Mit dem Begriff Buschtunnel werden mehrere Tunnelbauten bezeichnet, die im Verlauf der Eisenbahnstrecke von Aachen über Welkenraedt nach Lüttich/Liège liegen. Die ältesten Teile wurden 1843 in Betrieb genommen, der jüngste stammt von 2009.
Alter und Kleiner Buschtunnel Südwestlich von Aachen erstreckt sich der Aachener Wald, ein Geländerücken am Übergang der niederrheinischen Tiefebene zum Rheinischen Schiefergebirge. Beim Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Aachen und Liège im Verlauf der Verbindung von Köln über Aachen nach Antwerpen musste dieser Geländeabschnitt überwunden werden. Mit den damaligen Mitteln war dies zum einen durch eine steile Rampe bei Aachen-Ronheide und zum anderen durch zwei Tunnel möglich. Es wurden ab 1838 der Große und der Kleine Buschtunnel angelegt und 1843 in Betrieb genommen. Der Alte Buschtunnel ist somit der älteste noch befahrene Tunnel Deutschlands.
Der große Tunnel ist 691 Meter lang (ursprünglich 741 Meter) und hat eine maximale Überdeckung von rund 51 Metern. Der Tunnel ist weitgehend mit kleinformatigen Ziegelsteinen ausgebaut, in Teilbereichen des südlichen Streckenabschnitts bestehen die Widerlager aus kompakten Sandsteinquadern. Richtung Liège schloss der etwa 150 Meter lange kleine Buschtunnel an. Beide Tunnel waren für den zweigleisigen Betrieb ausgelegt. Wie die geologischen Untersuchungen beim Bau des neuen Buschtunnels zeigten, stehen hier die Sande von Hauset an. Darunter liegt der Aachener Sand aus feinkörnigen Quarzsanden mit bis zu 50 Zentimeter dicken Einlagen von Sandstein, vereinzelt mit Dicken bis zu 2,5 Metern. Beide gehören zu Ablagerungen der Aachen-Limburger Kreidetafel (Oberkreide, 86-66 Millionen Jahre).
Bereits 10 Jahre nach seiner Eröffnung musste der Buschtunnel erstmalig saniert werden. Aufgrund fehlender Isolierung war eine Trockenlegung des Tunnels notwendig geworden. Dazu wurde oberhalb des Mauerwerks ein Längsstollen gegraben, von dem Querstollen ausgingen, mit deren Hilfe die Bauarbeiten durchgeführt wurden. Nach Beendigung der Arbeiten wurden die entstandenen Stollen verfüllt. Vermutlich im Zuge dieser Arbeiten wurde der kleine Buschtunnel entfernt, da die Umwandlung in einen Einschnitt aufgrund geringer Überdeckung möglich war. (nach Wikipedia) Bei Sanierungsarbeiten wurde er 1884 um 50 Meter verkürzt. Eine erneute Sanierung folgte in den 1930er-Jahren. Nach dem damaligen Stand der Technik brachte man von innen Spritzbeton ein. Aber durch Rauch und Abgase der Lokomotiven, durch Frost und Bergwasser entstanden Schäden an dieser Spritzbetonschicht und dem Ziegelmauerwerk des eigentlichen Tunnels.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tunnelgewölbe durch eine Sprengung zerstört, der Bahnverkehr ruhte. 1949 konnte der Tunnel wieder in Betrieb genommen werden. Die Elektrifizierung der Strecke in den Jahren 1965 bis 1966 erforderte umfangreiche Bauarbeiten im Tunnel. In den folgenden Jahren folgten zahlreiche Sanierungsmaßnahmen, wie die Versiegelung des Mauerwerks durch bewehrten Spritzbeton in zahlreichen Abschnitten. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden verstärkt Schäden am Mauerwerk sichtbar. Vor der Sanierung durfte der Tunnel daher nur noch mit 40 Kilometern die Stunde befahren werden. Nach dem Bau des neuen Buschtunnels bis 2007 wurde der alte Buschtunnel vorübergehend außer Betrieb genommen. Zwischen Juni 2009 und Oktober 2011 sanierte man den alten Buschtunnel grundlegend. Die bestehende, ziegelgemauerte Tunnelröhre kleidete man mit einer Innenschale aus Beton aus. In der ehemals zweigleisigen, nun eingleisigen Tunnelröhre wurden ein Rettungsweg, eine Beleuchtung und Brandschutz-Maßnahmen installiert. Am 23. Oktober 2011 wurde das Gleis der sanierten Röhre wieder in die Strecke nach Lüttich eingebunden.
Neuer Buschtunnel Zwischen 2004 und 2007 wurde im Abstand von 25 bis 45 Meter südlich des alten Tunnels eine neue, 711 Meter lange, eingleisige und leicht gebogene Tunnelröhre angelegt. Der Neubau wurde am 23. November 2007 eingeweiht und am 25. November 2007 fahrplanmäßig in Betrieb genommen. Der Neubau steht im Rahmen des europäischen Eisenbahnprojekt PBKA (Verbindung der Städte Paris, Brüssel, Köln und Amsterdam mit Hochgeschwindigkeitsstrecken). Zugleich wurden die Gleisanlagen zwischen dem Aachener Hauptbahnhof und dem Anschluss an die neue belgische Schnellfahrstrecke HSL 3 (niederländisch Hogesnelheidslijn, französisch LGV / Ligne à grande vitesse = die Achse Köln–Paris) so ausgebaut, dass die Streckengeschwindigkeit auf 160 Kilometer pro Stunde angehoben werden konnte. In diesem Zusammenhang verschwand auch das Überwerfungsbauwerk unweit des Südportals, welches den Wechsel von belgischem Linksverkehr auf deutschen Rechtsverkehr ermöglichte. Seitdem wird die Strecke ab Aachen Hauptbahnhof im Linksverkehr betrieben. Der Wechsel zwischen den Bahnstromsystemen von Deutschland und Belgien findet ebenfalls im Aachener Hauptbahnhof statt.
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)
Hinweis Der Kleine Buschtunnel wurde nach der preußischen Topographischen Karte - Uraufnahme von 1843 kartiert, die Lage ist daher nur annähernd genau.
Internet de.wikipedia.org: Buschtunnel (abgerufen 03.07.2021) www.buschtunnel.de: Stefan von der Ruhren: Der Aachener Buschtunnel. In: Eisenbahnen in Aachen und der Euregio Maas-Rhein. Stefan von der Ruhren. 4. Dezember 2011 (abgerufen 03.07.2021) www.daub-ita.de: Deutscher Ausschuss für unterirdisches Bauen e. V., Köln. Alter Buschtunnel (abgerufen 03.07.2021)
Literatur
Schweers, Hans; Wall, Henning (1993)
Eisenbahnen rund um Aachen. 150 Jahre internationale Strecke Köln – Aachen – Antwerpen. S. 160–161, Aachen.
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