Weinberg am Scheuelberghof in der Klosterlandschaft Maulbronn

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Knittlingen, Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 49° 00′ 19,93″ N: 8° 46′ 14,49″ O 49,00554°N: 8,77069°O
Koordinate UTM 32.483.229,59 m: 5.428.096,52 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.483.298,23 m: 5.429.828,97 m
Der Weinberg am Scheuelberghof wurde von den Maulbronner Zisterziensermönchen ebenfalls vermutlich nach dem Baubeginn des Klosters 1147 mit dem Hof angelegt. Er wurde um 1250 als „Scheitelberger Hof“ als Weinbaugrangie erstmals urkundlich erwähnt.

Durch Rodungen entstand bereits kurz nach der Klostergründung die Struktur der heute vorhandenen Rodungsinsel mit Weinbau am Südhang des Scheuelberges.
Nach der Säkularisierung 1534 und Gründung der evangelischen Klosterschule 1556 wurde der Hof heimischer Landwirte verpachtet, die kaum mit der Weinbauwirtschaft vertraut waren. Für den Scheuelberghof bedeutete dies allmählich einen Wechsel vom Weinbau zur traditionellen Landwirtschaft.

Um 1770 werden verschiedene Eigentümer von Weinbergsparzellen erwähnt: „Revers von Johannes Bürkle von Hohenklingen um 1 Stück Weinberg und Wiese im Scheuelberg.“ Erstellt (Anfang): 1771 [10. Dezember 1771] und „Revers von Johann Georg Gassert von Hohenklingen um 1 Morgen 2 Viertel 12 3/4 Ruten Weinberg am Scheuelberg, 2 Viertel Vorlehen, 3 Morgen 2 3/4 Ruten oben im Berg, 1/2 Viertel Vorlehen dabei.“ Erstellt (Anfang): 1773 [7. Januar 1773].

Bedingt durch die insgesamt schlechte wirtschaftliche Situation wurde der Hof verkauft. Da die wirtschaftliche Lage sich nicht wesentlich verbesserte, wurden die wertvollen Weinbergsparzellen verkauft. 1951 gehörte zum Hof noch neun ha Weinbergsparzellen.

Mechanisierung und Strukturwandel in der Landwirtschaft führten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu, dass der Weinbau auf den kleinen Parzellen auf dem Scheuelberg unrentabel wurde. Die Flurbereinigung der Weinberge scheiterte an der mangelnden Beteiligung der Stadt Maulbronn und der Uneinigkeit der zahlreichen Besitzer. Die sehr kleinen und teilweise terrassierten Parzellen wurden nicht mehr bewirtschaftet und verbuschten allmählich. Die Familie Birkle, die den Hof im Jahre 1951 erwarb, kaufte bzw. pachtete die angebotenen Weinbergsparzellen an, um somit der Verbuschung entgegen zu treten. Wo ein rentabler Weinbau nicht mehr möglich war, wurden diese Parzellen durch extensive Beweidung offengehalten. Heute wird etwa die Hälfte des 9 ha großen Weinbergs wieder bewirtschaftet.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2021)

Literatur

Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
Zisterzienserklöster als Gestalter der Kulturlandschaft. Das Beispiel des Klosters und der heutigen Weltkulturerbestätte Maulbronn. In: Religion und Kulturlandschaft, S. 22-35. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2009)
Kulturlandschaftsanalyse Klosterlandschaft Maulbronn als Beitrag zum Landschafts- und Flächennutzungsplan der VG Maulbronn-Sternenfels. Endbericht: 15.4.2009. (Gutachten im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 25 – Denkmalpflege, Regierungspräsidium Karlsruhe und der Stadt Maulbronn (nicht veröffentlicht).) Köln u. Kelberg.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter; Zickermann, Stephan (2010)
Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn - von der Stätte zur umgebenden Kulturlandschaft. Methodische Ergebnisse eines Fachgutachtens. In: UVP-Report 1+2, S. 13-23. Hamm.
Hachenberger, Richard (2002)
Das Kloster Maulbronn und Maulbronner Wein. In: Deutsches Weinbau-Jahrbuch 53, S. 333-338. o. O.
Kieser, Andreas (Bearb.) (1687)
"Altwürttembergische Forstkartenwerk" (1687) des Herzoglichen Württembergischen Kriegsrats und Oberst-Leutnants Andreas Kieser 1680-1687. Blatt 95: Maulbronn, bemerkenswerte Ansicht des Klosters mit vielen Türmen und Blatt 96: Zeysersweyer Ansicht von "Schmier" (nur als Schwarzweißfotos überliefert). o. O.
Paulus, Eberhard Gottlob; Eduard Paulus / Königlich statistisch-topographisches Bureau (Hrsg.) (1974)
Beschreibung des Oberamtes Maulbronn, mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, einem Situationsplan und sechs Holzschnitten (Neuausgabe der Ausgabe Stuttgart 1870). Magstadt bei Stuttgart.
Spaeth, Johann Michael (1761)
„Geometrischer Plan über die Herzogliche Clostersgemarckung Maulbronn ...“ 1761. Aufgenommen und gezeichnet durch Johann Michael Spaeth Geometram Iuratum zu Kleinsachsenheim. o. O.

Weinberg am Scheuelberghof in der Klosterlandschaft Maulbronn

Schlagwörter
Ort
75447 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1149

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„Weinberg am Scheuelberghof in der Klosterlandschaft Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-339939 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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