Unterhalb der Kirche in Waldlaubersheim steht ein kleines Kalksteinkreuz. Es ist das Replikat eines Kreuzes, das auf einem Acker in der Gemarkung gefunden wurde. Einer Legende nach soll das originale Kreuz einem Kreuzritter gewidmet gewesen sein, der aus Jerusalem kommend im Ort seinen Tod gefunden haben soll.
Standort und Aussehen Nahe der Binger Straße in Waldlaubersheim, unterhalb der Kirche Sankt Martin, steht das Kreuz in der Hangböschung. Gefertigt ist das Kreuz aus Kalkstein. Auf dem Kreuz wurde als Hochrelief eine Christus-Figur aus dem vollen Stein gehauen. Der gekreuzigte Christus wird mit weit ausgestreckten Armen und bärtigem Gesicht dargestellt. Die Konturen sind aufgrund der Verwitterung unklar. Auch Falten des Lendenschutzes sind erkennbar sowie die beiden übereinander genagelten Füße.
Fundgeschichte Im Jahre 1937 wurden auf einem Acker an der Gemarkungsgrenze zwischen Waldlaubersheim und Roth-Genheim ein Kreuz aus Kalkstein und ein steinerner Sockel geborgen. Der Kalkstein für das Kreuz stammt wahrscheinlich aus einem Stromberger Steinbruch. Trotz seiner Verwitterung ließ sich darauf eine Christus-Figur am Kreuz erkennen. Der Sockel soll eine Inschrift enthalten haben (siehe Kapitel zur Legende). Wann genau Kreuz und Sockel getrennt wurden, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Mündlicher Überlieferung zufolge wurde der Sockel zweckentfremdet und beim Bau eines Hauses in Genheim als Türschwelle verwendet. Wo genau sich der Sockel heute befindet, ist nicht weiter bekannt. Das Kreuz wurde auf dem Hof des Waldlaubersheimer Bürgermeisters Georg Gräff (amtierte von 1924-1929 und von 1933-1941) zwischengelagert. Dieser hegte den Plan, das Kreuz in der Gemarkung wiederaufzustellen. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geriet dieser Plan jedoch in Vergessenheit.
Das Kreuz in Genheim Im Jahre 1941 starb Gräff und das Kreuz wechselte aus heute unbekannten Gründen den Besitzer und kam an Bürger aus Genheim. Diese stellten das Kreuz an der Landstraße in Richtung Schweppenhausen auf. Dort blieb es jedoch nur kurz stehen. Nach einem erneuten Standortwechsel wurde das Kreuz am 25.11.1954 an Waldlaubersheim zurückgegeben und an einer Böschung aufgestellt. Landeskonservator Werner Bornheim (Landeskonservator von 1946-1980) untersuchte das Kreuz ein Jahr später und datierte es auf die Barockzeit. Danach geriet das Kreuz in Vergessenheit.
Wiederentdeckung Im Jahr 1968 wurde dem Kreuz an der Böschung in Waldlaubersheim erneut Aufmerksamkeit zuteil. Bürgermeister Heinz Reimann (amtierte von 1968-1989) schenkte das Kreuz dem Karl-Geib-Heimatmuseum in Bad Kreuznach. Das Heimatmuseum übergab das Kreuz wiederum dem Freilichtmuseum Bad Sobernheim.
In den 1980er Jahren wurde der Ruf laut, das Kreuz für Waldlaubersheim zurückzuerhalten. Das Freilichtmuseum aber lehnte ab. So wurde Ende der 1980er Jahre im Auftrag des damaligen Ortsbürgermeisters Hans Bäder (amtierte von 1989-1994) eine Replik angefertigt. Finanziert wurde dieses Kreuz mit privaten Spenden aus der Bürgerschaft.
Legende Die Ursprünge des Feldkreuzes sind unklar. So gibt es keine eindeutigen Belege zu den Hintergründen und zur Errichtung des Kreuzes. Eine Inschrift, die sich im verschollenen Sockel befunden haben soll, ist in zwei unterschiedlichen Wortlauten überliefert. Die erste Variante lautet folgendermaßen:
„Kilian heiß ich. Ein Kriegesmann bin ich, dies weiß ich! Jerusalem hab ich zweimal gewonnen, Die Stadt Altenburg hat mir das Leben genommen.“
In der zweiten Variante heißt es:
„Wilhelm heiss [sic] ich, Ein Kriegsmann war ich, Jerusalem hab ich zweimal gewonn, Die Altenburg hat mir das Leben genommen“ (beide Inschriften zitiert nach www.waldlaubersheim.de).
Die Ähnlichkeiten in den beiden Wortlauten sind markant. In beiden Fällen werden die Inschriften als eine Art Aussage eines „Kriegesmannes“, sprich Soldaten, inszeniert. Ebenfalls wird in beiden Varianten direkt Bezug auf die Kreuzzüge des 13. Jahrhunderts genommen. Diese wurden unternommen, um Jerusalem von den Muslimen zurückzuerobern oder gegen diese zu verteidigen. In beiden Inschriften wird darauf verwiesen, dass beide Kreuzzüge siegreich gewesen seien. Aufgrund dieser Aussage lassen sich zwei mögliche Kreuzzüge konkretisieren, da die meisten Kreuzzüge für die christlichen Akteure nicht erfolgreich waren.
Im Jahre 1228/1229 folgte der Staufferkaiser Friedrich II. einem Aufruf Papst Innozenz III. aus dem Jahr 1213. Im Frieden von Jaffa erlangte Friedrich II. aufgrund seines diplomatischen Geschicks Jerusalem zurück. In den Jahren 1239 bis 1241 fand der sogenannte „Kreuzzug der Barone“ statt. Der sechste Kreuzzug, der zwischen dem Jahren 1248 und 1254 unternommen wurde, scheiterte. Demnach wäre eine Beteiligung des in der Inschrift genannten Kreuzfahrers lediglich im Zeitraum in den Jahren von 1228 und 1241 möglich gewesen.
Neben den beiden Inschriften existieren zwei unterschiedliche Hintergrundgeschichten. Die eine Legende besagt, es handele sich bei dem Kreuz um ein Grabkreuz für einen ehemaligen Kreuzfahrer. Dieser soll im 13. Jahrhundert vor der Anhöhe Altenburg gestorben sein.
Die zweite Legende besagt, unter dem Kreuz habe ein französischer Offizier seine letzte Ruhestätte gefunden. Dieser sei zur Zeit der Kreuzzüge im Ort verstorben (www.waldlaubersheim.de). Die Inschrift mit dem Verweis auf die Altenburg trug dazu bei, dass auf der nahegelegenen Anhöhe eine Burg vermutet wurde. Da jedoch in der einen Inschrift auf eine „Stadt Altenburg“ verwiesen wird, ist dieser Sachverhalt nicht eindeutig geklärt. Eine Stadt Altenburg jedoch befindet sich weit weg im heutigen Bundesland Thüringen. Andererseits macht auch der Hinweis auf einen derart weit entfernten Ort in einem Objekt in Waldlaubersheim wenig Sinn. Aus diesem Grund sind noch einige Fragen zu klären.
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