Römerpark Vicus Eisenberg

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Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Eisenberg (Pfalz)
Kreis(e): Donnersbergkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 33′ 18,03″ N: 8° 04′ 43,39″ O 49,55501°N: 8,07872°O
Koordinate UTM 32.433.367,57 m: 5.489.564,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.433.416,21 m: 5.491.320,94 m
  • Das Römermuseum im Haus Isenburg in Eisenberg (Pfalz) - ein virtueller Rundgang (2021)

    Das Römermuseum im Haus Isenburg in Eisenberg (Pfalz) - ein virtueller Rundgang (2021)

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  • Video mit Thomas Hauck (Verein Römischer Vicus Eisenberg (Pfalz)) zum Schutzbau und zur Materialsicherung im Römerpark Vicus Eisenberg (Pfalz) (2020)

    Video mit Thomas Hauck (Verein Römischer Vicus Eisenberg (Pfalz)) zum Schutzbau und zur Materialsicherung im Römerpark Vicus Eisenberg (Pfalz) (2020)

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  • Rekonstruktionszeichnung des römischen Vicus in Eisenberg (Pfalz) um das Jahr 200 n. Chr.

    Rekonstruktionszeichnung des römischen Vicus in Eisenberg (Pfalz) um das Jahr 200 n. Chr.

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  • Rekonstruktionszeichnung des römischen Vicus in Eisenberg (Pfalz) um das Jahr 370 n. Chr.

    Rekonstruktionszeichnung des römischen Vicus in Eisenberg (Pfalz) um das Jahr 370 n. Chr.

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  • Das Dokumentationszentrum im Römperpark Vicus Eisenberg (Pfalz) von Südosten aus (2020)

    Das Dokumentationszentrum im Römperpark Vicus Eisenberg (Pfalz) von Südosten aus (2020)

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  • Das Dokumentationszentrum im Römperpark Vicus Eisenberg (Pfalz) von Südosten aus (2020)

    Das Dokumentationszentrum im Römperpark Vicus Eisenberg (Pfalz) von Südosten aus (2020)

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  • Das Dokumentationszentrum im Römperpark Vicus Eisenberg (Pfalz) von Westen aus (2020)

    Das Dokumentationszentrum im Römperpark Vicus Eisenberg (Pfalz) von Westen aus (2020)

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Südlich von Eisenberg (Pfalz) und unmittelbar an der Bundesstraße 47 (Römerstraße) gelegen, befindet sich der Römerpark Vicus Eisenberg. Es handelt sich dabei um ein Grabungsgelände mit römischen Siedlungsspuren, die im Rahmen der Bauarbeiten an der Umgehungsstraße in den frühen 1990er Jahren erstmals systematisch freigelegt wurden. Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. hat sich an diesem Ort eine römische Siedlung, später Kleinstadt befunden. Der römische Name dieser Siedlung ist nicht mehr bekannt.

Weite Teile der einst um die 4,6 Hektar großen Siedlung sind bis heute in ihren Grundmauern unter der Erde erhalten geblieben. Das mittelalterliche Eisenberg wurde auf dem nördlichen Ufer des Eisbaches gegründet, weshalb der römische Vicus bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von jeglicher Überbauung verschont blieb. Die verbliebenen Restflächen bieten einmalige Einblicke in die Topographie, die Lebensweisen und die römische Kultur in der Provinz am Rhein. Im archäologischen Park Eisenberg können rekonstruierte Keller, ein Dokumentationszentrum mit original römischen Heizungssystemen und Fundamenten, zwei Backöfen, zwei Sarkophage, ein Weihestein (Replik), zeitweise ein rekonstruierter Rennofen und der Nachbau einer Grillgrube besichtigt werden. Zu diesem Objekt gibt es einen interaktiven 360-Grad-Rundgang.

