Kaufunger Straße 1 in Koblenz-Lay ist ein verwinkelter ortsbildprägender Fachwerkbau. Das Zweigiebelhaus an der Ortseinfahrt besteht aus dem zurückstehenden, bis an das Nachbarhaus reichenden Hauptgebäude und dem rechtwinkelig und mit geringerer Firsthöhe abgesetzten giebelständigen Vorbau. Dieser befindet sich, ebenso wie die benachbarten Gebäude, in der abknickenden Straßenflucht, während das Hauptgebäude von der Straße zurückgesetzt ist.
Architektur Beide Gebäude sind im Untergeschoss massiv und verputzt, die vorgekragten Obergeschosse in Fachwerk ausgeführt. Der Überhang der beiden Stockwerke fällt unterschiedlich aus und bildet jeweils eine ungleichseitige Dreieckfläche. Die Giebelseite des vorgebauten Hauses ist zur Nordseite hin so gestaltet, dass sie Raum gibt für jeweils ein Fenster im Obergeschoss beider Gebäude.
Das einfach strukturierte Fachwerk besteht aus einer Kombination von Riegeln, Brüstungsbalken und geschosshohen Einzelstreben. Am Hauptgebäude wird die Stützwirkung der Diagonalhölzer durch Kopfwinkel ergänzt. Zwei Gefache am Eckständer des Obergeschosses sind ausgemalt. Das linke teilt das Jahr der Erbauung (1707) mit, das andere symbolisiert in Form einer Rebe den Weinbau. Beides wird jeweils von einem dekorativen Begleitstrich eingerahmt. Bemerkenswert an dem moselseitigen Giebel ist die Verstrebung seiner Spitze in der Art eines Andreaskreuzes. An dem Gesamtfachwerk fällt auf, dass es akkurat in ebenmäßigem Holz verzimmert ist.
Neben dem Fachwerk und seiner Ausmalung ist der Hochwasserpegel ein beachtenswerter Bestandteil der Hausfassade. Er zeigt die höchsten Wasserstände an, die seit dem Jahr 1784 für Lay überliefert sind.
Geschichte Da zum Anwesen keine landwirtschaftlichen Nebengebäude gehören, ist zu vermuten, dass es sich ursprünglich um ein Winzerhaus handelte. Der Erbauer ist namentlich unbekannt. Auch von der Besitzgeschichte des Hauses ist wenig bekannt. Um das Jahr 1800 gehörte es zusammen mit dem benachbarten, deutlich älteren Haus einem Zweig der alteingesessenen Familie Roos.
Zur Erbauungszeit lag das Haus direkt vor der Fahrport. Sie war Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Sie bestand aus einem Graben, einem Erdwall mit Palisadenzaun, vielleicht aber auch aus einer Mauer, die vor Angreifern und Eindringlingen schützte. Urkundlich belegt sind zwei Durchlässe zum Moselufer hin: „Fahrport“ und „Lückenport“ genannt. Ort und Fähre konnten nur durch diese Tore erreicht oder verlassen werden. Die Fahrport befand sich, wie es die Benennung erklärt und durch zeitgenössische Skizzen überliefert ist, nahe dem Fahr. So wurde die Fähre selbst und das Umfeld der Anlegestelle früher benannt. Noch im Jahr 1779, also mehr als 70 Jahre nach der Erbauung des hier beschriebenen Hauses, wird der Durchlass in einem Gerichtsbuch als „Fahrport“ bezeichnet.
Das Haus befand sich somit von je her unmittelbar am Zugang zu Fähre und Dorf und damit an der verkehrswichtigsten Stelle des Ortes. An exponierter Stelle prägt es seit mehr als 300 Jahren ganz wesentlich das Bild der zur Mosel weisenden Häuserfront.
Quellen Landeshauptarchiv Koblenz, LHA Ko, a) Bestand 1 C Nr. 8734; b) 117 Nr. 462; c) 655,47 Nr. 118, 120 Stadtarchiv Koblenz, StAK, Depositum Kirche Lay: Familienbuch der Pfarrei Lay, errichtet 1871
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