Die vorzügliche landschaftliche Lage auf einer sanften Anhöhe rechts der Lahn bot sich an für eine frühe Besiedlung. Sogar Weinbau war auf den sonnigen Hängen möglich. Die fruchtbaren Niederungen entlang der Lahn waren für Ackerbau und Viehhaltung bestens geeignet.
Heute ist davon nichts mehr zu erkennen, denn Schnellstraße und Landesstraße trennen den Ort vom Fluß ab. Die ehemals gute und offene Lage hatte aber auch einen Nachteil: Niederbiel musste mehrfach kriegsbedingte Schäden erdulden. Im Dreißigjährigen Krieg litt der Ort unter der Besatzung durch die spanischen Truppen des Feldherrn Tilly. Nach der Befreiung folgte eine Pestepedemie, die viele Opfer forderte. Während der französischen Revolutionskriege wurde Niederbiel am 10. September 1796 niedergebrannt. Der damalige Schultheiß verweigerte die Überlassung eines Pferdes an die Soldaten. Als Vergeltung wurde an unterschiedlichen Stellen Feuer gelegt, vier Einwohner erschossen und zwei Personen erschlagen. Im Feuer brannten 26 Höfe mit ihren Nebengebäuden ab und weitere sechs Bewohner verloren ihr Leben.
Evangelische Kirche Niederbiel
Die Kirche blieb als Steinbau und wegen ihrer Lage auf einem Bergsporn vom Brand unberührt. Eine Urkunde von 1324 belegt ihre Verbindung mit dem Kloster Altenberg im benachbarten Oberbiel. In der Reformation wurde sie zu einem evangelischen Gotteshaus. Ihr wuchtiger, romanischer Turm wird von einem Helm aus dem 18. Jahrhundert gekrönt. Das Kirchenschiff ist ein Anbau aus dem 17. Jahrhundert. Im schönen, kleinen Innenraum ist der zierliche Orgelprospekt ein erster Blickfang. Der massive, schlichte Altar ist aus dunkelgrauem Lahnmarmor gefertigt. Auf Wunsch der Gemeinde, die den Altarraum nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für kirchliche Veranstaltungen nutzen will, wurde der schwere Steinblock bei einer Restaurierung auf Rollen gesetzt. Eine Besichtigung ist nach Anmeldung im Gemeindebüro möglich.
(Sibylle Kahnt, Lahn-Marmor-Museum e.V., 2021)