Schafhof in Maulbronn

Bullisbacher Hof, Klosterhöfe des Klosters Maulbronn

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 49° 00′ 2,48″ N: 8° 48′ 55,99″ O 49,00069°N: 8,81555°O
Koordinate UTM 32.486.509,31 m: 5.427.548,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.486.579,27 m: 5.429.281,07 m
Der Schafhof ist die älteste Grangie von Maulbronn und befindet sich in unmittelbarer Nähe des Klosters. Dort brachen die Mönche, nach der Umsiedlung 1147 vom Eckenweiher zum heutigen Standort, die ersten Sandsteine für den Kloster- und Kirchenbau. Die Bruchsteinkante des ehemaligen Steinbruchs ist heute noch zu erkennen. Die Mönche errichteten nach der Aufgabe des Steinbruchs einen Wirtschaftshof, die ursprünglich von einer Mauer umgeben war und teilweise noch heute erkennbar ist.

1575 wurde der Schafhof in den Quellen als „Hof Steingrube“ bezeichnet, was auf die ursprüngliche Nutzung des Geländes hinweist. Seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Hof als „Schafhof“ oder „Ochsenhof“ wegen der Schäferei und der Ochsenmast genannt. 1704 umfasste die Schäferei etwa 400 Tiere. Nach dem Lagerbuch von 1725 war die Schäferei verpachtet. Der Pächter wohnte mit seiner Familie und den Knechten im Schäfereihaus mitten auf dem Hof (heute Schafhof 8).
Nach der Säkularisation 1534/1556 wurde der Hof erst 1607 einem sogenannten Meier (Verwalter) verpachtet. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand der Schafhof aus drei Wohngebäuden, mehrere Ställen, Scheunen und Gärten. Auch das Meiereihaus gehörte dazu.

Nach der Gründung des Amtes Maulbronn 1838 endete die Verpachtung des Schafhofs durch das Kameralamt (staatliche Finanzbehörde). Ab 1842 wurde ein Teil der Hofgebäude Maulbronner Familien verkauft. In den nächsten Jahrzehnten wurden immer mehr Häuser auf und um den Schafhof herumgebaut, so dass sich ein kleines Stadtviertel von Maulbronn entwickelt hat.

Das Viertel wird geprägt von Kunst- und Antiquitätengeschäften sowie Künstlerateliers. Die Geschichte des Hofes wird heute künstlerisch interpretiert in Form von Markierungen im Straßenpflaster, Beschilderungen und Informationen. Dadurch wird eine ganz spezifische Aura erzeugt, die Kunst und Geschichte zusammenführt.

Alte Fachwerkhäuser prägen bis heute das Bild des Schafhofs. Seit 2003 befindet sich im ehemaligen Schafstall das Museum des Maulbronner Geschichts- und Heimatvereins.

Liste der Denkmäler
• Ehemalige Schafscheune (Nr. 2, 2/1), giebelständiger, zwei-, zur Straße hin dreigeschossiger, teilweise verputzter Steinbau mit Krüppelwalmdach, um 1800.
• Südlich Nr. 2 Eselsbrunnen, Laufbrunnen, neugotischer Brunnenstock um 1880, Metalltrog.
• Wohnhaus (Nr. 3), zweigeschossiges Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoss, Krüppelwalmdach, bezeichnet am Türsturz „1779“.
• Wohnhaus (Nr. 4), traufständiger, eingeschossiger Steinbau, im Dachgeschoss Fachwerk, überdachte Holztreppe an der Giebelseite, bezeichnet „1786“.
• Wohnhaus (Nr. 7), eingeschossiger Fachwerkbau auf massivem Kellergeschoss, Krüppelwalmdach, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
• Gehöft, Wohnhaus (Nr. 8), eingeschossiges Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach, 16. Jahrhundert, bezeichnet „1752“, zwei Wirtschaftsgebäude im Norden.
• Ehemalige Hofanlage (Nr. 12), erstes städtisches Krankenhaus (1854), traufständiger, eingeschossiger Massivbau mit Krüppelwalmdach, bezeichnet „1786“, Türstock bezeichnet ”M 1843 P„, Scheune und Nebengebäude im Norden (12/3) mit zugehörigen gewölbten Kellern.
• Hofanlage (Nr. 14), Einhaus, traufständiger, zweigeschossiger Massivbau, Obergeschoss Fachwerk, Krüppelwalmdach, Keller bezeichnet “1772„.
• Scheune (Nr. 18), giebelständiger, zweigeschossiger Steinbau, Obergeschoss Fachwerk, Satteldach, vor 1835.
• Wohnhaus (Nr. 28), traufständiger, zweigeschossiger Massivbau (?), Krüppelwalmdach, bezeichnet “1812„.
• Bruchkante des alten Klostersteinbruchs nördlich des Schafhofes, vermutete Ummauerung des Schafhofes (Sachgesamtheit).

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)

Literatur

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Zur Besitz- und Wirtschaftsgeschichte des Klosters Maulbronn. In: Planck, Dieter (Hrsg.): Maulbronn - zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters, S. 31-42. Stuttgart.
Burggraaff, Peter / Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2013)
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Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2009)
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Klosterlandschaft und UNESCO-Welterbe Maulbronn. Ergebnisse eines historisch-geographischen Fachgutachtens. In: Analecta Cisterciensia 60, S. 47-78. Heiligenkreuz im Wienerwald.
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Kloster Maulbronn gehört jetzt zum Weltkulturerbe: UNESCO würdigt die eindrucksvollste Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen. In: Kultur, Geschichte und Politik aus Baden-Württemberg, S. 16-19. Stuttgart.
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Landschaftsplanerische Gesamtperspektive Klosterlandschaft Maulbronn (Gutachten im Auftrag des Ministerium für Finanzen und Wirtschaft vertreten durch das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart). Stuttgart.
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Denkmalpflege zwischen künstlerischem Anspruch und Baupraxis. Zur Veränderung des Baudenkmals Maulbronn 1840-1938. In: Planck, Dieter (Hrsg.): Maulbronn - zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters, S. 531-554. Stuttgart.

Schafhof in Maulbronn

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schafhof
Ort
75433 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1146 bis 1150

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„Schafhof in Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-318902 (Abgerufen: 6. Mai 2024)
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