Lage und Bedeutung
Grabungsgeschichte
Wirtschaftsstandort
Siedlungsstruktur
Forum
Verwaltung
Spätphase
Burgus
Heutiges Gelände
Quellen/Internet


Lage und Bedeutung
Der Eisenberger Vicus lag an der strategisch bedeutsamen Fernstraße, die von Worms nach Metz führte. Die römische Verwaltungsstruktur sah vor, dass in einem Abstand von ca. 40 Kilometern kleinere Verwaltungszentren entstanden. Auf diese Weise waren die Orte für Händler, Bauern und Soldaten relativ schnell erreichbar. Darüber hinaus diente der Vicus aufgrund der regionalen Bodenschätze als wichtiger Industriestandort in der römischen Provinz Gallia Belgica, später Germania Superior. Die Provinz Germania Superior bestand ab dem späten 1. Jahrhundert n. Chr. und umfasste ein Gebiet, das sich auf die heutige Schweiz, Frankreich und den Südwesten Deutschlands erstreckte. In dieser Provinz lebten neben Römern auch keltische und germanische Stämme unter römischer Vorherrschaft zusammen (Klee 2013, S. 4ff).

Eisenabbau und -verarbeitung fand in der Region um den Donnersberg jedoch bereits in Vorrömischer Zeit statt. Früheste Funde von Eisenschlacken lassen sich auf das 4. Jahrhundert v. Chr. und somit in die sogenannte Spätlatènezeit datieren (Hanle 1960, S. 104). Auch am Standort des heutigen Römerparks Vicus Eisenberg verarbeiteten die Kelten bereits vor den Römern Eisen. Dieser Umstand lässt sich durch Kohlereste einwandfrei belegen (Rheinpfalz vom 17.03.2017). Unter den Römern wurde die Eisenproduktion und -verarbeitung an diesem Ort jedoch nochmal beträchtlich intensiviert.
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Grabungsgeschichte
Die Forschungsgeschichte am Vicus Eisenberg begann im Jahre 1761, als Johann Jacob Giehl (Lebensdaten unbekannt) einen römischen Inschriftenstein „Jupiterweihung der “Paternii„ auf einem Acker in der Nähe des Eisbaches fand. Dieser Inschriftenstein war ursprünglich mit der Schriftseite nach unten als Eckbinder im spätrömischen Burgus verbaut gewesen. Drei Jahre später wurden einige Urnen entdeckt. Eine intensivere Erforschung des Geländes fand jedoch erst im 19. Jahrhundert statt. Im Jahr 1820 wurde beispielsweise ein Viergötterstein im Umfeld des Burgus geborgen. Schon zu dieser Zeit wurden die römischen Funde aus der Region in Speyer deponiert. Noch heute befindet sich dort die Außenstelle der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz (LAD). Erste topographische Erfassungen und Kartierungen der römischen Funde erfolgten im Jahr 1823. Im Auftrag des ehemaligen Regierungspräsidenten Joseph von Stichaner (1769-1856) wurde eine Karte der römischen Fundamente im Umfeld der Gewanne “Auf der Hochstatt„ erstellt. Mit dem Bau der Eistalbahn im Jahr 1876 wurden einige Stellen der zentralen Siedlungsgebiete erschlossen. Im ausgehenden 19. und besonders im frühen 20. Jahrhundert steigerten sich die Bemühungen, in Eisenberg Artefakte aus römischer Zeit zu bergen und systematisch zu erforschen. Aus dieser Zeit stammt beispielsweise ein im Jahr 1902 gefundenes Votiv-Relief mit einer “Weihung für Mercur und Rosmerta„ oder der im Jahr 1929 ausgegrabene Viergötterstein (lupa.at).

Eine nach modernen Methoden stattfindende wissenschaftliche Erschließung des Geländes begann im Jahr 1992. Zuvor war die Planung einer südlichen Umgehungsstraße für Eisenberg festgelegt worden. Das LAD Speyer nahm die systematischen Ausgrabungen vor. Während der Großgrabungen, die bis zum Jahr 2000 andauerten, wurde eine Fläche von 300 Metern Länge freigelegt. 16 verschiedene Gebäude, zwei Ost-West verlaufende Hauptstraßen, zwei Nord-Süd verlaufende Nebenstraßen, ein zentraler Platz sowie zahlreiche Handwerkbereiche mit Überresten von Rennöfen und Schlackenkonzentrationen konnten freigelegt werden. Anhand der entdeckten Baufluchten und Häuserfunde konnten verschiedene Bauphasen ermittelt werden. Auch wurde anhand des Grabungsbefunds die Vermutung aufgestellt, dass zur Zeit der Römer neben einer Bauordnung auch eine Art Grundbuch existiert haben musste. In der Übergangszeit zwischen der Holzbauphase und der Steinbauphase entsprachen nämlich viele Häuserfronten bzw. -ausdehnungen den gleichen Ausrichtungen.

