Seit dem Mittelalter wurde in Dattenberg Basaltstein abgebaut. Der große Steinbruch, von den Dattenbergern „de Broch“ genannt, diente vielen Menschen im Ort als sicherer Arbeitsplatz. In manchen Familien waren die Männer über Generationen hinweg im Steinbruch beschäftigt. Auf diese Weise besaß der Steinbruch eine starke identitätstiftende Bedeutung für die Bevölkerung. Im Jahr 1978 wurde der Steinbruch stillgelegt. In Folge der Stilllegung hat sich der Steinbruch mit Wasser gefüllt. Heute ist das Gelände der Natur überlassen und darf nicht betreten werden.
Standort Nordöstlich der Ortschaft Dattenberg befindet sich der Dattenberger Steinbruch. Im „Bruch“ wurde bis ins Jahr 1978 Säulenbasalt abgebaut. Der Steinbruch grenzt an die Straßen „Am Römerich“, „Zum Steinbruch“, „Burgstraße“, „Neuer Weg“ und „Im Heister“. Der Steinbruch ist circa 800 Meter Luftlinie vom Rhein entfernt. Um die 130 Meter liegt der Steinbruch über dem Fluss. Das Gelände befindet sich in Besitz der Basalt-AG.
Basaltvorkommen um Linz Das Basaltvorkommen in Dattenberg entstand durch den Vulkanismus in der Region des Neuwieder Beckens. Das erstarrte Magma nahm unterschiedliche Gestaltformen an. Die für Dattenberg typischen Basaltsäulen entstanden während der Abkühlung der Lavaströme. Gut ausgebildete Basaltsäulen bildeten sich bei langsamerer Abkühlung. Dabei entstanden die Säulen senkrecht zur Abkühlungsfläche. Meistens sind Basaltsäulen sechsseitig und schließen sich in der Regel unmittelbar aneinander an. „Die am Dattenberg gefundenen Steine standen nach kurzen Aufschlußarbeiten gleich in schönster Säulenform zu Tage und zeigten sich als kerngesund und wetterbeständig“ (Festschrift Basalt AG, 1913).
Geschichte des Dattenberger Steinbruchs Schon die Römer verbauten die um Linz gewonnenen Basaltvorkommen in ihren Bauten in Köln, Remagen und Andernach. Beim Bau der Burg Dattenberg im 12./13. Jahrhundert wurde ebenfalls regionaler Basalt verwendet. Für die Zeit um 1706 ist ein kleiner Steinbruch auf dem Burgberg bezeugt. In diesem Bruch wurden Basaltstein-Säulen für die Uferbefestigung in Wallen abgebaut. Im Jahre 1817 wurde der Steinbruch in Dattenberg von dem Gasthofbesitzer in Linz Georg Ankenbrandt (Lebensdaten unbekannt) erworben und in Betrieb genommen. Anfangs verkaufte er die von Hand zerkleinerten Steine als Schotter oder Mauersteine. Mitte der 1830er Jahre lieferte Ankenbrandt größere Steinmengen für die Neubefestigung der Stadt Köln. Für den Transport wurden kleine Schiffe eingesetzt. Die höher gelegene Lage des Steinbruchs zum Rhein begünstigte den Abtransport des Gesteins zu den Kähnen am Fluss. Bis zum Jahr 1845 wurden dreirädrige Stoßkarren für den Transport zum Rhein verwendet. Diese wurden durch zweirädrige Pferdekarren abgelöst. Ab dem Jahr 1850 kamen vierrädrige Pferdekarren zum Einsatz. Im Jahr 1866 setzte dann ein kontinuierlicher Basaltabbau im Steinbruch ein. Die gute Auftragslage bestand aus Aufträgen für den niederländischen und deutschen Wasserbau. Im Jahre 1877 verkaufte Georg Ankenbrandt den Steinbruch an die Firma „D[ominikus]. Zerwas Söhne“ aus Köln. Ebenfalls beteiligt war die Amsterdamer Firma „Gebr. Goedekoop“. Auf Initiative von Wilhelm Zervas schlossen sich die Firmen im Jahr 1888 aus wirtschaftlichen Gründen zusammen und gründeten die „Basalt AG“. Diese Firma, mit Sitz in Linz, betrieb den Steinbruch bis zu dessen Stilllegung im Jahre 1978.
