Klosterweinberg Maulbronn

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 49° 00′ 4,19″ N: 8° 48′ 24,64″ O 49,00116°N: 8,80684°O
Koordinate UTM 32.485.872,42 m: 5.427.603,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.485.942,12 m: 5.429.335,27 m
Der Klosterweinberg ist sehr wahrscheinlich von den Mönchen in der Gründungsphase des Klosters (1147) angelegt worden. Für die Bewirtschaftung waren Konversen zuständig. Der Weinberg war ein Eigengut des Klosters Maulbronn und somit nicht abgabepflichtig. In den Steuerlisten und Lagerbüchern wird der Klosterweinberg daher nur vereinzelt als „vineas” bzw. “vineis” in Urkunden bezüglich des Klosters Maulbronn erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung von Weinbergen erfolgte in einer päpstlichen Urkunde von 1177, in der der Klosterbesitz aufgeführt wird.

Mit der Reformation wurde das Kloster 1534 aufgehoben und nach einer kurzen Wiederbelebung 1552 aufgehoben und 1556 in eine evangelische Klosterschule umgewandelt. Seitdem wurde der Klosterweinberg verpachtet bzw. als Erblehen vergeben. Im Lagerbuch des Klosters Maulbronn von 1575wird der Klosterweinberg mit drei weiteren, auf Maulbronner Gemarkung befindlichen Weinbergen erwähnt:
1. „Aigin Wingartten: Zwaintzig morgen ohngevahrlich der Closterberg genannt,
2. Dreÿssig morgen Jm Büllenspächer,
3. Viertz Morgen der Elfinger genant,
4. Zwaintzig Ain morgen Jm Scheüelberg”
([HStAS H 102/49, Bd. 3, fol. 84r).

Unterhalb des Weinbergs befand sich damals noch eine Kelter mit zwei Kelterbäumen. Die Weinberge wurden im 16. Jahrhundert von den Einwohnern der zum Kloster Maulbronn gehörigen Ortschaften in Frondienst bewirtschaftet. Während des Dreißigjährigen Kriegs soll der Klosterweinberg soll größtenteils brach gefallen sein.

Auf der Flurkarte von Andreas Kieser (1680-1687) ist der gesamte Klosterweinberg dargestellt und als Weinberg kartiert. Deswegen ist anzunehmen, dass im ausgehenden 17. Jahrhundert der gesamte Weinberg wieder bewirtschaftet wurde.In der Karte vom Geometer Johann Michael Späth von 1761 ist die Klostergemarkung von Maulbronn dargestellt [HStAS N1, Nr. 65]. Der Klosterweinberg hatte Nummer 42. 1762 wird im dazugehörigen Messprotokoll verfasst: “Num: 42. 17. M[orgen]: 3. V[iertel]. 2. r[uthen]. Weingarten, der Klostersberg genannt.” [HStAS H102/49, Bd. 12]. Auf dem Plan des Johann Michael Spaeth von 1761 ist der heutige Weinberg mit der Wegeführung zu erkennen. Bereits damals werden die nördlichen und östlichen Bereiche als „Ausgestockte Stückle” bzw. als “Zum austocken erlaubte Stücker” bezeichnet. Dargestellt sind auch die als Wasserfälle bezeichneten Wasserstaffeln und weitere Wegetrassen, die quer zu den Terrassierungen verlaufen. An der höchsten Stelle im nördlichen Bereich stand das „Weingard-Häuslen”. Im Süden befand sich der damals etwa halb so große Friedhof nebst einer Baumschule. Der Weinberg wurde im Tal von einem sogenannten Graben-Garten begrenzt. Bemerkenswert ist, dass der Weinberg 1763 parzelliert war. Die Parzellen verliefen quer von oben bis unten zu den Terrassen hin und hatten meistens eine Größe von einem halben Morgen. Die Parzellierung müsste wohl aus der Zeit nach der Aufhebung des Klosters stammen, als der Weinberg von privaten Pächtern bewirtschaftet wurde.

