Scheuelberghof in der Klosterlandschaft Maulbronn

Klosterhof (Grangie) des Klosters Maulbronn

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 49° 01′ 7,82″ N: 8° 49′ 39,78″ O 49,01884°N: 8,82772°O
Koordinate UTM 32.487.403,53 m: 5.429.564,38 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.487.473,83 m: 5.431.297,43 m
Das heutige Landgut Scheuelberghof liegt ca. 3 km nördlich von Maulbronn. Die fast 50 ha große Rodungsinsel am Südhang des in Ost-West-Richtung verlaufenden Scheuelbergrückens ist vollständig vom Wald umschlossen. Die Kombination der Keuperböden mit dem vom Rheintal beeinflussten Mikroklima und der breite Südhang des Berges waren und sind besonders günstig für den Weinbau. Wegen dem für das Kloster wichtigen Weinbau war der Hof nie während der gesamten Klosterzeit einem der zahlreichen Pfleghöfe des Klosters zugeordnet und unmittelbar dem Maulbronner Abt unterstellt.

Der Scheuelberghof wurde von den Maulbronner Zisterziensermönchen wahrscheinlich unmittelbar nach dem Baubeginn des Klosters 1147 als Klostergut (Grangie) gegründet. Der Hof wurde jedoch erst um 1250 als „Scheitelberger Hof“ als Weinbaugrangie des Klosters Maulbronn erstmals urkundlich erwähnt. Der Hof gehört zur erhaltenen Infrastruktur des UNESCO-Weltkulturdenkmals „Kloster Maulbronn“.

Die Rodung beschränkte sich nicht nur auf den Südhang des Berges, sondern umfasste auch das nach Süden anschließende Flachland, so dass bereits kurz nach der Klostergründung die Grundstruktur der heute vorhandenen Rodungsinsel entstand mit Weinbau am Südhang, Acker- und Grünlandbewirtschaftung im südlich angrenzenden Flachland. Die Rodung im Flachlandbereich wurde im Laufe der Jahrhunderte noch erweitert.

Nach der Reformation, Säkularisierung 1534 und Gründung der evangelischen Klosterschule 1556 wurde das Kloster mit allen Besitzungen der württembergischen Domänenverwaltung unterstellt. Sie verpachtete der Hof heimischer Landwirte, die kaum mit der Weinbauwirtschaft vertraut waren. Das Wissen der Zisterziensermönche, die ein Monopol in der Weinerzeugung aufgebaut hatten, ging weitgehend verloren. Für viele ehemalige Grangien bedeutete dies einen Wechsel vom Weinbau zur traditionellen Landwirtschaft.
Das hatte auch für den Scheuelberghof weitreichende Konsequenzen, denn die für den Weinbau vorteilhaften Keuperböden des Scheuelberges waren für die Landwirtschaft wegen der Erosion der Verwitterungsböden ungeeignet. Deswegen wurde die Bodenqualität als sehr schlecht eingestuft. Aus den überlieferten Pachtverträgen dieser Zeit geht hervor, dass die Pächter nicht in der Lage waren, die für die Pacht erforderlichen Erträge zu erzielen. Der Hof wurde regelmäßig von verheerenden Bränden getroffen. Deshalb ist ursprüngliche Bausubstanz kaum vorhanden. Der „Taubenschlag“ ist das älteste Bauwerk und ist auf einem Sandsteinunterbau errichtet worden.

Die wirtschaftliche Situation insgesamt führte dazu, dass 1819 die Domänenverwaltung den Scheuelberghof drei Brüdern verkaufte, aber es gab aufgrund der sehr schlechten Bodenverhältnisse kaum Verbesserungen. 1839 war der Hof im Besitz von vier unabhängigen Bauern, die mit Zustimmung der Finanzverwaltung 1839 den Hof in vier Einzelbetriebe teilte.

Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich nicht und zwang die Besitzer die wertvollen Weinbergsparzellen zu verkaufen. Der Hof hatte 1951 einen Grundbesitz von 33,45 ha, wozu die 9 ha große Weinberglage am Scheuelberg gehörte. Mit dem Kauf des Hofes durch Heinrich Stammer 1932 verbesserte sich die Situation allmählich. 1951 erwarb Christian Birkle den Hof.

Mechanisierung und Strukturwandel in der Landwirtschaft führten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu, dass der Weinbau auf den kleinparzellierten Weinberg auf dem Scheuelberg unrentabel wurde. Die Flurbereinigung der Weinberge scheiterte an der mangelnden Beteiligung der Stadt Maulbronn und der Uneinigkeit der zahlreichen Besitzer. Die sehr kleinen und teilweise terrassierten Parzellen wurden nicht mehr bewirtschaftet und verbuschten. Die Familie Birkle kaufte bzw. pachtete die angebotenen Parzellen an, um somit der Verbuschung entgegen zu treten. Wo ein rentabler Weinbau nicht mehr möglich war, wurden diese Parzellen durch extensive Beweidung offengehalten. Heute wird etwa die Hälfte des 9 ha großen Weinbergs wieder bewirtschaftet.

Die heutigen Eigentümer erwarben den Hof 1951 und er befindet sich noch immer Eigentum der Familie Birkle. Der Scheuelberghof ist heute eine vielseitiges Unternehmen. Neben der Landwirtschaft und dem Weinbau wird auch ein Gestüt betrieben. Darüber hinaus gibt es dort einige Ferienwohnungen.

Somit sind vor Ort drei Elemente der Grangie noch erlebbar. Erstens der Hofstandort, zweitens die Rodungsfläche und drittens der Weinbau.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege undLandschaftsschutz e.V., 2021)

Internet
Scheuelberghof (24.07.2021)

Literatur

Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
„Extra muros“. Das Zisterzienserkloster Maulbronn in der Landschaft. In: Werksteinabbau und Kulturlandschaft. Chancen und Konflikte für das Natur- und Kulturerbe Dokumentation der Tagung am 22. und 23. März 2013 in Maulbron, S. 116-126. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2009)
Kulturlandschaftsanalyse Klosterlandschaft Maulbronn als Beitrag zum Landschafts- und Flächennutzungsplan der VG Maulbronn-Sternenfels. Endbericht: 15.4.2009. (Gutachten im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 25 – Denkmalpflege, Regierungspräsidium Karlsruhe und der Stadt Maulbronn (nicht veröffentlicht).) Köln u. Kelberg.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter; Zickermann, Stephan (2010)
Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn - von der Stätte zur umgebenden Kulturlandschaft. Methodische Ergebnisse eines Fachgutachtens. In: UVP-Report 1+2, S. 13-23. Hamm.
Seidenspinner, Wolfgang (1997)
Kloster und Landschaft. Zum Problem einer Morphologie der Kulturlandschaft aus denkmalpflegerischer Perspektive am Beispiel der historischen Funktionseinheit Kloster Maulbronn. In: Planck, Dieter (Hrsg.): Maulbronn - zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters, S. 555-574. Stuttgart.

Scheuelberghof in der Klosterlandschaft Maulbronn

Schlagwörter
Ort
75447 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1147 bis 1250

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„Scheuelberghof in der Klosterlandschaft Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-318904 (Abgerufen: 18. September 2024)
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