Brikettfabrik Fortuna-Nord

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bergheim (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 59′ 20,49″ N: 6° 39′ 33,88″ O 50,98903°N: 6,65941°O
Koordinate UTM 32.335.732,47 m: 5.651.212,32 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.546.343,38 m: 5.650.632,82 m
  • Fabrik Fortuna-Nord (2020)

    Fabrik Fortuna-Nord (2020)

    Copyright-Hinweis:
    Norbert Gilson / Landschaftsverband Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Norbert Gilson
    Medientyp:
    Bild
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  • Fabrik Fortuna-Nord (2020)

    Fabrik Fortuna-Nord (2020)

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Entstehung der Fabrik
Als sich in den 1930er Jahren die allmähliche Erschöpfung der Braunkohlenvorkommen zur Versorgung der Brikettfabriken im Süden des rheinischen Reviers um Brühl, Hürth und Liblar abzeichnete, rückte der nördliche Revierteil stärker ins Blickfeld. So begannen 1937/38 die Planungen für eine aus zwei gleichartigen Teilen bestehende Doppel-Brikettfabrik und einen neu aufzuschließenden Tagebau Fortuna nordwestlich von Niederaußem, ganz in der Nähe der bei Oberaußem gelegenen Kraftwerke Fortuna I und II. Die Fabrik wurde auch deswegen in dieser Größenordnung konzipiert, weil sie einen Teil des Brikettbedarfs des zeitgleich errichteten Hydrierwerks Wesseling decken sollte. Die Bauarbeiten begannen 1939, seit Anfang der 1940er Jahre auch unter Einsatz von Kriegsgefangenen.
Im September 1941 verließen die ersten Briketts das Werk. Parallel dazu wurde der Tagebau Fortuna aufgeschlossen, aus dem jedoch erst nach dem Krieg die erste Kohle geliefert wurde.

Planung und technische Austatttung
Die im ersten Bauabschnitt entstandene Anlage Fortuna-Nord I umfasste außer dem Rohkohlebunker mit Vorbrecher, dem Nassdienst, dem Trockenhaus, Kühlhaus und Pressenhaus mit Rinnenfeld auch das Kessel- und Maschinenhaus des Kraftwerks mit 6-kV-Anlage und 100-kV-Schalthaus sowie die Ascheabsetzbecken und die Bahnverladung. Der größte Teil der technischen Ausstattung wurde von der Zeitzer Eisengießerei und Maschinenbau AG (ZEMAG), die Anlagen der Rohkohleversorgung einschließlich Nassdienst durch die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (Köln-Kalk) ausgeführt. Die damals im Pressenhaus I aufgestellten 16 elektrisch angetriebenen Zwillingspressen und ein Teil der bauzeitlichen Röhrentrockner der Magdeburger Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG sind bis heute erhalten. Im April 1942 starteten die Bauarbeiten für den zweiten Fabrikteil, seine Fertigstellung erfolgte jedoch erst mit der Inbetriebnahme im Juli 1948.

Die von Kriegszerstörungen weitgehend verschonte und in einer durchgehend modernen architektonischen Konzeption im Stil des „Neuen Bauens“ entworfene Anlage präsentiert sich heute noch im ursprünglichen Erscheinungsbild mit der den Bauten der NS-Zeit eigenen Monumentalität. Für die architektonische Gestaltung zeichnete der bekannte Industriearchitekt Werner Issel verantwortlich, zusammen mit Wilhelm Paustenbach, dem Werksarchitekten des Bauherren, der Rheinischen Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation (RAG). Die Produktionsgebäude und die Verwaltung wurden als Stahlskelett- oder Stahlbetonskelettbauten mit vorgeblendeten Klinkerfassaden und Flachdächern, die Nebenbauten in massivem Ziegelmauerwerk errichtet.

Brikettfabrik und Tagebau Fortuna-Nord, seit Ende der 1950er Jahre unter dem Namen Fortuna-Garsdorf, markieren einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum modernen Großtagebau und zu einer einheitlichen Planung und Organisation des Braunkohlenbergbaus im rheinischen Revier, die 1959 in der Fusion der vier großen Bergbauunternehmen zur Rheinischen Braunkohlen-Werke AG (Rheinbraun) unter dem Dach der Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) mündete.

Entwicklung der Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Standort Fortuna-Nord zeichnet sich in der Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen stetigen Innovationsprozess aus. Den Anfang machte 1956 die Erweiterung um eine Versuchsfabrik (Fabrik III) mit fünf Pressen, um Trocknung und Verpressung von Braukohlensorten verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Mischungen zu erforschen. Seit Mitte der 1970er Jahre kamen Mahlanlagen (Stabschwingmühlen) für die Herstellung von Braunkohlenstaub hinzu. Seit den 1980er wird am Standort scherpunktmäßig Herdofenkoks und Wirbelschichtbraunkohle produziert. Die vollständige Modernisierung des Nassdienstes und die Aufstellung von Großröhrentrocknern in der neuen Fabrik IV schufen dafür die Voraussetzungen. Während diese neuen Betriebsteile heute unvermindert produzieren, wurde die Herstellung von Briketts inzwischen eingestellt.

Hinweis
Das Objekt „Brikettfabrik Fortuna-Nord“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Brikettfabrik Fortuna, Auenheim (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 068) .

(Norbert Gilson, Büro für technikhistorische Forschung und Beratung / Aachen; Institut. Industrie – Kultur – Geschichte – Landschaft, 2020)

Literatur

(1991)
Schon in den Anfängen „hochmodern“: 50 Jahre Fabrik Fortuna-Nord. In: Revier und Werk 41, Heft 230, S. 26–29, o. O.
(1976)
Jubiläum in der Brikettfabrik Fortuna-Nord. 25 Millionen Tonnen Union-Briketts wurden seit 1941 per Bahn verschickt. In: Revier und Werk 26, Heft 136, S. 10–11, o. O.
(1973)
Eine Brikettfabrik hat Jubiläum. Fortuna-Nord II ging am 12. Juli 1948 in Produktion. In: Revier und Werk 23, Heft 114, S. 14–15, o. O.

Brikettfabrik Fortuna-Nord

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Auenheimer Straße
Ort
50129 Berheim - Niederaußem
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1939 bis 1941

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Norbert Gilson, 2020: „Brikettfabrik Fortuna-Nord”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-328389 (Abgerufen: 4. Mai 2024)
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