Kalksteinbrüche Eskesberg und Dorp in Wuppertal

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Wuppertal
Kreis(e): Wuppertal
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 15′ 36,09″ N: 7° 06′ 27,33″ O 51,26003°N: 7,10759°O
Koordinate UTM 32.367.959,31 m: 5.680.442,44 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.357,17 m: 5.681.157,58 m

Rund 2 Kilometer nordwestlich von Wuppertal Elberfeld entstehen Ende des 19. Jahrhunderts zwei dicht beieinander liegende Kalksteinbrüche, benannt nach den benachbarten Dörfern Eskesberg und Dorp, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben werden.

Geschichte ab Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts
Ausdehnung
Betreiber
Stilllegung und Nachnutzung
Heutiger Zustand
Zugang
Einzelbefunde
Quellen/Literatur

Geschichte ab Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts
Rund 2 Kilometer nordwestlich von Wuppertal Elberfeld entstehen Ende des 19. Jahrhunderts zwei dicht beieinander liegende Kalksteinbrüche, benannt nach den benachbarten Dörfern Eskesberg und Dorp. Beide Brüche sind in derselben geologischen Formation angelegt und werden voneinander nur durch ein kleines Bachtal getrennt. Das qualitativ gute Kalksteinlager ist schon länger bekannt, bereits um 1850 wird bei Eskesberg ein Trichterofen erbaut. Doch erst mit dem Bau der „Rheinischen Strecke“ (Nordbahn) 1878 wird eine intensive Ausbeutung möglich.

Schon im selben Jahr wird der erste Bruch bei Eskesberg direkt nördlich der Bahntrasse durch die Unternehmer Lipken & Kampermann eröffnet. Ein eigener Bahnanschluss dient dem Abtransport des gebrannten und ungebrannten Kalksteins. Neben dem Trichterofen entsteht zusätzlich ein großer Ringofen. Erst 1886 wird der Bruch Dorp durch den Privatunternehmer August Knappertsbusch eröffnet. Da ihm die Anlage eines Trichterofens verwehrt wird, lässt er einen Ringofen errichten. 1896 werden Bruch und Kalkwerk Eskesberg durch die RWK Dornap erworben, 1900 auch der Bruch Dorp.
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Ausdehnung
Bei Einstellung des Betriebs hatte der rundlich angelegte Bruch Eskesberg eine Ausdehnung von rund 200 x 180 Metern bei einer Tiefe von bis zu 60 Metern.
Der Bruch Dorp erstreckte sich in Nord Süd Richtung über eine Länge von etwa 200 Metern und einer Breite von rund 100 Metern. Die Abbautiefe des Bruchs ist nicht bekannt. Aufgrund des in der Topographischen Karte 1:25.000, Ausgabe 1954, verzeichneten Sees kann auch hier eine mit dem Bruch Eskesberg vergleichbare Tiefe angenommen werden.
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Betreiber
  • Eskesberg: um 1850 Bau des Trichterofens, Betreiber unbekannt, 1878-1896 Lipken & Kamperman OHG, ab 1896 bis 1956 RKW Dornap
  • Dorp: ab 1886 August Knappertsbusch, ab 1900 bis 1940 (?) RKW Dornap.
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Stilllegung und Nachnutzung
  • Eskesberg: 1956-ca. 1966 Städtische Mülldeponie; Anfang der 1980er Jahre: Anlage von Tennisplätzen sowie eines Schießstands am Nordrand des Bruchs. Seit 2019 Teil des „Kalkofenparks“.
  • Dorp: ca. 1946-1960 Trümmer- und Aushubdeponie, Anfang der 1980er Jahre Anlage von Tennisplätzen am Nordrand des Bruchareals.
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Der Trichterofen Eskesberg wird bis 1942 betrieben und dann kriegsbedingt gelöscht. Danach erfolgt ein Umbau zum Luftschutzbunker. Der dazugehörige Bruch wird bereits während der Kriegsjahre stillgelegt.
1956 endet auch der Betrieb im Bruch Eskesberg, der daraufhin mit Wasser vollläuft. Das Badeparadies ist nur von kurzer Dauer. Bald erwirbt die Stadt Wuppertal den bis zu 60 Meter tiefen Bruch und beginnt ihn über 10 Jahre mit Müll zu verfüllen.

