einstigen Gebäude der Firma Susewind aussahen. So stellt eine historische Postkarte das Gelände zwischen Mühlenbach und Saynbach aus nordöstlicher Richtung dar. Die Postkarte zeigt langgestreckte, eingeschossige Werkhallen mit Satteldach. Diese verliefen entlang des Saynbaches, sprangen dann in einem rechten Winkel in Richtung des parallel zum Saynbach verlaufenden Mühlenbaches hervor. Teilweise waren mehrere langgestreckte Gebäude hintereinander gestaffelt und nach innen hin geöffnet. Viele dieser frühen Gebäude waren in Holz-Fachwerkbauweise errichtet. Im Inneren des Winkels befanden sich weitere Gebäude. Diese waren gleich einem Quadrat zueinander positioniert. Es handelte sich um ein- bis mehrgeschossige Gebäude, teilweise langgestreckt und teilweise auf rechteckigem Grundriss errichtet. Gedeckt waren die Gebäude entweder mit Satteldächern oder Tonnendächern. An verschiedenen Stellen ragten hohe und niedrige Schornsteine gen Himmel empor.
Gründung
Der Industrielle Wilhelm Heinrich Etsch (1785-1846) aus Gießen gründete im Jahr 1825 an diesem Ort eine Fabrik. Diese stellte feuerfeste Steine, Ziegel für Dächer, Mauern und auch Steine für Fußböden her. Die Nähe zur Sayner Hütte wirkte sich für die Firma sehr positiv aus. So wurde nämlich in den Hochöfen der Hütte die Hitzebeständigkeit der Produkte getestet. Als Baustoff eines Hochofens in der Eisenverhüttung mussten die Steine und Bauteile Temperaturen von über 1400 Grad Celsius aushalten. Die Firma lieferte beispielsweise das Hochofenfutter und die Flammofenessen zum Bau des Hochofens in der heute noch erhaltenen Gießhalle der Sayner Hütte. Zu dieser Zeit produzierten die 16 Arbeiter der Firma um die 200.000 Ziegelsteine jährlich.
Am 16. August des Jahres 1846 verstarb Heinrich Etsch. Ein Jahr später verkaufte seine Witwe die Firma an Eduard Susewind (1809-1895).
Expansion
Eduard Susewind stammte aus Lohe im Siegerland, wo sein Vater, Johann Wilhelm Franz Susewind (geb. 1753), als Hüttenverwalter auf der Loherhütte arbeitete. Der älterere Bruder, Friedrich Susewind (1793-1875) war von 1823 bis 1865 als Rechnungsrat in der Verwaltung der Sayner Hütte beschäftigt. Eduard Susewind und sein Sohn Karl (1839-1924) bauten den Betrieb systematisch aus. Sie konzentrierten sich zunehmend auf die Herstellung feuerfester Materialien.
Niedergang
Kurz vor der Jahrhundertwende, im Jahr 1890, übernahm die Firma Susewind die Firma Flohr aus Bendorf. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Firma bereits von Eduards Sohn Karl Susewind (1839-1924) geleitet. Der Standort der Firma Flohr an der Mühlenstraße in Bendorf wurde geschlossen. Alle Maschinen verlagerte man in die Firma nach Sayn. In dieser Zeit wurde die Produktpalette des Unternehmens erneut ausgebaut. Beispielsweise wurden Hochofenböden und Formsteine hergestellt und an Gießereibetriebe oder andere Werke ausgeliefert.
Nach Karl Susewinds Tod starb dessen Sohn Fritz Susewind (1875-1924) im Gleichen Jahr. Karls Schwiegersohn Rudolf Maste (Lebensdaten unbekannt) übernahm die Firma. Bis zur Zerstörung der Firma im Jahr 1945 leitete Maste die Firma. Im Jahre 1945 wurden fast alle Firmengebäude durch alliierte Luftangriffe zerstört. Vier Jahre später, im Jahr 1949, wurde die Firma auch offiziell aus dem Handelsregister gelöscht und das Gelände schließlich verkauft.
Heutiges Gelände
Von den einstigen Gebäuden aus der Zeit der Firma Susewind hat sich lediglich das das sogenannte Haus Susewind erhalten. Dieses wurde im Jahr 1865 erbaut und befindet sich an der Ecke Engerser Landstraße/ Koblenz-Olper-Straße in unmittelbarer Nähe zum Saynbach. Den Mitgliedern der Familie Susewind, später auch Maste, diente das Gebäude als Wohnhaus. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Haus von der französischen Armee als Kasino und als Wohnhaus genutzt.
Neben der Firma Susewind fertigten zwei weitere Betriebe in Bendorf feuerfeste Steine für die Eisenverarbeitende Industrie. Theodor Neizert (1817-1883) gründete im Jahre 1842 seine Fabrik unter der Bezeichnung „Theodor Neizert & Co“. Die dritte Firma war die Firma Etsch.
(Björn Janßen, Universität Koblenz-Landau, 2021)
Internet
rlp.museum-digital.de: Portrait von Eduard Susewind, Fabrikbesitzer 1925 (abgerufen 20.12.21)
nat.museum-digital.de: Werbekarte Fabrik für feuerfeste Produkte Eduard Susewind, Sayn (abgerufen 20.12.21)
nat.museum-digital.de: Portrait von Friedrich Susewind, Rechnungsrat der Sayner Hütte (abgerufen 20.12.21)
nat.museum-digital.de: Portrait von Carl Susewind, Fabrikbesitzer 1925 (abgerufen 20.12.21)
nat.museum-digital.de: Portrait von Theodor Neizert (1817-1883), Fabrikant in Bendorf (abgerufen 20.12.21)