Thematische Einordnung
„Am Tisch - Alte Geraide-Gerichtsstätte“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Holzwirtschaft und Holzflößerei“ und soll auf die frühere Holzverarbeitung und Holzwirtschaft im Pfälzerwald hinweisen. Der Ritterstein wird ebenso noch in die Kategorie „Forst- und Jagdbetrieb“ eingordnet. Mit den Rittersteinen aus der Kategorie „Forst- und Jagdbetrieb“ soll an einstige Waldabteilungen, Hütten, Quellen oder Bäume im Pfälzerwald erinnert werden, die in Verbindung mit dem Forst- und Jagdbetrieb standen (Eitelmann 2005).
Spezifische Einordnung
Der Ritterstein „Am Tisch - Alte Geraide-Gerichtsstätte“ zeugt von einem Gerichtsplatz des Geraidegerichts der 3. Pfalzgeraide, die auch Langgeraide, Rotenburger, Rothenberger oder Leinsweiler Geraide genannt wurde. Geraidewaldungen sind Gebiete, die genossenschaftlich von Bauern gemeinsam genutzt werden. Auf dem Geraidestuhl oder Tisch der Geraide wurde nach alten Waldordnungen und Gewohnheiten unter freiem Himmel über alle Geraideangelegenheiten verhandelt und Entscheidungen getroffen. Sie waren zwingendes Recht. Berufung gab es zunächst nicht. Wer sich gegen den Spruch auflehnte, verlor sein Geraiderecht. Insgesamt gab es in der Gegend 19 Geraiden von Straßburg bis Bad Dürkheim. Die Glanzzeit der Geraiden war etwa um das Jahr 800. Von 1100 bis 1500 entstand mit Rittern und Klöstern als neue Territorialherren eine Gegenbewegung, die immer mehr Einfluss auf die Geraidengenossenschaften nahmen, was zu Streit führte. (Eitelmann 2005, S. 41-48).
(Simone Brug, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2020)