Rosengart-Museum im Schopenhof in Rath

Sammlung „Geschichte, Technik, Automobile und Kunst“

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Museen
Gemeinde(n): Bedburg
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 00′ 27,21″ N: 6° 38′ 17,74″ O 51,00756°N: 6,63826°O
Koordinate UTM 32.334.314,37 m: 5.653.320,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.544.840,55 m: 5.652.681,23 m
  • Historisches Automobil der französischen Marke "Rosengart" aus den 1930er-Jahren, das Model "LR" als Pritschen-Nutzfahrzeug (Aufnahme 2012).

    Historisches Automobil der französischen Marke "Rosengart" aus den 1930er-Jahren, das Model "LR" als Pritschen-Nutzfahrzeug (Aufnahme 2012).

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    Achim Raschka
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  • Porträtaufnahme des französischen Ingenieurs, Industriellen und Malers Lucien Rosengart (1881-1976) von 1928.

    Porträtaufnahme des französischen Ingenieurs, Industriellen und Malers Lucien Rosengart (1881-1976) von 1928.

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  • Werbeprospekt des französischen Automobilherstellers "Rosengart" mit den Fahrzeugmodellen und den (teils handschriftlich korrigierten) Verkaufspreisen ab dem 1. Oktober 1936.

    Werbeprospekt des französischen Automobilherstellers "Rosengart" mit den Fahrzeugmodellen und den (teils handschriftlich korrigierten) Verkaufspreisen ab dem 1. Oktober 1936.

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Das in dem idyllisch gelegenen, alten landwirtschaftlichen Gehöft Schopenhof in Bedburg-Rath beheimatete Rosengart-Museum widmet sich nicht nur den geschichtsträchtigen Automobilen der Marke „Rosengart“, sondern auch der bildenden Kunst aus der späteren Lebensphase des namensgebenden französischen Ingenieurs, Industriellen und Malers Lucien Rosengart (1881-1976).

Sammlung und Museum Rosengart
Bau- und Bodendenkmal Schopenhof bzw. Gut Rath
Lucien Rosengart (1881-1976) und seine Automobile
Internet, Literatur

Sammlung und Museum Rosengart
Zwar stehen die historischen Fahrzeuge und die Geschichte des französischen Autobauers Rosengart im Mittelpunkt der „Geschichte, Technik, Automobile und Kunst“ benannten privaten Sammlung des 1992 eröffneten Museums, doch werden hier auch einige der naiv-realistischen Gemälde aus der Hand Lucien Rosengarts gezeigt.
Das Ausgangsobjekt der Bedburger Sammlung ist ein 1982 von dem Automobil-Liebhaber Karl-Heinz Bonk erworbenes Rosengart-Fahrzeug mit der Werksbezeichnung LR 4N2 aus dem Geburtsjahr des Sammlers 1939. Im Zuge der Restauration bemerkten Bonk und sein Team, dass notwendige Unterlagen nur schwer zu beschaffen waren und dass die Geschichte dieses französischen Automobilherstellers in Deutschland nahezu unbekannt war. Mit Hilfe aus Frankreich konnte die Wiederherstellung des Fahrzeugs schließlich erfolgreich abgeschlossen werden.
Doch: „Nun war die Neugier geweckt. Ab sofort wurde alles über Rosengart gesammelt“ - nach und nach wurden weitere Fahrzeuge dieser Marke erworben (www.rosengart-museum.de).

Die 1992 eröffnete und in der denkmalgerecht sanierten ehemaligen Scheune des Hofes untergebrachte Privatsammlung „Geschichte, Technik, Automobile, und Kunst“ umfasst zahlreiche Exponate zur Rosengart'schen Firmengeschichte seit der Wende zum 20. Jahrhundert. Oldtimerfreunden werden über 30 Automobile präsentiert, ausgehend vom ersten Kleinwagen bis zu den letzten Modellen.
„Auch zahlreiche Urkunden und Erinnerungsstücke an den Privatmann Lucien Rosengart - darunter einige naiv-realistische Gemälde von seiner Hand - werden in der Sammlung gezeigt.“ (www.rheinischemuseen.de)

Für größere Gruppen, Clubs und Vereine werden Führungen angeboten, ferner finden hier regelmäßig Veranstaltungen wie Oldtimerrennen, Clubtreffen und Jubiläumsfahrten statt. Ein Bistro „Rosengart-Stübchen“ und ein bei schönem Wetter geöffneter Biergarten laden zum Verweilen ein.
Das Museum ist barrierefrei für Rollstuhlfahrer/innen zugänglich, behindertengerechte WCs und Parkplätze sind vorhanden.

