Muffendorfer Hof

Siegburger Hof, Jäger Hof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 40′ 12,12″ N: 7° 09′ 38,89″ O 50,67003°N: 7,1608°O
Koordinate UTM 32.370.035,41 m: 5.614.746,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.104,77 m: 5.615.583,09 m
  • Gut Muffendorf (2020)

    Gut Muffendorf (2020)

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    Muffendorfer Hof (2015)

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    Muffendorfer Hof (2015)

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    Gut Muffendorf (2020)

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    Gut Muffendorf (2020)

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Erste Erwähnungen
Die erste urkundliche Erwähnung findet der Hof Muffendorf im Jahre 979. Daraus geht hervor, dass der Hof mit dazugehörigem Landbesitz und Weinbergen Teil eines damaligen Königsgutes war. Kaiser Otto II. schenkte ihn damals der Benediktinerabtei Hersfeld.

Ein Hof zum Geschenk
Einige Jahre später, am 24. Juli 1020, ist urkundlich nachzuweisen, dass Kaiser Heinrich II. den Hof von der Abtei Hersfeld eintauschte und ihn dem Aachener Marienstift schenkte.
Bis ins Jahr 1057 existieren keine urkundlichen Besitznachweise mehr. Was man weiß, ist, dass sich der Hof ab 1057 im Besitz des Erzbischofs Anno II. von Köln befand. Wie der Hof in den Besitz der Kölner Kirche wechselte, ist unbekannt. Denkbar ist, dass die Bewirtschaftung des Hofes das Marienstift überforderte, welches ihn darauf an Anno verkaufte oder eintauschte.
Am 25. Juni 1057 überschrieb Anno neben einer Geldrente der Polenkönigin Richeza den Hof Muffendorf zur lebenslänglichen Nutznießung. Im Gegenzug überließ sie ihm für die Kölner Kirche ihre Güter in Thüringen. 1063 starb Richeza, worauf der Hof erneut in den freien Besitz des Erzbischofs fiel. Dieser gründete zwischen 1067 und 1076 die Benediktinerabtei Siegburg, welcher der Hof zur Ausstattung zugeteilt wurde.

Die Aufgaben als Hauptverwaltungssitz der Abtei
Abt Gottfried (1211-1259) stellte eine Urkunde aus, welche den Höfen in Flerzheim und Weiler das gleiche Recht an der Nutzung des Kottenforstes zusichert, wie es die Bewohner Meckenheims besitzen. Daran geknüpft jedoch die Prämisse die gleichen Abgaben an den Siegburgerhof in Muffendorf zu leisten wie es die Meckenheimer tun.
Hier wird zum ersten Mal eine sehr wesentliche Funktion des Muffendorfer Hofes urkundlich nachweisbar: Er war Hauptverwaltungssitz des linksrheinischen Besitzes der Abtei Siegburg. Hierher wurden die Naturalabgaben der zu Siegburg gehörenden Höfe gebracht. Dort wurden sie gelagert, verkauft oder weiter zur Abtei gebracht.

Der Hof war zu seiner Zeit strikt durchorganisiert. Pächter leisteten Abgaben und bewirtschafteten im Gegenzug den Hof und das dazugehörige Land. Die Schultheißen (sogenannte Hofesgeschworene) waren die „Beamte“ der Abtei. Sie führten Aufsicht über die dem Muffendorfer Hof zugeordneten Höfe und Ländereien. Sie sahen nach dem Rechten und achteten darauf, dass die Abgaben der Pächter fristgemäß und in vollem Umfang eingingen. Eventuelle Streitschlichtungen fielen ebenfalls in ihre Aufgabenbereiche. Ihnen unterstellt waren Bauern aus der Gegend, die Geschworenen, welche vor allem bei niedriger Gerichtsbarkeit mitwirkten.
Die Abtei dieses Bezirkes besaß ebenfalls Rechte an der Fischerei, Schäferei, sowie der Niederwildjagd. Vier freie Wege wurden für den Abt und dessen Geschworene ausgewiesen die vom Abs- beziehungsweise Muffendorfer Hof ausgingen. Der erste Weg führte nach Rüngsdorf ans dortige Rheinufer, wo die Pferde getränkt wurden. Der zweite endete in Niederbachem beim dortigen Siegburger Hof. Weg Nummer drei brachte Abt und Geschworene in die Steinbrüche des Lyngs Berg, um die Versorgung mit Steinen für den Bau sicherzustellen. Der letzte Weg führte über den Marienforst in den Kottenforst, um es den Geschworenen zu ermöglichen, ihr Vieh zur Mast in den Wald zu treiben.