Auch zahlreiche Einzelstücke wurden während der systematischen Grabungen gefunden, beispielsweise eine Votivstatuette des Merkur sowie ein frühchristlicher Brotstempel. Im Hof des Burgus, der seit 2014 freigelegt wird, konnte im Jahr 2016 der Fund eines Skeletts gesichert werden. Nach weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Mann durch schwere Stiche und Hiebe getötet und anschließend in einer Grube beigesetzt worden war.
Viele der entnommenen Funde befinden sich heute im Archiv in Speyer. Einige Einzelstücke sind auch im Römermuseum im Haus Isenburg in Eisenberg ausgestellt. Nach der letzten Grabung im Jahr 2018 wurden alle Teile der Siedlung zum Schutz wieder verschüttet. Ausnahme bildet an dieser Stelle die Fläche des “Hauses 13„ über dem das Dokumentationszentrum errichtet wurde.
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Wirtschaftsstandort
Bereits vor den Römern war die Region um den Donnersberg aufgrund ihrer Bodenschätze ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Im Boden sind oberflächlich Eisenerze, in tieferen Schichten Tonerden und Klebsand zu finden. Die Römer benötigten Eisen neben der Herstellung von Werkzeugen und Gerätschaften vornehmlich auch für die Waffen- und Rüstungsindustrie. Der Standort des römischen Vicus in Eisenberg war nicht zufällig. Aus Ton und Klebsand ließen sich auch die für die Eisenerzverarbeitung unabdingbaren Schmelzöfen herstellen. Die nahegelegenen Wälder lieferten ausreichend Brennmaterial für den Schmelzprozess. Aufgrund dieser Begebenheiten stieg Eisenberg zum zentralen Umschlagsplatz mit Roheisen-Produktion wie -Export auf. Zahlreiche Funde aus den Großausgrabungen ab 1992 weisen auf wohlhabende Zustände des Vicus als florierender Wirtschaftsstandort hin. Die zentrale Lage in der römischen Provinz Germania Superior zwischen Divodurum (Metz), Borbetomagus (Worms), Mogontiacum (Mainz) und Treverorum (Trier) verhalf dem römischen Vicus von Eisenberg bis ins vierte Jahrhundert n. Chr. hinein ein wichtiger Wirtschaftsstandort zu bleiben.
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Siedlungsstruktur
Aktuelle Forschungen belegen, dass lange vor der Erbauung erster Häuser im späteren Zentrum des Vicus Eisenerz verarbeitet wurde. Der Werkplatz bildete sich im ausgehenden letzten Jahrhundert v. Chr. heraus. Dieser Zeitraum fällt mit der Verlegung des römischen Militärs an den Rhein zusammen. Ungefähr hundert Jahre später, im letzten Quartal des ersten Jahrhunderts v. Chr., wurde das Areal großflächig planiert, systematisch in Parzellen und Grundstücke eingeteilt und erste Gebäude wurden errichtet.

