Architektur
Der Torbogen wird auf der östlichen Seite von einer massiven Sandsteinwand begrenzt, die zwei Grundstücke voneinander abgrenzt. Der hohe Torbogen ist mit Prallsteinen versehen und führt zum traufständigen Wohngebäude über. Dort zeigt sich ein Bau des 19. Jahrhunderts, der mit einem weiteren, westlich gelegenen Torbogen endet. Auffallend an der Fassade ist der sehr knappe Abstand zwischen der aufsteigenden Fassade und dem Dachüberstand. Die Fensterlaibungen sind einfach profiliert. Das Hochparterre sitzt auf einem Hochkeller, in dem sich heute eine Weinprobierstube befindet.
Der Ofenstein zeigt die Initialen ISAS und die Jahreszahl 1774 (die 4 ist leicht beschädigt). Die Initialen verweisen auf den Namen Joseph Saum, seine Ehefrau Anna Saum, geborene Koch (Heirat 1. Oktober 1754). Die Familie ist im Ortsfamilienbuch von Maikammer-Alsterweiler eingetragen. Der Küfer Joseph Saum (1699-1784) heiratete in erster Ehe eine Anna Christina Schwarz (1692-1751) und vermählte sich dann mit Anna Apollonia Koch (1711-1785). Es wurden zwei Kinder geboren, die Spuren der Familie verloren sich dann aber. Der Stein zeigt nicht die typischen Küferwerkzeuge, sondern eine Weinrebe mit zwei rotgefaßten Traubenrispen. Sie sind mit Ranken an zwei außen liegenden, volutenartigen Verzierungen befestigt.
Im Rahmen der Nachqualifizierung der Denkmalzone von Alsterweiler wurde folgende Einschätzung zum Anwesen gegeben: „Hofanlage mit traufständigem, zweigeschossigem Wohnhaus des späten 19. Jh. mit Überformungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jh., im Kern womöglich 17./18. Jh. Massiver Putzbau über hohem Sockel mit integrierter Torfahrt, bez. 1980. Hochkellergeschoss mit Kellerklappe. In beiden Geschossen einfach profilierte Fenster mit Klappläden, darüber Satteldach (über Eck in Scheunendach übergehend). Östlich angrenzende Hofmauer mit Fenster, eingelassenem Ofenstein (18. Jh.) sowie einem weiteren Torbogen (17. Jh.). Ortsbildprägende Straßenfront. Erhaltenswertes Gebäude von besonderer Wertigkeit, an Alsterweiler Hauptstraße 28 Renaissance-Hoftorbogen, bez. 1639. Mehrfach profiliert, auf Polsterfüßen. In der Hofmauer Volutenstein (Ofenstein) mit Trauben und Blättern, bez. ISAS / 1774.“ (GDKE 2020).
Das Anwesen war Teil eines architektonischen Rundgangs anlässlich der Brunnenkerwe ONLINE 2021 (20. Juni 2021). Unter dem Titel „Alsterweiler und seine Baukultur“ veranstaltete die Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Kammergruppe 10 vier Streifzüge durch den Ort. Kooperationspartner waren der Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler) und das Projekt Kultur.Landschaft.Digital. Rheinland-Pfalz sowie die Gemeinde Maikammer. Der Architekt Joachim Becker und der Stadtplaner Matthias C.S. Dreyer beschreiben das Anwesen im Streifzug II.
(Matthias C.S. Dreyer, Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler), 2021)