Schulgebäude Hauptstraße 3 Kammerforst

Alte Schule

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Kammerforst (Rheinland-Pfalz)
Kreis(e): Westerwaldkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 27′ 44,09″ N: 7° 40′ 37,32″ O 50,46225°N: 7,67703°O
Koordinate UTM 32.406.100,66 m: 5.590.863,62 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.406.138,12 m: 5.592.660,24 m
  • Altes Schulgebäude in Kammerforst, Hauptstraße 3 (2020).

    Altes Schulgebäude in Kammerforst, Hauptstraße 3 (2020).

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    Marianne Karthaus
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  • Ansicht Giebelseite des Schulgebäudes in Kammerforst (2020)

    Ansicht Giebelseite des Schulgebäudes in Kammerforst (2020)

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    Marianne Karthaus
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  • Schriftstück des Bauamtes Selters zu den Baumängeln an der Schule Kammerforst (1873)

    Schriftstück des Bauamtes Selters zu den Baumängeln an der Schule Kammerforst (1873)

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    Landeshauptarchiv Koblenz, LHA Ko Best. 655,261 VK Nr. 201
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    Marianne Karthaus
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  • Schrifstück zur Aufnahme des Unterricht in Kammerforst (1953)

    Schrifstück zur Aufnahme des Unterricht in Kammerforst (1953)

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    Landeshauptarchiv Kokblenz, LHA Ko Best. 443 Nr. 5015
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    Marianne Karthaus
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Im Gebäude Hauptstraße 3 in Kammerforst ist ein Dorfgemeinschaftsraum untergebracht. Im Anwesen befand sich bis zum Jahr 1966 die Schule von Kammerforst.

Geschichte des Schulbaus
Im Jahre 1872 wurde in der Gemeinde Kammerforst mit dem Bau einer Schule begonnen. Das Gebäude wurde aus Bruchsteinen (Muschelkalk) errichtet. Die Fenster- und Haustüreinfassungen sind aus Westerwälder Trachyd gefertigt. Das Gebäude besteht aus Keller, Erdgeschoss, Obergeschoss und zwei Mansardenzimmern, zur Südseite hin.
Für den Bau der Schule hatte die Gemeinde 1872 einen Kredit in Höhe von 2.000 Thalern bei der Nassauischen Landesbank aufgenommen. Laut der Endabrechnung kostete der Neubau 4.800 Thaler. Die offizielle Genehmigung zum Schulbetrieb wurde vom königlichen Landratsamt Montabaur im Jahr 1873 erteilt. Der Eintrag des Grundstückes als „Schule“ erfolgte im Jahr 1874 im Liegenschaftskataster. Die Dacheindeckung des Satteldachs bestand aus Naturschiefer, mit 2 kleinen Gaubenfenstern auf jeder Dachseite. Ein Glockentürmchen, ausgestattet mit einer Glocke, war auf dem Dach. Im Erdgeschoß befand sich die Lehrerwohnung. Der Klassenraum war im ersten Stock. Alle Schüler wurden in einem Raum unterrichtet.

Etwa im Jahre 1920 erfolgte ein Umbau. Die Lehrwohnung kam in den 1. Stock und der Schulraum ins Erdgeschoß. Im Erdgeschoss befand sich ein Wasserklosett, welches zur Lehrerwohnung gehörte und für diese Zeit in derartigen Bauten noch nicht üblich war. Das Gebäude verfügte über eine elektrische Lichtanlage sowie über eine eigene Wasserleitung. Das Haus wurde mit einer Ofenheizung beheizt. Die Decken bestanden aus Holzbalken und die Fußböden waren mit Tannenholz ausgelegt.
Die einzelnen Stuben der Lehrerwohnung waren tapeziert. Die Küche und das Treppenhaus waren bis auf Sockelhöhe mit Ölfarben gestrichen; alle übrigen Wandflächen wurden mit Leinfarben versehen.

Hinter der Schule, in einem eigenen Raum, waren die Abortanlagen für die Kinder. Der Schulhof, aus gestampfter Erde, war mit Holzlatten umzäunt und mit Kastanienbäumen bepflanzt.

Im Anbau an der Ostseite des Hauses stand das Spritzenhaus. Im Spritzenhaus wurden Utensilien zur Brandbekämpfung gelagert. Es gab Eimer, aus Leder und Stroh gefertigt, abgedichtet mit Wachs, eine handbetriebene Wasserpumpe, Wasserschläuche mit Spritzen etc. Auf der Rückseite, mit einem eigenen Eingang, war die Waschküche.
Während des II. Weltkrieges wurde die Glocke konfisziert und entfernt. Etwa im Jahre 1955 mussten das Dach und Teile des Dachstuhls erneuert werden. Damals wurde der Glockenturm abgerissen und die vier Gaubenfenster entfernt. Die Dacheindeckung erfolgte mit Kunstschiefer.

1982 wurde das Haus verputzt und erhielt sein heutiges Aussehen. Die drei Kastanienbäume auf dem Schulhof mussten nach und nach gefällt werden.

Schulalltag
In Kammerforst wurde in acht Klassen mit insgesamt etwa 40 Kindern unterrichtet. Eine Schulversäumnisliste führte die fehlenden Kinder und die Strafgelder hierfür auf. Der Lehrer trug in ein Tagebuch den täglichen Unterrichtsstoff ein.
Die Einstellung des Schulunterrichts erfolgte im II. Weltkrieg im Jahr 1940 und die Kinder besuchten fortan die Schule in Hilgert. Ab dem 01.11.1953 hat man den Schulunterricht in Kammerforst wieder aufgenommen.
1966 kam das entgültige Aus für den Schulbetrieb in Kammerforst.

Spätere Nutzung des Gebäudes
Nach dem „Aus“ der Schulnutzung begann die Gemeinde, die Lehrerwohnung zu vermieten. Im Jahr 1982 wurden weitere Umbaumaßnahmen vorgenommen. Aus dem Klassenzimmer wurde ein Dorfgemeinschaftsraum und im erweiterten Spritzenhaus sind sanitäre Anlagen untergebracht. Aus den Abortanlagen hinter dem Haus wurde eine Remise. Der Schulhof erhielt einen Verbundpflasterbelag. Der Vorplatz vor der ehemaligen Schule wurde 2013 im Rahmen des Straßenausbaus umgestaltet.
Im Jahr 2018 wurden weitere Modernisierungsmaßnahmen der Wohnung und des Gemeinschaftsraums abgeschlossen.

Im Dorfgemeinschaftsraum und dem daneben stehenden Backes werden Dorffeste gefeiert. Der Gemeinderat hält seine Sitzungen im alten Schulhaus ab. Außerdem kann der Raum, dem eine kleine Küche angeschlossen ist, für private Feiern gemietet werden.

Quelle
Landeshauptarchiv Koblenz (Genehmigung Schulbetrieb) LHA Ko Best. 655,261 VK Nr. 201 und (Schriftstück) LHA Ko Best. 443 Nr. 5015.


(Marianne Karthaus, Kammerforst, 2021)

Schulgebäude Hauptstraße 3 Kammerforst

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Haupstraße 3
Ort
56206 Kammerforst
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Fotos, Bauaufnahme, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1872, Ende 1966

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„Schulgebäude Hauptstraße 3 Kammerforst”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-339937 (Abgerufen: 28. März 2025)
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