Entlang der Fernstraße verlief im Eisenberger Vicus die Hauptsiedlungsstruktur. Auch das Zentrum (Forum), lag unmittelbar an der Straße. In der Nähe des Forums befanden sich zwei weitere größere und prächtigere Häuser, die als Atriumhäuser angelegt waren. Atriumhäuser stellen eine typische Häuserform im römischen Reich dar. Dabei war das Gebäude um einen quadratischen Innenhof (Atrium) angelegt. Die meisten Häuser aber können als Streifenhäuser identifiziert werden. Streifenhäuser waren besonders typisch für die nördlichen Provinzen. Dabei handelte es sich um langgestreckte Gebäude in Fachbauweise (vornehmlich 1. Jahrhundert n. Chr.) sowie Holz-Lehmbauweise oder als Steingebäude errichtet (ab dem 2. Jahrhundert n. Chr.) Diese Häuser besaßen eine Länge von 11 bis 18 Metern bei einer Breite von 7 bis 9 Metern. Meistens verfügten diese Gebäude über zwei Stockwerke. Zur Straße hin waren die Läden und Werkstätten untergebracht, der Wohnbereich befand sich im hinteren Teil oder im Obergeschoss. Verschiedene dieser Streifenhäuser waren direkt an der Fernstraße gelegen.
Anhand der Fundstelle “Haus 22„ (ausgegraben zwischen den Jahren 2008 und 2015) lässt sich belegen, dass sich teilweise bis zu fünf Gebäude an einem Standort nacheinander befunden hatten. Die Grundmauern dieser unterschiedlichen Gebäude sind schichtweise übereinander gelagert.
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Forum
Auch das Forum, das als zentraler Platz den wichtigsten Bestandteil eines römischen Ortes bildete, war unmittelbar an der Fernstraße gelegen. Im Grabungsplan wird das Forum als “Haus 5„ gekennzeichnet. Es handelte sich dabei um ein bis zu dreistöckiges Gebäude mit einer Länge von 40 Metern. Um einen quadratischen Innenhof mit einer Fläche von 15x15 Metern, waren vier Gebäudeflügel als geschlossene Anlage errichtet. Weitere Gebäude grenzten an diesen Gebäudekomplex an. Drei der Gebäudeflügel waren eingeschossig und als Säulenhallen zum Innenhof hin offen. Der vierte Flügel hob sich als dreigeschossige Basilika von den anderen Gebäudeteilen ab. Hinter der Basilika befand sich ein apsidialer Abschluss. Im Forum waren neben der Basilika auch eine Markthalle, eine Versammlungshalle und die Curia als Rathaus untergebracht. Die vergleichbar große Ausdehnung des Innenhofs lässt darauf schließen, dass die Siedlung einen vergleichsbare wichtigen Wirtschafts- und Verwaltungsstandort innerhalb der Provinz darstellte.
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Verwaltung
Im Gebäudekomplex des Forums war auch das Rathaus (Curia) untergebracht. Dem Ort standen zwei Männer vor, die sogenannten duoviri. Während ihrer einjährigen Amtszeit hafteten diese Amtspersonen mit ihrem persönlichen Vermögen. Öffentliche Bauwerke, die während der Amtszeit realisiert wurden, mussten ebenfalls durch die duoviri finanziert werden. Für ihren Einsatz aber wurden sie jedoch nach Ablauf des Jahres mit dem vollen römischen Bürgerrecht belohnt.
Neben den duoviri lenkte der Rat, auch Bürgerschaft genannt (Civitas), die Geschicke des Ortes. Ratsherr durfte jedoch nur sein, wer frei war, Landbesitzt und ein gewisses Vermögen vorweisen konnte.
Als Exekutive in einem römischen Ort übernahmen die Benefiziarier den Polizeidienst. Teilweise waren auch Legionäre aus nahegelegenen militärischen Stützpunkten als Benefiziarier stationiert. Die Benefiziarier waren auch für die Sicherung der Transporte des produzierten Eisens in die anderen Städte verantwortlich.
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Spätphase
Eine Zäsur lässt sich mit den Germanenangriffen zwischen den Jahren 260 und 275 n Chr. vermuten, die auch in Eisenberg mit Plünderungen und Zerstörungen einhergingen. Darauf weisen unter anderem Brandschichten in einigen Gebäuden hin, die Münzen dieser Zeit enthielten. Eine auffällige Anzahl bilden hier die Prägungen der Gallischen Usurpatoren Tetricus I. (Lebensdaten unbekannt) und Tetricus II. (Lebensdaten unbekannt), die zwischen den Jahren 271 und 274 n. Chr. die Region kontrollierten.