Die Wattendorfer Mühle
Ein weiterer wichtiger Teil des Muffendorfer Hofes war die Wattendorfer Mühle, im Tal des Godesberger Baches gelegen. Hier wurde der damals übliche Mühlenbann vollzogen. Die Einwohner des Gerichtsbezirkes mussten dort ihr Korn mahlen lassen. Dies sollte dafür sorgen, dass die Geschworenen gegen eventuelle Übergriffe und Unredlichkeiten des Müllers - damals an der Tagesordnung - versichert waren. Betrog der Müller seine Kunden, indem er zum Beispiel das Mehl zu knapp bemaß, so durfte der Geschädigte nach fruchtloser Ermahnung des Müllers dessen Pferd nehmen und am Zaun des Muffendorfer Hofes anbinden. Dort stand das Tier, vor sich ein Schandholz, hinter sich einen Eimer Wasser und blieb, sofern der Müller sich nicht darum kümmerte, dort stehen bis es starb.

Das Waldgericht
Eine weitere Funktion des Hofes war das Waldgericht. Dieses tagte hier jährlich am Montag nach Johannistag. Geklärt wurde in den Verhandlungen, ob der Wald im vergangenen Jahr verhauen worden war oder nicht (d.h., ob Raubbau betrieben wurde).

Verpachtet und fremdverwaltet
Bis zur Säkularisierung blieb der Hof im Eigenbesitz der Abtei Siegburg und wurde durch einen Pächter bewirtschaftet.
Die folgenden Jahrhunderte liefern keine besonderen Erkenntnisse über das Schicksal des Muffendorfer Hofes. Zum Teil sind Namen der adligen Pächter bekannt, welche im 15. Jahrhundert im Besitz des Hofes waren. Ab dem 17. Jahrhundert sind die bäuerlichen Pächter, die bis auf eine Ausnahme alle der Familie Voelzgen entstammten, lückenlos nachweisbar.
Für das Jahr 1599 sind folgende Flächengrößen des Hofes angegeben: 19 Morgen (4,75 Hektar) Ackerland, 1,8 Morgen (0,45 ha) Weinberg und 1 Morgen (0,25 ha) Wiese. Dazu kommt die oben erwähnte Wattendorfer Mühle.

Vom kirchlichen zum weltlichen Gut
1804 wurde der Hof, wie fast jeglicher Klosterbesitz, im Zuge der Säkularisierung verkauft. Anton Völzgen aus Mehlem erwarb ihn damals für 9.700 Franc. Die Familie zog nach dem Tod Antons 1822 um nach Plittersdorf. Doch der Hof, welcher im Volksmund den Namen „Jägerhof“ trägt, blieb im Besitzt der Familie Voelzgen und wurde erst 1928 an den langjährigen Pächter Johann Rech verkauft.

Ein Feuer im März 1931 brannte den Hof teilweise nieder. Erhalten blieben die südlichen und westlichen Fachwerkbauten. Rech entschied sich, die zerstörten Teile des Hofes im Laufe des Jahres als umfangreiche Hühnerstallungen wiederaufzubauen.
1968 verkaufte die Witwe von Rechs Sohn das Hofgrundstück mit den Aufbauten, die Ländereien jedoch blieben in Familienbesitz.

Die heutigen Besitzer errichteten den Hof wieder im alten Stil. Die dem Feuer zum Opfer gefallenen Nord- und Ostflügel wurden neu in Fachwerk aufgebaut. Am Hang vor dem Haus wurde, als Reminiszenz an alte Zeiten, ein Weinberg angelegt. Mit viel Geschick und großem Verständnis wurde der Hof in einer Form wiederhergestellt, die den harmonischen Zusammenklang mit der alten Martinskirche, den anderen umstehenden Fachwerkhäusern und der gesamten Kommende wiederspiegelt. Das neu entstandene Gesamtkonzept gibt eine Vorstellung davon, wie das Muffendorf früherer Jahrhunderte einmal ausgesehen hat.

(Jan Kapfer, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)

Internet
www.vhh-badgodesberg.de: Muffendorf (abgerufen 09.06.2020)

Literatur

Corsten, Margret / Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. (Hrsg.) (1987)
Der Siegburger Hof in Muffendorf. In: Godesberger Heimatblätter, Heft 25, S. 29-35. Bonn Bad Godesberg.
Strack, Herbert (1988)
Spaziergang durch das 1100 Jahre alte Muffendorf. Bad Godesberg.

Muffendorfer Hof

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Martinstraße 12
Ort
53177 Bonn - Muffendorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 979

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„Muffendorfer Hof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-313779 (Abgerufen: 10. Mai 2024)
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