In der Hauptstraße Nummer 28 befindet sich das älteste Haus in Weitersweiler. Es handelt sich um einen Dreiseithof. Auf drei Seiten umbaute Höfe waren eine typische Bauform für landwirtschaftliche Betriebe.
Gebäude Das Haupt- und Wohnhaus ist von der Straße aus zu sehen. Unmittelbar an das Wohnhaus schließt sich ebenerdig das Backhaus an. Über eine steile Holztreppe war das darüberliegende Zimmer der Knechte zu erreichen. Dann folgt ein Stallgebäude, dem sich eine kleine Scheune anschließt. Es handelt sich bei den Scheunen um Bruchsteinfachwerkgebäuden mit Satteldach. Diese beherbergten sowohl die Stallungen für die Tiere als auch Lagerflächen für Heu und Stroh. Im rechten Winkel schließt ein weiteres Gebäude an. Auf diese Weise bildet das Gehöft einen Dreiseithof, der zur Hauptstraße hin offen ist. Der Innenhof besitzt eine Kopfsteinpflasterung im Segmentbogenverband. Eine Mauer mit großem zweiflügligem Tor grenzt das Grundstück zur Straße ab.
Bei dem Wohnhaus handelt es sich um ein eindrucksvolles Fachwerkhaus. Das dreigeschossige Gebäude (Erd- und zwei Obergeschosse) erhebt sich auf einem rechteckigen Grundriss. Die Sockelzone ist gemauert. Die Fassade im Bereich des Erdgeschosses ist verputzt. In den Obergeschossen liegt das Fachwerk frei. Charakteristisch für das Gebäude sind die zu Dreier-Bündeln zusammengefassten Streben und die Rautenformen unter den Fenstern. Für die Fachwerkstreben wurde Eichenholz genutzt. Die Fassade ist in hellrosa Farbe gehalten. Gedeckt ist das Gebäude mit einem Krüppelwalmdach. Das Tor zum Hof, flankiert von zwei Radabweisern, wurde zwar mit neuen Brettern versehen, die Eisenelemente jedoch stammen noch aus dem frühen 20. Jahrhundert. Diese Eisenelemente bilden in der oberen Hälfte des Tors Karomuster. In der unteren Hälfte des Tors bilden die Eisenelemente floralen Dekor. Vor dem Stallgebäude wächst ein eindrucksvoller Walnussbaum, der aber erst nach 1978 gepflanzt wurde.
Geschichte Im Jahre 1742 wurde vermutlich der Dreiseithof Hauptstraße 28 in Weitersweiler erbaut. Nach der Familientradition der früheren Besitzer - so teilt ein Nachfahre mit - wurde die Erbauung immer mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) in Verbindung gebracht. Das wurde mit dem Einbau einer Schießscharte in Höhe des zweiten Stocks an der Nordseite des Wohnhauses begründet. Insgesamt gilt der Hof als ältestes Gebäude von Weitersweiler. Die Initialen „FB CB“ lassen sich noch im Türsturz der Eingangstür erkennen. Wessen Name sich hinter diesen Initialen verbirgt, ist nicht genau überliefert. Es dürfte sich aber um die Initialen des Landwirts und Weitersweiler Gemeindsmanns Johann Friedrich Bassing (1694-vor 1774) und seiner Ehefrau Maria Catharina Bassing, geb. Philippi (um 1712-1784), gehandelt haben. Durch Einheiraten gelangte der Gutshof über die Familie Magsamen im Jahre 1815 an den aus Zell stammenden Johannes Herr I. (1786-1863), der die Linie der Weitersweiler Familie Herr begründete. Sein Enkel Johannes III. starb im Jahre 1945 auf dem Gutshof.
Die zweite, hintere Scheune geht vermutlich auf das Jahr 1832 zurück. Diese Jahreszahl ist über dem Eingang zum Keller zu lesen (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Historische Fotos aus den Jahren 1921 und 1978 zeigen, dass die Fassaden im 20. Jahrhundert größtenteils verputzt waren. Nach mündlichen Überlieferungen wurde von Johannes I. (1786-1863) für einen seiner Söhne „die hintere Scheuer und der hintere Kuhstall“ angebaut. Dies geht einher mit der Inschrift „IH 1843 HER“ am Keller der hinteren Scheune, die als 'Iohannes Herr 1843' gelesen werden könnte.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts lebte die Familie Herr auf dem Dreiseithof. Herr Herr arbeitete als Geschichtsschreiber in Kaiserslautern. Johannes Herr III. (1865-1945) war in erster Linie Landwirt, aber z.B. auch als Geschworener bei Gericht in Zweibrücken tätig. Anfang der 1920er Jahre übernahm der anhaltinische Landwirt Willy Leps durch Einheirat den Herrschen Hof, den er gemeinsam mit seiner Ehefrau Johanna, geb. Herr, bis in die 1960er Jahre betrieb. Im Jahre 1978 veräußerte die Tochter der Familie Leps das Anwesen an Berthold und Liesel Gabel. Diese lebten bis ins Jahr 2005 auf dem Hof. Dann kaufte der heutige Eigentümer Kai Emmling das Anwesen. Kai Emmling unternahm eine umfassende Restaurierung der Hofanlage.
Noch heute verweisen verschiedene Einrichtungen auf das landwirtschaftliche Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof des 18. und 19. Jahrhunderts. In der vorderen Scheune gibt es ein kleines Zimmer. In diesem schliefen die Knechte des Hofs. Direkt am Haus steht ein alter Backofen. Dieser ist in die Mauern eingelassen und noch heute funktionsfähig. Während der Restaurationsarbeiten konnte im Innern des Wohnhauses der ursprüngliche Fußboden aus Nadelholz (Obergeschoss) rekonstruiert werden. Eine freigelegte Fachwerkwand aus Lehm und Eichenbalken ziert die heutige Küche.
(Leonie Barth, Ruth Lehmacher, Luana Seitz, Universität Koblenz-Landau, 2020 / freundliche Hinweise von Herrn Kai Emmling, 2020 und Dr. Roland Rappmann, 2022)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.