Den Eskesberger Ringofen legte man schon kurz nach Betriebseinstellung nieder. Der verbliebene und vergessene Trichterofen Eskesberg wird dagegen 1989 auf Anregung einer privaten Initiative gerettet. Mit Hilfe von ABM-Kräften und öffentlichen Zuschüssen leert man den zugeschütteten Ofentrichter und restauriert die Mauern. Nach drei Jahren Arbeit kann die Anlage an das naturkundlichen Fuhlrott-Museum Wuppertal übergeben werden, das das Objekt als Außenstelle betreibt. Das Museum führt hier Ausstellungen und Führungen durch. Nach Auflösung des Museums (2008) und mangelndem Unterhalt war das Gebäude zwischenzeitlich gefährdet, ist aber seit 2009 in den sogenannten „Kalkofenpark“ integriert. Der „Eulenweg“ genannte Lehrpfad erschließt das zugehörige Gelände des ehemaligen Kalkwerks.

In den 1990er Jahren entwickelt sich die zeitweilige Mülldeponie Eskesberg zum Problemfall. Austretende Gase und Absackungen verhindern eine geplante Tennisanlage und Bebauungen. Die Tennisplätze werden dann auf neu aufgefüllten Flächen am Nordrand des Dorper Bruchs angelegt.
Die Gefährdungen durch unkontrollierte Gasaustritte und belastete Sickerwässer der Eskesberger Deponie führen dazu, dass die Deponie vollständig saniert werden muss. Die Gase werden dazu in speziellen Bohrungen gesammelt, abgepumpt und weiter entfernt abgefackelt. Nach Austausch der oberen Erdschichten dichtet man die gesamte Deponie mit Plastikbahnen ab und trägt einer zwei Meter mächtige Schicht kalkreichen, nährstoffarmen Rohbodens auf. Anschließend überlässt man das Gelände der natürlichen Sukzession und dokumentiert, wie sich Bewuchs und Besiedlung weiter entwickeln. Heute gilt das Projekt als voller Erfolg und bietet Standort für eine Vielzahl rarer, wärme- und kalkliebender Pflanzen. Das Gelände steht unter Naturschutz und wird durch Rundwege erschlossen.

Der Bruch Dorp wurde bereits in den Nachkriegsjahren von der Stadt Wuppertal erworben und mit Trümmerschutt und Erdaushub verfüllt. Der ehemalige Ringofen (Dorp) wurde dabei nur übererdet und steht heute als Bodendenkmal unter Denkmalschutz. Der ehemalige Kalkbruch entwickelt sich seit seiner Verfüllung bis heute ungestört weiter und ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
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Heutiger Zustand
Bis auf den Trichterofen und die alten Halden am Rande des Areals haben sich keine sichtbaren Reste aus den Zeiten des Abbaus erhalten. Die Böschungen sind bewaldet. Auf der rekultivierten Deponiefläche wurde ein Park mit Rundweg angelegt. Die Tennisplätze wurden auf neu aufgefüllten Flächen am Nordrand des Dorper Bruchs angelegt.
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Zugang:
Frei zugänglich, Naturschutzgebiet (NSG) und Landschaftsschutzgebiet (LSG).
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Einzelbefunde
Trichterofen Eskesberg, Denkmal
Koordinaten (WGS84): 7.10619,51.25838,791057.488,6667126.352
Datierung: um 1850
Beschreibung: Die Denkmalliste bietet folgende ausführliche Erläuterung:
Der Kalktrichterofen Eskesberg mit gemauertem Viadukt, Rampe, vier Abzügen, die von einem Gewölbeumgang aus bedient wurden, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kalkstein-/ Ziegelmauerwerk errichtet auf quadratischem Grundriss von 14,00 m Kantenlänge und ca. 9,50 m Höhe. Die Innenwand des Ofens ist trichterförmig mit 4,00 m oberem Durchmesser im Mauerwerk ausgespart. Die obere Plattform des Ofens wurde von Fuhrwerken über eine gemauerte Rampe erreicht, um den Ofen in wechselnder Folge mit Kalksteinbrocken und Brennmaterial zu beschicken, das, einmal entzündet, kontinuierlich brannte. Am Boden des Trichters befanden sich vier Ziehtüren, durch die periodisch der fertig gebrannte Kalk ausgetragen wurde. Der Kalktrichterofen war in der Flurkarte 1889 eingetragen als Eigentum der Firma Lipken & Kampermann OHG (1892 wurden 20 000 t Kalk gebrannt). 1896 erwarben ihn die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke AG Dornap. 1956 erwarb die Stadt Wuppertal das Anwesen nach erfolgter Stillegung des Kalksteinbruches. Der Bau dieses Kalksteinofens wurde durch die aufstrebende Eisen- und Stahlindustrie erforderlich, die große Kalkmengen von gleichbleibender Qualität benötigte, die eben dieser Fixofen, der kontinuierlich arbeitende Kalktrichterofen erfüllte, nachdem Bauern über Jahrhunderte (schon im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt) in Meilern ihren Kalk gebrannt hatten, der von sehr unterschiedlicher Qualität war. Der Kalktrichterofen Eskesberg ist ein hervorragendes Beispiel industrieller Bauten der Zeit und ein Denkmal aus der frühen industriellen Kalkherstellung. Dieser Ofen ist der letzte noch erhaltene industrielle Kalkofen im niederbergischen Raum und somit ein Zeugnis für die Geschichte und die Arbeits- und Produktionsverhältnisse der Region.“

