Veranstaltungszentrum Hohenstaufensaal in Annweiler

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Annweiler am Trifels
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 12′ 12,05″ N: 7° 57′ 58,72″ O 49,20335°N: 7,96631°O
Koordinate UTM 32.424.702,16 m: 5.450.575,53 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.424.747,54 m: 5.452.316,74 m
  • Historische Postkarte der Stadtschänke im Gebäude des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (1950er Jahre)

    Historische Postkarte der Stadtschänke im Gebäude des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (1950er Jahre)

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    Museum unter Trifels, Annweiler
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  • Video zum Bildprogramm des Freskenzyklus im Festsaal des Veranstaltungszentrums Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels (2020)

    Video zum Bildprogramm des Freskenzyklus im Festsaal des Veranstaltungszentrums Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels (2020)

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    Produktion: Maria Gutzeit; Isabelle Oldenburg; Chiara Roma / Universität Koblenz
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    Isabelle Oldenburg; Maria Gutzeit; Chiara Roma
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  • Video zur Deutung und Instrumentalisierung der Staufer in Annweiler zur Zeit der Nationalsozialisten (2020)

    Video zur Deutung und Instrumentalisierung der Staufer in Annweiler zur Zeit der Nationalsozialisten (2020)

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    Produktion: Maria Gutzeit; Isabelle Oldenburg; Chiara Roma / Universität Koblenz
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  • Video zum Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels (2020)

    Video zum Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels (2020)

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    Produktion: Maria Gutzeit; Isabelle Oldenburg; Chiara Roma / Universität Koblenz
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  • Außenansicht des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (2020)

    Außenansicht des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (2020)

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  • Außenansicht des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (2020)

    Außenansicht des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (2020)

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  • Außenansicht des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (2020)

    Außenansicht des Hohenstaufensaals in Annweiler am Trifels (2020)

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    Maria Gutzeit / Universität Koblenz
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Der Hohenstaufensaal wurde in den 1930er Jahren als Stadthalle, Veranstaltungshaus und Bürgerzentrum erbaut. Das Gebäude ist somit ein Zeugnis der jüngeren Stadtgeschichte Annweilers. Der Vorplatz mit 400 Quadratmetern bietet den nötigen Platz für Märkte, Messen und Open-Air-Veranstaltungen. Adolf Kesslers Freskenzyklus im Hohenstaufensaal veranschaulicht, wie die Staufer zur Zeit des Nationalsozialismus wahrgenommen und instrumentalisiert wurden.

Gebäude
An der Ecke Saarlandstraße und Landauerstraße wurde nach Plänen der Architekten Heinrich Schmitt (1899-1985) und Philipp Blaumer (1896-vermutlich 1968) aus Ludwigshafen am Rhein (Büro Schmitt und Blaumer) der Hohenstaufensaal errichtet. Ihr Entwurf ging als Sieger aus einem Wettbewerb hervor. Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. September 1936. Anstelle des Gebäudes standen bis dahin Gebäude der Talbrauerei. Der Bau des Hohenstaufensaals gehört zu den Maßnahmen, mittels der die Staufervergangenheit von Annweiler wieder herauf beschwört werden sollte. Der Bau kann in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Trifels, des Baus der Trifelsstraße sowie der Errichtung der „Siebert-Anlage“ (heute Markward-Anlage) im Bindesbacher Tal gesehen werden.

Das Veranstaltungsgebäude fällt durch seinen imposanten Außenbereich auf. Der langgestreckte Baukörper mit Walmdach ist eingeschossig. Aufgrund der Taktung von hochrechteckigen Fenstern, die bis zum Erdboden reichen und den exakt darüber angeordneten Rundfenstern, wirkt der Bau harmonisch. Die weiße Fassade, der hellgrau gepflasterte Vorplatz und die quadratischen Wasserflächen, in denen sich der Himmel spiegelt, unterstreichen die inszenierte Leichtigkeit der Architektur. An das längliche Gebäude schließt sich rechts ein quadratischer Baukörper mit Flachdach an. Dieser springt in Richtung des Vorplatzes hervor. Die linke Seite des Anbaus besteht aus einer Glasfassade. In diese Glasfläche ist der Eingang zum Gebäude integriert. Die anderen Wände bestehen aus massiv gemauerten Sandsteinwänden. Auf diese Weise wird ein starker Kontrast zum weißen Baukörper gesetzt. An der Stirnseite dieses Gebäudeteils ist der Name des Veranstaltungszentrums „HOHENSTAUFENSAAL“ angebracht.

