Die vermutlich gegen Ende des 11. Jahrhunderts als Reichsburg errichtete Madenburg ist eine der am höchsten gelegenen Burgenanlagen der Pfalz. Sie liegt auf ca. 459 m ü. NN auf dem langgestreckten und nach drei Seiten steil abfallenden Bergrücken des Rothenbergs südwestlich der Ortsgemeinde Eschbach. Erstmals wurde die Madenburg unter der griechischen Bezeichnung „Parthenapolis“ (griechisch für „Jungfrauenstadt“) im Jahr 1076 im Rahmen einer Fürstenversammlung erwähnt. Um das Jahr 1112 fand sie als „castrum beate Marie“ (Marienburg / Maidenburg, zu Ehren der Jungfrau Maria errichtet) Erwähnung.
Geschichte Gegen Ende des 11. und zum Anfang des 12. Jahrhunderts befand sich die Madenburg im gemeinsamen Besitz des Reiches und des Bistums Speyer. Die Staufer gelangten gegen Ende des 12. Jahrhunderts kurzzeitig in ihren Besitz, bevor die Grafen von Leiningen Anfang des 13. Jahrhunderts die Landvogtei über den Speyergau und damit Einfluss auf die Madenburg erlangten. Um 1240 ging die Burganlage zunächst als kaiserliches Lehen an das Haus Leiningen und war schließlich ab ca. 1275 gräfliches Allod der Leininger. Im Zuge von Erbteilungen im Hause der Leininger fiel die Burganlage im Jahr 1317 an Graf Friedrich V. von Altleiningen und die von ihm begründete Seitenlinie Leiningen-Dagstuhl. In den Folgejahren kam es immer wieder zu Verpfändungen der Burganlage und von ca. 1372 bis 1481 war sie Garnerbenburg. Zu den Gemeinern zählten auch die Sickinger und Fleckensteiner, unter denen die Burganlage 1415 und 1423 aufgeteilt wurde. Im Jahr 1470 wurden die Burganteile des Friedrich von Fleckenstein durch pfalzgräfliche Truppen eingenommen und der Kurfürst sicherte sich das Öffnungsrecht daran. Aber nur kurze Zeit später wurden die Burganteile wieder an Friedrich von Fleckenstein zurückgegeben, ihm jedoch nach kurzer Zeit wieder wegen Unmündigkeit in Folge „geistiger Umnachtung“ entzogen. In den Folgejahren hatte die Madenburg verschiedene Besitzer: Von ca. 1481 bis 1511 war vermutlich Johann IV. von Heideck Alleinbesitzer der Burg. Nach dessen Tod war zwischenzeitlich der Herzog von Württemberg (etwa von 1511-1516) Eigentümer der Madenburg. Dieser verkaufte die Anlage aber bereits 1516 an den Bischof von Speyer, welcher die Burg als Renaissanceschloss nutzte und ausbaute. Die Madenburg mitsamt den ihr zugehörigen Dörfern wurden somit zum speyerischen Amt Madenburg und bischöflichen Amtssitz. Sie verblieb bis zur Französischen Revolution beim Hochstift Speyer. Während der Bauernkriege wurde die Madenburg 1525 geplündert und niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte bis ca. 1530 unter Bischof Georg von Speyer, der gleichzeitig die Modernisierung der Wehrfunktion für den Einsatz von Geschützen und Pulverhandwaffen (u.a. jüngerer Halsgraben, äußere Schildmauer, Barbakane, Torbastion) in Auftrag gab. Unter dem speyerischem Bischof Philipp II. von Flörsheim erfolgten um das Jahr 1550 weitere umfangreiche Instandsetzungs- und Ausbaumaßnahmen, darunter die Errichtung des Philippsbaus in der Kernburg, in dem das bischöfliche Archiv untergebracht wurde. Bereits 1552 war die Madenburg einer erneuten Zerstörung ausgesetzt und wurde vom Markgraf von Brandenburg-Kulmbach gebrandschatzt und in den Folgejahren mehrfach besetzt. Zwischen 1581 und 1610 fanden der Wiederaufbau sowie der Umbau im Renaissancestil durch Bischof Eberhard von Speyer statt. Dieser lies 1593 den „Eberhardsbau“ inklusive zweier Treppentürme als Repräsentationsbau innerhalb der Kernburg errichten. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Madenburg wiederholt angegriffen und besetzt und fiel erst 1650 wieder an den Bischof von Speyer zurück, der eine notdürftige Instandsetzung veranlasste. Die endgültige Zerstörung der Madenburg erfolgte 1689 durch französische Truppen unter General Montclar – sie wurde nicht wieder aufgebaut. Um das Jahr 1800 wurde die Ruine an vier Landauer Bürger versteigert, bevor sie ca. 1826 von den Eschbacher Bürgern erworben und fortan als Steinbruch genutzt wurde.