Ringofen Dorp, Denkmal
Koordinaten (WGS84): 7.10934,51.25965,791408.498,6667351.256
Datierung: 1885
Beschreibung: Die Denkmalliste bietet folgende ausführliche Erläuterung:
„Kalk-Ringofen Dorp auf dem Grundstück Elberfeld, Flur/Flurstück: 443/86. Diese Kalksteinbrüche sind heute wieder verfüllt und mit Buschwald und Strauchwerk bewachsen. Im Gelände sind bauliche Reste der Anlagen obertägig nicht erhalten. Zu erkennen sind noch die alten Trassen der Bahnanlagen sowie die Fundamente modernerer flachgründiger Industriebauten. Am Südhang der künstlichen Aufschüttung treten Mauerreste eines älteren Gebäudes zu Tage. Dabei dürfte es sich um Mauerzüge des hier katastermäßig ausgewiesenen Ringofens handeln. Nach mündlicher Mitteilung des für die Verfüllung zuständigen Bauunternehmers wurde seinerzeit der hier plazierte Ringofen lediglich mit Erdreich aufgeschüttet, so dass die bauliche Substanz erhalten blieb. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg existierte im Bereich Eskesberg eine blühende Kalksteinindustrie. Aufbauend auf die Riffkalke des oberen Mitteldevons zeichnet sich der Eskesberger Kalk durch einen hohen Gehalt von 98,5 - 99,5 % CaCo3 aus, der vorwiegend zur Aufbereitung von Mörtel verwendet wurde. Alten Kartenwerken zufolge existierte der oben benannte Ringofen seit 1885 (siehe Planzeichnung). Nach dem derzeitigen Kenntnisstand kann erwartet wer-den, dass der Ringofen bei Dorp mit seinen Gewölbekammern, Fuchs- und Schürlöchern sowie der Basis des Schornsteins unter der Aufschüttung erhalten ist. Nach Hinweis von Prof. Kasig, TH Aachen, handelt es sich um den einzigen noch erhaltenen Kalkringofen in Nordrhein-Westfalen.
Nach dem derzeitigen Kenntnisstand kann erwartet werden, dass der Ringofen bei Dorp mit seinen Gewölbekammern, Fuchs- und Schürlöchern sowie der Basis des Schornsteins unter der Aufschüttung erhalten ist.“

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(Jörn Kling, 2021)

Quelle
Denkmalliste der Stadt Wuppertal

Literatur

Kolbe, Wolfgang; Schmiedecke, Andreas (1994)
Das naturnahe Umfeld des restaurierten Kalktrichterofens am Eskesberg in Wuppertal-Elberfeld - eine Einführung. (Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal 4.) S. 99-101. Wuppertal.
Stieglitz, Wolf (1994)
Die Pflanzenwelt des Eskesberges. (Jahresbericht des Naturwissenschaflichen Vereins Wuppertal 47.) S. 111-116. Wuppertal.

Kalksteinbrüche Eskesberg und Dorp in Wuppertal

Schlagwörter
Ort
Wuppertal - Elberfeld
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation
Historischer Zeitraum
Beginn 1878 bis 1886, Ende 1940 bis 1956

Empfohlene Zitierweise

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Jörn Kling (2021): „Kalksteinbrüche Eskesberg und Dorp in Wuppertal”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343064 (Abgerufen: 4. Mai 2024)
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