Im Osten schloss sich ursprünglich an das Gebäude eine Gaststätte an. Die Kubatur und die Fassadengestaltung des Gebäudes blieben über die Jahrzehnte unverändert. Auch im Rahmen der Renovierung des Hohenstaufensaals in den Jahren 2008-2012 blieben diese erhalten. Nur die Gaststätte wurde abgerissen und an dieser Stelle entstand ein neuer Bau in gleicher Größe. Dieser war als Empfangsraum und Ort für kleinere Veranstaltungen konzipiert. Während des Umbaus wurde die Bühne von der Ost- an die Westseite verlegt.

Festsaal
Zwei mächtige Kronleuchter und die tiefen hochrechteckigen Fenster erhellen den Saalraum des Festsaals. An der hinteren Wand wurde im Zuge der Renovierungen eine Lichtbildinstallation angebracht. Diese stellt die Geschichte des Hohenstaufensaals bis heute dar. Der denkmalgeschützte Festsaal diente seit seiner Erbauung unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten. Für das Holzparkett und die Holzdecke wurde Holz aus dem Pfälzerwald genutzt.

Freskenzyklus
Wie an vielen Orten in Annweiler am Trifels, wurde auch in der Innengestaltung des Festsaals ein Bezug zu den Staufern und der Stauferzeit hergestellt (siehe Videoclip in der Mediengalerie). Im Jahre 1936 (erste Erwähnung des Auftrages am 2. Januar 1937, Beginn der Arbeiten am 8. Juni 1937) (Weber/Blinn 1991, S. 161) erhielt der Künstler Adolf Kessler (1890-1974) den Auftrag, einen Fresken-Zyklus zur Geschichte des Geschlechts für diesen Saal anzufertigen. Wandfresken stellten zur Zeit des Nationalsozialismus aufgrund ihrer Monumentalität eine beliebte Kunstform dar.
Zunächst wollte Kessler die gesamte Nordwand des Saales über 26 Meter hinweg mit einem einzigen Längsfresko gestalten. Dann entschied er sich für die Darstellung in fünf Einzelfresken. Jedes Fresko sollte Teil einer Gesamtszene aus dem Leben der Staufer darstellen. Wie für die Arbeitsweise von Kessler typisch, verband er idealisierte Vorstellungen der Vergangenheit mit solchen der Gegenwart.

Bewertung zur Zeit des Nationalsozialismus
Die Fresken im Hohenstaufensaal zeigen eine Vorstellung des Mittelalters, wie sie zur Zeit der Nationalsozialisten herrschte und vermittelt werden sollte. Besonders das im Zyklus dargestellte Menschenbild entsprach den Vorstellungen der Zeit. In der Zeitschrift „Die Westmark. Monatsschrift für deutsche Kultur“ steht in Bezug auf Kesslers Fresken:
„[...] Ja, man ist versucht zu sagen, daß selbst dem, dem die Zeit des geschichtlichen Rittertums keineswegs vertraut ist, allein durch diese Fresken auf Ritterehre, auf Mannentreue und auf alle ewigen Werte des nordischen Menschentums verpflichtet zu werden vermag. Diese Verpflichtung aber erfüllt den Sinn der Fresken.“ (Die Westmark, 1933-1943, S. 329).

In Heft 10 der Zeitschrift „Wille und Macht“ wird direkt auf Kesslers Fresken im Hohenstaufensaal Bezug genommen:
„Die Landschaftsmalerei, der sich Kessler zuwandte, befriedigte ihn auf die Dauer nicht, denn er wollte über das Ästhetische hinaus zum Bedeutungsvollen, Sinnbildlichen, Großartigen. So entdeckte er für sich das Fresko. Wir haben in 'Wille und Macht' mehrfach darauf hingewiesen, daß die Krönung und das endgültige Ziel der gegenwärtigen Malerei die Fresko-Malerei sein muß, da hier das Gemälde durch die Architektur seine wahre und politische Würde empfängt. Keßler ist in der Fresko-Kunst bereits weit vorgeschritten [...]. Keßlers Fresken vor allem die Reihe der historischen Fresken in der Hohenstaufenhalle in Annweiler von denen wir zwei in der Kunstdruckbeilage abbilden, sind bereits maßgebliche Leistungen auf diesem Gebiet. [...] Nicht mehr der einzelne historische Vorgang, die dargestellte Episode, ist wichtig, sondern die Kraft, die beispielsweise aus den Gestalten und der Szene spricht, aus den edlen Gestalten und aus dem Zeugnis von der Größe des ersten Reiches. Die Bilder werden also nicht eigentlich 'betrachtet', sondern sie sollen 'wirken' also selber aktiv werden. Keßlers Wandbilder sind in diesem Sinne von großer künstlerischer und kulturpolitischer Bedeutung.“ (Wille und Macht, 1939, S. 40).