Bau- und Bodendenkmal Schopenhof bzw. Gut Rath
Der auch als auch Gut Rath bezeichnete Schopenhof wurde bereits im Jahr 1311 anlässlich seines damaligen Verkaufs erwähnt. Das Wohngebäude ist als Baudenkmal und die Hoffläche mit der Grabenanlage als Bodendenkmal geschützt (Untere Denkmalbehörde der Stadt Bedburg Nr. 79, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Nr. 21540, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. BM 041).
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Lucien Rosengart (1881-1976) und seine Automobile
Der später durch seine eigene Automarke bekannte Ingenieur und Industrielle Lucien Rosengart wurde am 11. Januar 1881 in Paris geboren. Bereits in jungen Jahren besaß Rosengart eine eigene mechanische Werkstatt in Paris-Belleville, die neben Schrauben u.ä. auch Teile für Fahrräder fertigte. Daneben verfügte er im Laufe seiner Karriere über verschiedene technische Patente - darunter eines über rostfreie Schrauben, eines für eine Fahrradbeleuchtung, eines für einen Boots-Außenbordmotor sowie bereits um 1914 eines für eine Rakete, die es ermöglichte, Artilleriegeschosse in der Luft zur Explosion zu bringen.
„So wurde die französische Regierung auf ihn aufmerksam und er bekam zwei Fabriken unterstellt ... Damals begann er seine Arbeit mit der Firma von André Citroën, die die Geschosse zur Verfügung stellte.“
In den beiden Fabriken in Paris und Saint-Brieuc in der Bretagne, in denen Rosenberg 1918 etwa 4.500 Angestellte beschäftigte, wurden zeitweise täglich rund 100.000 Raketen für Granaten hergestellt (de.wikipedia.org und fr.wikipedia.org).

Nach dem Ersten Weltkrieg gelang es dem erfahrenen Geschäftsmann, drohende Konkurse bei dem damaligen Maschinenbauunternehmen Citroën und dem Fahrzeughersteller Peugeot durch erfolgreiche Rationalisierungsmaßnahmen abzuwehren. Dies brachte Lucien Rosengart auf die Idee, selbst in den Automobilbau einzusteigen. Gut ein Jahrzehnt später, 1929, verfügte seine Société Anonyme des Automobiles L. Rosengart (die S. A. ist eine französische Rechtsform einer Aktiengesellschaft) mit Hauptsitz an der noblen Pariser Prachtmeile Avenue des Champs-Élysées No. 21 über ein eingetragenes Stammkapital von 20 Millionen Francs (fr.wikipedia.org).
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In einer 1927 vom dem Automobil- und Motorenhersteller Société des Automobiles Bellanger Frères erworbenen Fabrik in Neuilly-sur-Seine, einem westlichen Vorort von Paris, wurde ab 1928 das Modell Rosengart LR2 als Lizenzbau des seit 1922 erfolgreichen britischen Kleinwagens Austin Seven gefertigt. Der mit zahlreichen verschiedenen Aufbauten verfügbare Wagen wurde bis Mitte der 1950er-Jahre produziert und überlebte damit nicht nur das britische Original, sondern auch einige firmenintern bei Rosengart selbst entwickelte Nachfolgemodelle (auch in Deutschland wurde der Austin 7 ab 1927 in Lizenz als Dixi durch die Fahrzeugfabrik Eisenach und nachfolgend ab 1928/29 durch die Bayerische Motoren Werke AG gebaut).
Zu Anfang der 1930er-Jahre fertigte Rosengart dann auch Fahrzeuge in Lizenz der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG, einem Fahrzeug- und Maschinenbauunternehmen in Frankfurt am Main. Ab 1933 bot Rosengart seine auf dem Adler Trumpf bzw. Adler Trumpf Junior basierenden Modelle Supertraction an, die über einen seinerzeit noch eher unüblichem Vorderradantrieb verfügten.

„Mit Erfolg setzte er dem Image der Luxuskarosse die Idee eines alltagstauglichen Universalfahrzeugs entgegen und warb mit Langstrecken- und Zuverlässigkeitsfahrten für seine Automobile.“ (www.rheinischemuseen.de)
Die Robustheit des letztlich bis 1954 von Rosengart gebauten Modells LR wurde wiederholt erfolgreich in Sportveranstaltungen und bei Langstreckenfahrten demonstriert - so fuhr ein gewisser François Lecot über mehr als dreieinhalb Monate in einem Serienfahrzeug täglich rund 900 Kilometer, bis das Fahrzeug ohne größere Zwischenfälle stolze 100.000 Kilometer absolviert hatte (fr.wikipedia.org).
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Als seine Firma 1936 in finanzielle Schwierigkeiten kam, überführte Rosengart diese in den Industrieverbund Société Industrielle de l'Ouest Parisien (SIOP), der seitdem über die Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen verfügte.
Rosengart soll während des Zweiten Weltkriegs unter dem Namen Lagrave in den französischen Pyrenäen gelebt haben und dort auch für die oppositionelle Untergrundregierung gegen das mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich kollaborierende Vichy-Regime tätig gewesen sein. Laut englischsprachiger Wikipedia verbrachte Lucien Rosengart die Kriegszeit hingegen im Exil in den USA, während sein Sohn im Süden Frankreichs verblieben sein soll (vgl. de.wikipedia.org und en.wikipedia.org).