Baubeschreibung der Anlage Mit einer Länge von ca. 180 m und einer Breite von ca. 60 m zählt die in Spornlage errichtete Höhenburg zu den größten Burgenanlagen der Südpfalz. Die Nord-Süd ausgerichtete Anlage besteht aus einer nördlichen Kernburg und einer südlichen Vorburg, die von einer Zwingeranlage umgeben sind und im 16. Jahrhundert insbesondere nach Norden hin mit massiven Verteidigungsanlagen bewehrt wurden. Durch die Errichtung der massiven Verteidigungsanlagen wandelte sich der Charakter der ursprünglichen Höhenburg zur Festung.
Die Nord- und zugleich Hauptangriffsseite der Burg wurde ab dem 16. Jahrhundert durch ein mächtiges Vorwerk mit zwei Halsgräben, die die Burg vom Bergmassiv abtrennten, geschützt. Der äußere (jüngere) Halsgraben wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegt und teilweise mit einer rondellartigen Barbakane mit Geschützstellungen überbaut. Der Zugang zur Burg erfolgte ursprünglich über einen Eingang in der älteren (inneren) Schildmauer und wurde ab dem 16. Jahrhundert durch die vorgelagerte Barbakane und dem äußeren Burgtor geschützt. Das Vorwerk wurde um das Jahr 1560 zudem mit einer äußeren Schildmauer verstärkt, die sich über die gesamte Breite der Burg erstreckte. Die Schildmauer hatte eine Höhe von ca. 12 m und ca. 5-7 m starke Mauern. Aus wehrtechnischen Gründen war sie in der Mitte spitz (keilförmig) gewinkelt, verfügte über Geschützstände / Schießscharten und war im Osten als Flankierungsbastion ausgebaut. Damit zählte sie zu den stärksten Verteidigungsanlagen der Pfälzer Burgen.
Der innere (ältere) Halsgraben wurde im 16. Jahrhundert zum Nordzwinger umgenutzt und liegt zwischen der äußeren und inneren Schildmauer. Über einen Westzwinger führt dieser nach Süden bis zum Haupttor der Burg. Die Haupttoranlage bestand aus drei Toren (unterschiedliche Bauperioden – 13. bis 16. Jahrhundert) und einer mächtigen halbrunden Torbastion, die in die westliche Zwingermauer integriert wurde. Das mittelalterliche Haupttor wurde im 16. Jahrhundert teilweise zugemauert und durch ein niedrigeres Spitzbogentor ersetzt. Von der Torbastion führte ein weiteres Tor in einen schmalen Zwingerabschnitt, der sich nach Süden hin verbreitert, zum Südzwinger. Dort befand sich ein in den Felsen getriebener Keller, der mit einem Gebäude überbaut war.
Der Ostzwinger war mit mehreren halbrunden Flankierungsständen mit Schießscharten zur Kontrolle und Verteidigung der äußeren Schildmauer bewehrt. Entsprechende Mauerreste sind nur noch im Südabschnitt erhalten.
Darüber hinaus wurde die Burganlage über eine doppelte Ringmauer geschützt, wobei die äußere Ringmauer wohl erst im Zuge der Ausbaumaßnahmen des 16. Jahrhunderts entstand.
Die südliche Vorburg erstreckte sich auf knapp 100 m Länge. Hier stand neben Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, einer Zisterne, dem 3-geschossigen Zeughaus auch die frühgotische Burgkapelle. Die Kapelle wurde erstmals 1415 erwähnt, ist aber aufgrund der Bausubstanz auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren. Es ist zu vermuten, dass in diesem Bereich zum Schutz des Haupttores ein Südbergfried stand, davon sind jedoch keine Überreste mehr erhalten. Der eigentliche Burgbrunnen lag hinter der Torbastion, aber trotzdem noch außerhalb der Vorburg.
Die nördliche Kernburg wurde von einer Ringmauer und einer nach Norden gerichteten, spitz gewinkelten und ca. 3 m dicken Schildmauer geschützt. Die mittelalterliche Schildmauer und die Ringmauer der Kernburg wurden vermutlich zwischen 1150 und der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut und stellen somit einen der ältesten Bauteile der Anlage dar. Ursprünglich umfasste die Kernburg einen Bergfried, diverse Wohn- und Funktionsgebäude (u.a. 3-geschossiger Palas und Küche an der Westseite), einen 2-geschossigen Turm, eine Zisterne im Burghof und war über eine Treppe mit Tordurchgang mit der Vorburg verbunden. Der fünfeckige Bergfried (13. Jahrhundert) war an der Nordwestecke angeordnet und ging in die innere Schildmauer über. Der Einstieg erfolgte einst in ca. 10 m Höhe – davon sind noch Spuren im Buckelquadermauerwerk erkennbar.