Aktuelle Bewertung
Wolfgang Diehl würdigt die technischen Fähigkeiten Kesslers im Bereich der Freskomalerei und nennt ihn „einen ausgezeichneten Praktiker an der Wand“ und schreibt weiter: „Kesslers Fresken verzichten auf diesen dezidierten Zeitstil mit NS-Symbolen“ (Diehl 2020). Kessler orientiere sich, so Diehl, vielmehr an italienischen Vorbildern aus der Renaissance und auch an Romantikern wie Moritz von Schwind und deren Historienmalerei. Der sogenannten „Blut und Boden Malerei“ ordnet er Kesslers Werke nicht zu. Und dies, obwohl viele andere Arbeiten von Kessler aus der Zeit, durchaus den Kunst-Vorstellungen von Gauleitung und Partei entsprachen. Hier wäre beispielsweise die „Westwall-Malerei“ zu nennen.

Eindeutige nationalsozialistische Symbole sind jedoch in den Fresken nicht zu finden. Vielleicht ist das der Grund, warum Kessler auch nach dem Zweiten Weltkrieg Aufträge von der Stadt erhielt. Zwei weitere Fresken Kesslers befinden sich im Ratssaal des Alten Rathaus von Annweiler am Trifels. Diese Fresken wurden in den 1950er Jahren von Kessler ausgeführt. Eine kritische Betrachtung seiner Arbeit unter den Nationalsozialisten fand zu dieser Zeit nicht statt. Stilistisch unterscheiden sich die Fresken im Rathaus nicht von denen im Hohenstaufensaal. Allerdings lassen sich auch weitere Nachkriegsarbeiten dieses „Heimatstils“ an und in öffentlichen Bauten der Region finden, beispielsweise im Städtischen Klinikum Landau.
Im Januar 2012 wurde, nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, der Hohenstaufensaal als Lokalität für Firmen, Familien und Kultur eröffnet. Das entstandene Veranstaltungszentrum bietet, neben Veranstaltungsräumlichkeiten, einen umfassenden Eventservice.

Kulturdenkmal
Der Hohenstaufensaal in Annweiler am Trifels wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet:
„Landauer Straße 1, Hohenstaufensaal, Saalbau mit Walmdach, 1937, Arch. H. Schmitt und P. Blaumer, Ludwigshafen; darin Gemäldezyklus von Adolf Kessler, Godramstein, 1937“ (GDKE 2021).

(Isabelle Oldenburg, Florian Weber, Universität Koblenz-Landau, 2021 / Rolf Übel, Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels, 2020)

Quellen
  • Die Westmark. Monatsschrift für deutsche Kultur. 1933-1943. NSZ-Verlag Neustadt an der Haardt.
  • Wille und Macht. Führerorgan der Nationalsozialistischen Jugend, herausgegeben von Baldur von Schirach, Jahrgang 7, Heft 10, Berlin, 15. Mai 1939.

Internet
www.kmkbuecholdt.de: Historisches Architektenregister (abgerufen 14.10.2021)
www.kunstportal-pfalz.de: Wolfgang Diehl (abgerufen 14.10.2021)

Literatur

Diehl, Wolfgang (2020)
Kämpferische Westmark. zur Kulturpolitik, Literatur und Bildenden Kunst während des Dritten Reichs in den Gauen Pfalz, Saarpfalz und Westmark. Neustadt an der Weinstraße.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2021)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südliche Weinstraße. Denkmalverzeichnis Südliche Weinstraße, 25. Februar 2021. S. 6, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Suedliche Weinstrasse, abgerufen am 08.05.2023
Kaiser, Jürgen (1994)
Fassaden einer Diktatur. Bauwerke und Bauplanungen des Nationalsozialismus in der Pfalz. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, S. 363-418. S. 363-418, o. O.
Weber, Wilhelm; Blinn, Hans (1991)
Adolf Kessler. Leben und Werk. S. 237. Landau i. d. Pf.

Veranstaltungszentrum Hohenstaufensaal in Annweiler

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Landauer Straße 1
Ort
57855 Annweiler am Trifels
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1937

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„Veranstaltungszentrum Hohenstaufensaal in Annweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-335773 (Abgerufen: 16. April 2024)
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