Obgleich die Fabrik in Neuilly, in der während des Krieges keine Autos produziert wurden, zerstört wurde, überstand das Unternehmen unter Führung der SIOP den Zweiten Weltkrieg und die von 1940 bis 1944 andauernde deutsche Besatzung von Paris.
Der Versuch, nach dem Krieg an die vorherigen Erfolge im Automobilbau anzuknüpfen, gelang jedoch nicht. Andere französische Hersteller waren mit kleinen und sparsamen Autos besser auf die Bedingungen des Nachkriegs-Frankreichs eingestellt und - im Gegensatz zu SIOP/Rosengart - auch Teil des so genannten „Pons-Plans“ zum Wiederaufbau des Landes. Die Nichtaufnahme in diese Wirtschaftsförderungsmaßnahme der noch provisorischen Regierung Frankreichs „führte zu großen Schwierigkeiten, die erforderlichen Genehmigungen und Materialien zu erhalten“ (stringfixer.com).
Als sich dann auch noch die letzten Rosengart-PKW Ariette (1951-1953) und Sagaie (1953-1954, eine Weiterentwicklung des LR mit 2-Zylinder-Boxermotor) aufgrund ihrer nicht wettbewerbsfähigen Preise nicht recht verkaufen wollten, geriet das Unternehmen endgültig in wirtschaftliche Schieflage. Nachdem SIOP/Rosengart mit rund 1.700 Arbeitsplätzen bereits 1952 wegen Insolvenz zeitweise geschlossen und 1953 nach Verhandlungen mit den Banken und Gläubigern wieder eröffnet wurde, schloss die Automobil-Produktion im Sommer 1955 endgültig.
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Lucien Rosengart war von der Pleite offenbar wenig betroffen, da er sich bereits weitestgehend aus dem Geschäft der Société Industrielle de l'Ouest Parisien zurückgezogen hatte. Schon seit 1945 lebte er an der Mittelmeerküste der Côte d'Azur in einer dort nach dem Zweiten Weltkrieg erworbenen Villa nahe des historischen Hafens von Villefranche-sur-Mer bei Nizza. Hier lag seine Fünfzig-Fuß-Yacht „Papouf“ und er war Inhaber einer Werft. Von der heimischen Terrasse aus soll der stets auf Effizienz pochende Industrielle dortige Arbeiten mit kritischem Blick beobachtet haben: „Ich möchte nicht, dass die Arbeiter während der Arbeitszeit ihre Zigaretten rollen, am Ende eines Monats ist damit zu viel verloren.“ (www.darse.fr)
Neben dem Schiffbau beschäftigte sich Rosengart mit weiteren technischen Entwicklungen, darunter ein zunächst lediglich für seine Enkel entworfenes Tischfußballspiel namens „Babyfoot“. Als ihm infolge wirtschaftlicher Probleme seiner Betriebe nur noch ein Dutzend Arbeiter geblieben waren, begann Lucien Rosengart mit der Produktion von Teppichen und Vasen sowie verschiedenen Schmuckstücken aus Gummi (ebd.).
Nach der Aufgabe seiner Firmen widmete er sich der naiven Malerei. Hochbetagt verstarb Lucien Rosengart am 27. Juli 1976 mit 95 Jahren in Villefranche-sur-Mer und fand seine letzte Ruhe auf dem Friedhof Montrouge bei Paris.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021)

Internet
www.rosengart-museum.de: Rosengart-Museum (abgerufen 05.09.2021)
www.rheinischemuseen.de: Rosengart-Museum (abgerufen 09.09.2021)
www.darse.fr: Lucien Rosengart ou „Le Nom de la Rose“ (Text Paul Masnata, französisch, abgerufen 09.09.2021)
stringfixer.com: Automobile L. Rosengart (abgerufen 09.09.2021)
stringfixer.com: Lucien Rosengart (abgerufen 09.09.2021)
fr.wikipedia.org: Lucien Rosengart (französisch, abgerufen 08.09.2021)
fr.wikipedia.org: Rosengart (französisch, abgerufen 08.09.2021)
en.wikipedia.org: Lucien Rosengart (englisch, abgerufen 08.09.2021)
en.wikipedia.org: Automobiles L. Rosengart (englisch, abgerufen 08.09.2021)
de.wikipedia.org: Lucien Rosengart (abgerufen 05.09.2021)
de.wikipedia.org: Automobiles L. Rosengart (abgerufen 05.09.2021)
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Literatur

Krings, Josef (1994)
Lucien Rosengart - Wegbereiter eines wirtschaftlichen Automobils. Katalog zur Ausstellung im Foyer des Kerpener Rathauses vom 29.4. bis 13.5.1994. o. O.
Krings, Josef (1993)
Rosengart-Museum. Geschichte - Technik - Automobile. In: Kerpener Heimatblätter 1993/1-2, hrsg. vom Verein der Heimatfreunde Stadt Kerpen, S. 154-248. Kerpen.

Rosengart-Museum im Schopenhof in Rath

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Friedensstraße 52
Ort
50181 Bedburg - Rath
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Museen
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1992

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„Rosengart-Museum im Schopenhof in Rath”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343030 (Abgerufen: 26. April 2024)
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