In der Constantinischen Zeit konnte sich der Vicus in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts erholen. Teile der Siedlung wurden wiederaufgebaut und sogar vergrößert. Entscheidend war wohl der hohe Eisen-Bedarf im römischen Reich, der eine weitere wirtschaftliche Blüte aufkommen ließ. Gestützt wird diese These auch durch größere Münzfunde aus dieser Zeit, da größere Münzfunde auf ein funktionierendes Wirtschaftsleben schließen lassen.

Im Jahr 350 erhob sich Feldherr Magnentius (303-353 n. Chr.) gegen Kaiser Constans (320-350 n. Chr.), der den Westteil des Römischen Reiches regierte. In Folge dieses Konflikts drangen Alemannische Stämme in die geschwächten linksrheinischen Gebiete vor. Für den Vicus Eisenberg bedeutete dies eine Veränderung in seiner Siedlungsstruktur. Der Sicherung der Rohstoff-Versorgung wurde in dieser Krisenzeit besondere Bedeutung beigemessen. Der Bau des Burgus muss vermutlich in diesem Kontext gesehen werden. Es wird davon ausgegangen, dass die römische Siedlung in Eisenberg um das Jahr 430 n. Chr. aufgegeben wurde (Bernhard et al. 2007, 147).
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Burgus
Bei dem Burgus handelt es sich um eine spätantike Kleinfestung. Erbaut wurde der Burgus um das Jahr 370 im Rahmen eines Grenzbefestigungsprogramms unter Kaiser Valentinian I. (321-375). Der Bau wurde auf einem einplanierten Abschnitt im Westen des Vicus vorgenommen und unter anderem mit Steinmaterial aufgegebener Häuser, verschiedener Altäre und Inschriftensteine umgesetzt. Der Burgus diente zunächst vor allem der Sicherung der großen Fernstraße, als Fliehburg und als Vorratsspeicher. Die Produktion von Roheisen am Standort Eisenberg kann für diesen Zeitabschnitt bisher nicht nachgewiesen werden (Bernhard et al. 2007, 147).
Eine Rekonstruktionszeichnung zeigt den Burgus als hohes, wehrhaftes Gebäude auf rechteckigem Grundriss. Die dicken Mauern waren durch schmale Fenster unten und etwas größere Fenstern oben durchbrochen. Das Gebäude verfügte über fünf kleinere Räume, deren Dächer in Richtung eines kleinen Hofes geneigt waren. Umgeben war dieser turmartige Bau von einer Mauer. In der Ostseite dieser Mauer wurden Reste von quadratischen Türmen nachgewiesen. Vermutlich waren auch die anderen Mauerseiten durch derartige Türme gesichert.
Teile der Grundmauern des Burgus waren im 19. Jahrhundert noch in der Bodenstruktur sichtbar. Die Steine wurden jedoch mit der Zeit abgetragen und als Baumaterial verwertet. Im Jahr 1882 führte Christian Mehlis (1850-1933) eine erste Untersuchung des Burgus-Geländes durch. Im Jahr 1919 widmete sich Friedrich Sprater (1884-1952) erneut diesem Objekt.
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Heutiges Gelände
Heute können im Römerpark Vicus Eisenberg sowohl Objekte im Außengelände, als auch Objekte im Dokumentationszentrum besichtigt werden. Vor dem Dokumentationszentrum befinden sich zwei rekonstruierte römische Keller und zeitweise ein rekonstruierter Rennofen.