Am Ende des 18. Jahrhunderts erlebte der Weinanbau am Klosterberg eine Blüteperiode. In dieser Zeit sind wohl Ausbesserungsarbeiten an den Terrassenmauern durchgeführt worden. Hierzu wurden Steine der äußeren Befestigungsmauer des Klosters, Esels- und Judenturms zur Verfügung gestellt. So erhielt 1802 der Klosterwinzer Lorenz Schempf Steine vom Eselsturm für seinen Hausbau [Stadtarchiv Maulbronn VI/2a A212]. Von 1804 liegt ein Messprotokoll vor, das schon eine erste Aufteilung des Klosterweinberges in einzelne, als Erblehen bewirtschaftete Weinbergsparzellen ausweist. Nach dem das ehemalige Kloster dem Haus Württemberg unterstellt worden war, wurde der Weinberg 1822 19 Privatpersonen verkauft, vermessen und mit Grenzsteinen versehen. Beim Verkauf 1822 wurde ein Pflanzverbot von Bäumen festgelegt und die neuen Besitzer mussten die Mauern, Wege und Wasserfälle zu pflegen und unterhalten. Seit dieser Zeit wurden die Weinbergparzellen unterschiedlich intensiv bearbeitet und gepflegt.

Von ca. 1875 bis um 1900 dauerte die sogenannte “Reblauskrise„, die in vielen Regionen zum Niedergang bzw. Aufgabe des Weinanbaus führte. Auch in Maulbronn waren die Winzer betroffen. Der Rückgang des Weinanbaus ist auf dem Katasterplan von 1905 deutlich erkennbar. Dies wird durch vermehrte Obstbaumanpflanzungen einzelner Parzellen im Osten und im Westen, die 1835 ohnehin schon vorhanden waren, belegt. Bis in die 1920er Jahre hinein wurde mehr oder weniger intensiv Weinanbau betrieben, danach fielen aufgrund der beschwerlichen Bewirtschaftung etliche Parzellen brach. Teilweise wurden als Ersatz Obstbäume gepflanzt. Ab den 1930er Jahren entwickelte sich das Erscheinungsbild des Klosterberges vor der Sanierung und Wiederbelebung.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)

Seit 1993 gehört das Kloster Maulbronn (Zisterzienserabtei) aufgrund seiner hervorragenden baulichen Erhaltung, der Klosterlandschaft und als Zentrum der Stadt Maulbronn als Kulturerbe zur Liste der UNESCO-Welterbe-Stätten in Deutschland.

Literatur

Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
Zisterzienserklöster als Gestalter der Kulturlandschaft. Das Beispiel des Klosters und der heutigen Weltkulturerbestätte Maulbronn. In: Religion und Kulturlandschaft, S. 22-35. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2009)
Kulturlandschaftsanalyse Klosterlandschaft Maulbronn als Beitrag zum Landschafts- und Flächennutzungsplan der VG Maulbronn-Sternenfels. Endbericht: 15.4.2009. (Gutachten im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 25 – Denkmalpflege, Regierungspräsidium Karlsruhe und der Stadt Maulbronn (nicht veröffentlicht).) Köln u. Kelberg.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter; Zickermann, Stephan (2010)
Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn - von der Stätte zur umgebenden Kulturlandschaft. Methodische Ergebnisse eines Fachgutachtens. In: UVP-Report 1+2, S. 13-23. Hamm.
Hachenberger, Richard (2002)
Das Kloster Maulbronn und Maulbronner Wein. In: Deutsches Weinbau-Jahrbuch 53, S. 333-338. o. O.
Hachenberger, Richard (1990)
Die Eilfinger Weinberge des Klosters Maulbronn. H:rsg. anlässlich des 1200jährigen Jubiläums des Eilfingerhof von der Stadt Maulbronn. Maulbronn (1. Auflage).
Numberger, Markus (2008)
Maulbronn Klosterweinberg. Bauhistorische Untersuchung – Archivalische Forschungen. (Gutachten des Büros für Bauforschung und Denkmalschutz, Esslingen.) Esslingen a.N.

Klosterweinberg Maulbronn

Schlagwörter
Ort
75433 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1149 bis 1177

Empfohlene Zitierweise

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„Klosterweinberg Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-318947 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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