Ursprung Wie auch beim Weißen Riesling handelt es sich beim Roten Riesling um eine historische Rebsorte, deren Ursprünge bis in das Mittelalter zurückreichen. Erstmals wurde der Riesling im Jahr 1435 in Rüsselsheim am Main erwähnt. Es wird angenommen, dass die Sorte im Rheintal zwischen Karlsruhe und Worms entstand. Abgesehen von der Pigmentierung seiner Beeren unterscheidet sich der Rote Riesling nicht von seinem weißen Verwandten. Trotz seines Namens handelt es sich also um einen Weißwein. Die Färbung der Beeren setzt ein, wenn sie einen Zuckergehalt von 40 °Oechsle überschritten haben.
Roter oder Weißer Riesling – wer war zuerst da? Lange Zeit ging man davon aus, dass der Rote Riesling die Urform des Weißen Rieslings sei, da ausschließlich Mutationen von rot nach weiß beobachtet wurden, nie jedoch umgekehrt. Man schloss daraus, dass es sich deswegen bei der roten Variante um die ältere handeln müsse. Molekularbiologische Untersuchungen des Julius-Kühn-Instituts im Jahr 2016 ergaben allerdings, dass der Rote Riesling aus einer Mutation des Weißen Rieslings hervorgegangen ist. Der Weiße Riesling ist somit älter.
Der Rote Riesling geriet in Vergessenheit In früheren Jahrhunderten wurde der Rote Riesling häufig zusammen mit dem Weißen Riesling im gemischten Rebensatz angebaut. Nach und nach geriet die rote Variante jedoch in Vergessenheit. Dies lag unter anderem daran, dass der Weiße Riesling einen höheren Ertrag erzielte und auch weniger durch Vogelfraß gefährdet war als sein roter Verwandter. So wurde der Rote Riesling mit der zunehmenden Fokussierung auf den sortenreinen Anbau und spätestens mit der Umstrukturierung der Weinberge nach der Reblauskatastrophe gegen Ende des 19. Jahrhunderts komplett aus den Weinbergen verdrängt.
Jedoch bietet der Rote Riesling einige Vorteile, die heute wieder von großem Interesse sind: Er ist widerstandsfähiger und die Beeren kommen aufgrund ihrer Färbung mit Hitze besser zurecht als die des Weißen Rieslings. Da die Beeren dickhäutiger sind und die Reben weniger Wasser benötigen, könnte der Rote Riesling in Zeiten des Klimawandels eine Renaissance erfahren.
Und so waren bereits Freiherr L. von Babo und J. Metzger (1836: S. 162) der Ansicht: „Es wäre wünschenswert, dass man dieser Spielart mehr Aufmerksamkeit schenkte, indem zu erwarten steht, dass dieselbe wichtig für die Weinkultur werden könnte.“
Wiederentdeckung im Fachbereich Rebenzucht der Forschungsanstalt Geisenheim Während der Rote Riesling aus den Weinbergen zunehmend verschwand und in Vergessenheit geriet, blieben einzelne Stöcke in den Sortimenten des Fachbereichs Rebenzüchtung der Forschungsanstalt Geisenheim (heute: Hochschule Geisenheim University) erhalten. Seit 1991 wird der Rote Riesling hier wieder züchterisch bearbeitet.
Als erster Winzer im Rheingau pflanzte Matthias Corvers den Roten Riesling im Jahr 2003/2004 an. Seither sind ihm weitere Winzer*innen gefolgt und so wird er heute im Rheingau auf 22 Hektar angebaut (Stand: 2020). Die historische Rebsorte kann in folgenden Rheingauer Weingütern verkostet werden:
(Barbara Bernard, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)
Internet www.wiesbadener-kurier.de: Lokales: Es muss nicht immer Riesling sein – Bieten Regionalisierung und Vielfalt für die Rheingauer Winzer eine Chance im globalisierten Markt? (abgerufen: 15.12.2020) www.hessen-tourismus.de: Rote Reben, weißer Saft (abgerufen: 15.12.2020)
Literatur
Konrad, Hubert (2013)
Gelber Orleans und Roter Riesling. Zwei historische Rebsorten in Hessen. In: Deutsches Weinbau-Jahrbuch, S. 157-162. Stuttgart.
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Empfohlene Zitierweise
(Barbara Bernard, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020): „Roter Riesling - eine historische Rebsorte im Rheingau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327223 (Abgerufen: 25. April 2024)
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