Im Jahr 1888 löste ein Transportsystem mit Loren den Transport der Steine über Pferdekarren ab. Es handelte sich dabei um eine Bremsbahn, die über den Stürzberg verlief. Der bisherige Transport erfolgte vom Steinbruch ausgehend durch einen Tunnel am „Antoniusbrunnen“ auf gleicher Ebene zum Rhein. Der Tunnel wurde mit Erde aufgefüllt. Die Wägen wurden mittels einer Dampfmaschine, später Elektromotoren, aus dem Steinbruch gezogen. Durch ein Flaschenzug-System wurden die Loren über den Stürzberg zur Verladestelle nach Wallen befördert. Die beladenen Wägen zogen die leeren den Berg hinauf. Im Jahr 1962 wurde das Loren-Transportsystem samt Bremsbahn aus wirtschaftlichen Gründen durch den Transport über Lastkraftwagen abgelöst. Im Jahre 1978 wurde der Dattenberger Steinbruch stillgelegt. Der Steinbruch rentierte sich nicht mehr. Nach der Stilllegung hat sich der Steinbruch mit Wasser gefüllt. Heute ist das Gelände der Natur überlassen und darf nicht betreten werden.
Arbeit im Steinbruch Die Arbeit im Steinbruch erforderte Geschick, Kraft und Erfahrung. Die Tätigkeit war gefährlich, sicherte aber den Dattenberger Familien ein Einkommen auch in schweren Zeiten. Der Steinbruch prägte das Landschaftsbild und den Alltag der Menschen, gerade durch seine unmittelbare Nähe zum Ort. In manchen Familien waren die Männer über Generationen hinweg im Steinbruch beschäftigt. Die Arbeiter im Steinbruch stammten vorwiegend aus Dattenberg und Leubsdorf. Während des Zweiten Weltkriegs wurden erst russische und ab dem Jahr 1944 britische Kriegsgefangene aus Indien im Steinbruch und bei der Verladestation in Wallen als Arbeitskräfte eingesetzt. Diese Kriegsgefangenen wurden aufgrund ihrer Herkunft im Ort als „Inder“ bezeichnet und ihre Unterkunft in den Aufenthaltsräumen der zum Kriege eingezogenen deutschen Steinbrucharbeiter als „Inderlager“ (Simon o.J., o.S., siehe PDF-Datei in der Mediengalerie). Später kamen Gastarbeiter (vor allem Italiener) hinzu, um den Mangel an Arbeitskräften zu beheben.
In der Mittagspause wurden die Arbeiter von ihren Frauen und Kindern mit Essen versorgt. Teilweise legten die Frauen und Kinder große Strecken zurück. Transportiert wurde das Essen in den sogenannten „Henkelmännchen“. Henkelmännchen sind meist aus Aluminium gefertigte Behälter. Das Essen wurde über großen elektrisch beheizten und mit Wasser gefüllten Behältern erhitzt. Der Lohn war karg. Und dennoch waren die Menschen besonders zu Kriegszeiten froh, dass der Steinbruch existierte. Denn als größter Arbeitgeber der Region Dattenberg und Leubsdorf verschaffte die Basalt AG vielen Menschen einen Lebensunterhalt.
(Leonie Immerath, Antje Strafiel, Marc Hunz, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Anton Rings und Frau Dagmar Gombert, 2020)
Quellen Infotafel in Dattenberg „Steinbruch“, verfasst von Anton Rings, 2003.
Internet www.youtube.com: Film „Linzer Basaltindustrie“ aus dem Jahre 1959 (abgerufen 02.07.2021) dattenberg.eu / Infotafel: Die geologische Besonderheit des Dattenberger Basaltvorkommens (PDF-Datei, 8,9 MB, abgerufen 10.06.02024) dattenberg.eu / Infotafel: Anfänge des Basaltgeschäftes am Dattenberg. Der Gastwirt Georg Ankenbrand als Unternehmer (PDF-Datei, 8,9 MB, abgerufen 10.06.02024) dattenberg.eu / Infotafel: Der Basaltsteinbruch am Dattenberg 1817-1978 (PDF-Datei, 8,9 MB, abgerufen 10.06.02024) dattenberg.eu / Historischer Rundgang: Historischer Rundgang durch Dattenberg (PDF-Datei, 753 KB, abgerufen 10.06.02024)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.