Das Dokumentationszentrum über dem ausgegrabenen “Haus 13„ dominiert das Gelände des Römerparks. Die beste Art, einen archäologischen Fund nach dessen Erfassung zu schützen, ist die erneute Verschüttung oder die Errichtung eines Schutzbaus. Mit der sofortigen Flächenstilllegung im Jahr 2003 konnte der Schutz der zentralen Bereiche rund um die Häuser 11, 12, und 13 wie auch des Burgus-Umfeldes gesichert werden. Auch in den Randbereichen kam eine Vereinbarung mit den Landwirten zu schonender Flächennutzung zustande, die auf rigide Pflugmaßnahmen verzichtet. Auf Initiative von Ulrich Himmelmann und Prof. Dipl. Ing. Erwin H. Zander von der Fachhochschule Düsseldorf wurden Entwürfe zum Bau eines Dokumentationszentrums eingeholt. Nach der Selektion von drei studentischen Entwürfen von insgesamt 18 studentischen Einreichungen wurde gemeinsam mit der Stadt Eisenberg der Entwurf von Dorothee Enck ausgewählt. Die Umsetzung wurde vom Architekturbüro “arche18 Enck / Oswald GbR„ aus Köln übernommen.
Anhand der gefundenen römischen Fundamente wurden Standort und Ausrichtung des Schutzbaus vorgenommen. Die Schutzbaufassade ist aus rostenden Corthenstahl-Scheiben und sowie Metallgewebe aus Streckmetall gefertigt. Die Wahl des Baumaterials stellt somit einen bewussten Bezug zu den Ursprüngen der römischen Siedlung dar.

Mit Fertigstellung des Schutzbaus wurde ein erster Teil des ursprünglich geplanten Römerparks abgeschlossen. Weitere Bauprojekte standen zur Debatte. Alle zwei Jahre findet auf dem Gelände des Römerparks Vicus Eisenberg ein Römerfest statt. Alte Bräuche und verschiedene Aktivitäten werden wiederaufgegriffen und erlebbar gemacht.
Auch wird in Führungen das Leben und Arbeiten im römischen Vicus erläutert. Fundstücke aus dem Vicus können im Römermuseum im Haus Isenburg besichtigt werden.
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(Lisa-Marie Lösch, Florian Weber, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Jürgen Müller und Herrn Thomas Hauck, 2021)


Quellen
Stadt Eisenberg: Informationsmaterial “Römerpark Vicus Eisenberg: Gästeführungen„
Rheinpfalz vom 17.03.2017.
Interview mit Thomas Hauck (1. Vorsitzender des Vereins Römischer Vicus Eisenberg (Pfalz) e.V.) vom 09.07.2020; durchgeführt von Amira Assenmacher, Katharina Laux und Lisa-Marie Lösch; organisiert von Thorsten Hutzenlaub und Marie-Luise Selzer.

Internet
lupa.at: Ubi Erat Lupa: Bilddatenbank zu antiken Steindenkmälern; Eisenberg (Fundort) (abgerufen 20.05.2021)
gdke.rlp.de (abgerufen 14.10.2020)
www.vg-eisenberg.de: (abgerufen 14.10.2020)
www.vicus-eisenberg.de: (abgerufen 14.10.2020)
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Literatur

Bernhard, Helmut; Braun, Arno; Himmelmann, Ulrich; Kreckel, Thomas; Stickl, Helmut (2007)
Der römische Vicus von Eisenberg. Ein Zentrum der Eisengewinnung in der Nordpfalz.. (Archäologische Denkmäler in der Pfalz, Band 1.) Speyer.
Braun, Arno; Himmelmann, Ulrich; Hauck, Thomas; Mayer, Ulrich; Schwab, Roland; Stupperich, Reinhard (2017)
Kaiserzeitlicher Vicus und spätantiker Burgus. In: Archäologie in Deutschland, Heft 5, S. 8-13. o. O.
Hanle, Adolf (1960)
Der Donnersberg. In: Mitteilungen der Pollichia, des Pfälzischen Vereins f. Naturkunde u. Naturschutz $ Reihe 3 ; Bd 7, 1960, o. O.
Happersberger, Roland (2001)
Neues aus Eisenberg römischer Zeit. Landesamt für Denkmalpflege schließt Untersuchungen ab – „Größte derartige Grabung im Land“. In: Die Rheinpfalz vom 13.03.2001, o. O.
Klee, Margot (2013)
Germania Superior. eine römische Provinz in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. o. O.

Römerpark Vicus Eisenberg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Römerstraße
Ort
67304 Eisenberg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 0 bis 100, Ende 450

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„Römerpark Vicus Eisenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-334732 (Abgerufen: 26. April 2024)
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