Errichtet wurde das kleine Refugium im Jahr 1913 vom Ökonomierat Julius Albert Spies (1866-1947). Er war Weinhändler und Weingutsbesitzer, im Anwesen Marktstraße 28-32. Die Anlage ist ein kleiner Teil einer größeren landschaftlichen Gestaltung am und um den Weinsper Hübel. Sicherlich müssen der kleine Tempel westlich und der Bildstock St. Urban, heute jenseits der Landesstraße, als Teil dieser „Gartenanlage“ gesehen werden.
Beim Bau der Gartenanlage war die Straße nach Edenkoben bereits ausgebaut. Dies wird auch am Verlauf der Stützmauer aus Sandstein deutlich. Sie öffnet sich zu einer kleinen Ausbuchtung. In sie ist die Brunnenanlage eingebaut. So entsteht ein weitgehend „harmonischer“ Verlauf der Mauer und des kleinen Ensembles. „In diesem Jahre [1842] wurde die Straße nach Edenkoben begonnen, 1845 vollendet. Über die Führung derselben am Weinsper gab es Meinungsverschiedenheiten.“ ( Leonhardt 1928, S. 53).
Beschreibung
In einem Rondell sind querliegend Sandsteinplatten und -blöcke etwa 2 Meter hoch übereinandergesetzt. Abgeschlossen wird die Anlage mit stehenden Sandsteinen. Nahezu in der Mitte steht der Stein mit der Inschrift „A. Spies“. Rechts darunter ist der Eintrag „1913“ von links unten nach rechts aufsteigend zu sehen. Auf der Stirnseite der Mauer ist zu lesen: „Heiligenberg“, auf einem weiteren Stein „Quelle“. Am Boden ist ein kleines Sammelbecken für das ausfließende Wasser ausgebaut. Aufstehende Steine sind eingestreut. Zu beiden Seiten führen Treppen mit Sandsteinstufen hoch zum anschließenden Weg. Die Durchgänge zum Weg, die mit jeweils einem eisernen Tor versehen waren, sind mit Sandsteinen zugesetzt. Das Geländeniveau hinter der Anlage wurde in den letzten hundert Jahren durch Aufschüttung angehoben. Das Material zum Aushub soll aus den Kellerausschachtungen im Weingut Spies stammen. Dort wurde 1924 ein Neubau angelegt (Leonhardt 1928, S. 24).
Die „Gartenlandschaft“, die Albert Spies im Süden von Maikammer anlegen ließ, ist nur noch in Relikten erhalten. Ausgehend vom Anwesen, das die Familie Spies erwarb (Marktstraße 26-28), zog sich eine ausgedehnte Weinbergs- und Gartenlandschaft bis fast nach Edenkoben. Zu bewundern ist neben dem Haupthaus und dem ehemaligen Weingut der neoklassizistische Pavillon am Heiligenberg (Baujahr 1913). Zum Anwesen gehörte auch ein Gartenhaus am Franzplatz, das vor einigen Jahren saniert wurde.
Trivia
„Meine Oma konnte sich an die großen Kellerausschachtungen im Anwesen Spies erinnern, und daß sie immer als Kind Essen dorthin tragen musste, da der Onkel dort arbeitete. Auch wurde berichtet, daß im Wingert am Heiligenberg römische Münzen gefunden wurden. Da auf dem Spiesschen Weingut ebenfalls römische Funde gemacht wurden, liegt es nahe, daß der an den Heiligenberg gefahrene Aushub auch solche Fundstücke enthielt“ (Mitteilung von Markus Hener, 2021).
(Matthias Dreyer, Markus Hener und Traudel Schäfer, Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler), 2021, Hinweise von Matthias Seyler)
Internet
www.dengler-seyler.de: Weingut Dengler-Seyler (abgerufen 23.04.2021)
alsterweiler.matthiasdreyer.de: Weinsweiler (abgerufen 23.03.2021)