Im 16. Jahrhundert wurde die Kernburg durch größere repräsentative Bauten und Treppentürme ergänzt. Im Jahr 1550 entstand der „Phlippsbau“ (nach dem Bauherrn Bischof von Speyer Philipp II. von Flörsheim benannt), ein die Kern- und Vorburg trennender Querbau auf der Südseite der Kernburg. Der 3-geschossige Bau schloss in gleicher Höhe mit der westlichen Ringmauer und dem östlichen Turm ab. Das Erdgeschoss war neben kleinen Fenstern mit Schießscharten sowie einem schmalen Durchgang zur Vorburg ausgestattet. Das Obergeschoss diente der Unterbring des bischöflichen Archivs. Auf der Südseite des Philippsbaus ist ein Rundbogenportal mit dem Wappenstein des Erbauers erhalten.
Der „Eberhardsbau“ (benannt nach Bischof Eberhard von Speyer) wurde 1593 auf der Ostseite der Kernburg auf den Fundament- und Gewölberesten eines Vorgängerbaus errichtet. Hierbei handelt es sich um einen rechteckigen (ca. 37 m x 12 m) und 3-geschossigen Wohn-trakt, der im Norden bis an die Schildmauer reichte. In den Jahren 1593 und 1594 wurden zwei polygonale Renaissance-Treppentürme, einer nördlich und einer südlich des Eberhardsbaus, errichtet. Sowohl der Philipps- als auch der Eberhardsbau sind einige der wenigen erhaltenen Renaissancebauten der Speyerer Bischöfe und haben somit für die Architekturgeschichte des 16. Jahrhunderts eine besondere Bedeutung.
Die Wasserversorgung der Burganlage wurde über zwei Zisternen (je eine in Kernburg und Vorburg) und einen Brunnen (am Eingang zur Vorburg) sichergestellt. Der Brunnen hat einen Durchmesser von bis zu 2,2 m und wies im Jahr 2005 noch eine Tiefe von 59,8 m auf. Der Brunnenschacht wurde nicht vertikal abgeteuft, sondern mit Versatz. Zudem wurde bei Erkundungsarbeiten oberhalb des Wasserspiegels eine kleine Kammer in der Brunnenwand gefunden. Diese diente vermutlich als „Schutzraum“ bei Reinigungsarbeiten im Brunnenschacht. Im Jahr 1930 wurde er zum Schutz mit einem Brunnenhaus überbaut.
Renovierung und Erhaltung Die Ruine der Madenburg ist ein gemäß § 8 DSchG Rheinland-Pfalz eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße). Im Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südliche Weinstraße ist folgendes angegeben: „im 11./12. Jh. erwähnt, Zerstörung 1689, Bestand ab 13./14. Jh; innere Schildmauern, durch Ausbau und Neubefestigung im 16. Jh. überformt; doppelte Ringmauer, die äußere wohl 16. Jh.; Reste eines gotischen Torhauses, einer frühgotischen Burgkapelle und eines gleichzeitigen dreigeschossigen Baus; sonst Mitte 16. Jh.; Quertrakt mit Turm, 14. Jh.; Keller und Treppenturm eines Renaissancebaus, 1593, ein weiterer bez. 1594; Küchenbau an einem Turm des 14. Jh., weiterer Treppenturm bez. 1594“ (GDKE, Seite 33).
Ab ca. 1826 diente die Ruine als Steinbruch für Eschbach und die umliegenden Dörfer. Nach der Gründung des Madenburgvereins im Jahr 1870 erfolgten im Laufe der Jahre intensive Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen (u.a. Aufbau des historischen Brunnenlaufrads). Noch heute ist der Madenburgverein im Besitz eines Großteils der Ruine.
Insgesamt ist die Anlage relativ gut erhalten, jedoch teilweise stark saniert. Trotzdem vermittelt sie auch heute noch ein eindrucksvolles Bild ihrer früheren Pracht. Neben Resten des Bergfrieds sind noch bis zu 2,5 m hohe Reste der Umfassungsmauern der Burgkappelle erhalten. Die Mauern seitlich des Haupttores zählen zu den ältesten Mauerteilen der Burganlage. Auf der Nordseite der Kernburg sind Mauerteile aus dem 13. Jahrhundert (innere Schildmauer und westliche Ringmauer) erhalten. Vom Philippsbau sind zwei Geschosse sowie ein Rundbogenportal auf der Südseite mit dem Wappenstein des Bischof Philipp II. von Flörsheim erhalten. Vom Eberhardsbau sind nur noch die beiden Renaissance-Treppentürme sowie Turmportale mit Wappen und Verzierungen erhalten.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit Die Burgruine liegt ca. 1 km Luftlinie südwestlich von Eschbach am Ostrand des Pfälzer Waldes und ist über diverse Wanderwege zu erreichen. Nordwestlich der Anlage bzw. westlich von Eschbach befindet sich ein entsprechender Wanderparkplatz. Im ehemaligen Zeughaus der Burg ist heute das Burgenmuseum zur Entstehungsgeschichte der Burg untergebracht und in der südlichen Vorburg befindet sich eine Burgschänke.
(Barbara Hillers, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2020)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.