Burg Gräfenstein bei Merzalben

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Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Merzalben
Kreis(e): Südwestpfalz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 14′ 28,24″ N: 7° 45′ 23,16″ O 49,24118°N: 7,75643°O
Koordinate UTM 32.409.483,39 m: 5.455.011,14 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.409.522,73 m: 5.456.754,08 m
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    Burg Gräfenstein bei Merzalben (2020)

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    Bergfried mit Schildmauer (2020)

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    Blick von Bergfried auf die Unterburg (2020)

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    Unterburg mit Wohngebäuden (2020)

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    Toranalage mit gotischem Spitzbogen (2020)

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    Grundriss der Gräfenstein (2020)

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  • Blick auf Merzalben (2020)

    Blick auf Merzalben (2020)

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Die Ruine der Burg Gräfenstein wurde im Jahr 1237 erstmals urkundlich erwähnt und ist eine der stattlichsten und am besten erhaltenen Burgen der Pfalz. Sie liegt auf ca. 437 m ü. NN auf dem Schloßberg innerhalb der Gemarkung Merzalben.
Die Ruine wird im Volksmund „Merzalber Schloss“ genannt.

Geschichte
Die Burg Gräfenstein wurde vermutlich um das Jahr 1200 von den Grafen von Saarbrücken als Gipfelburg erbaut und diente vermutlich als Ersatzanlage für die von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zerstörte Burg Steinenschloss. Der älteste Teil der Burganlage ist die Oberburg. Das genaue Datum der Erbauung ist allerdings unbekannt. Aufgrund der Lage im damaligen Grenzgebiet der Bistümer Speyer, Worms und Metz kam dem Gräfenstein vermutlich eine besondere strategische Bedeutung zu. Zur Burganlage gehörte die Grafschaft Gräfenstein, bestehend aus den umliegenden Dörfern Leimen, Merzalben, Münchweiler und Rodalben sowie den großen Gräfensteiner Wäldern.
Erstmalig erwähnt wurde die Burg Gräfenstein im Jahr 1237 in Verbindung mit einer leiningischen Teilungsurkunde – damals ging der Besitz gemeinsam mit den Dörfern Rodalben und Merzalben an die Grafen von Leiningen über.
Ab dem Jahr 1317 wechselte die Burganlage mehrfach den Besitzer und wurde in Folge dessen mehrfach geteilt, beliehen, verpfändet und sogar unterverpfändet. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Burg von den jeweiligen Besitzern weniger als Wohnstatt, sondern vielmehr als „beleihbare Immobilie“ genutzt.

Ab dem Jahr 1345 mussten die Leininger Grafen aus finanziellen Gründen sukzessive Burganteile an verschiedene Miteigentümer verpfänden. So gelang es dem Pfalzgrafen Ruprecht I. bis zum Jahr 1367 rund 7/8 der Burg in seinen Besitz zu bringen. Zudem sicherte er sich auch das Vorkaufsrecht am verbliebenen Achtel der Burg. Im Jahr 1371 gab der Pfalzgraf die Burg wiederum als Mannlehen an seinen Neffen Graf Johann III. von Sponheim weiter. Unter der Herrschaft des Grafen von Sponheim erfolgte der weitere Ausbau der Burganlage und 1381 der Wechsel der kirchlichen Zugehörigkeit vom Bistum Metz zum Bistum Worms. Im Jahr 1393 versetzte der Graf von Sponheim die Burg an verschiedene Burgmannen und Gemeiner, in deren Besitz sie bis zum Jahre 1420 blieb. Nur mit Hilfe des Kurfürsten gelang es den Sponheimern die Burg von den Gemeinern wieder einzulösen. Noch im selben Jahr verpfändete der Graf von Sponheim an seinen Vetter, den Markgrafen Bernhard von Baden, welcher die Burg wiederum im Jahr 1423 an seinen Schwiegersohn Graf Emich VI. von Leiningen-Hardenburg weiter verpfändete. Die Linie Leiningen-Hardenburg war schließlich bis ins Jahr 1535 im Besitz der Burg Gräfenstein. Während der leiningischen Herrschaft wurden v.a. die nördliche Unterburg sowie die Zwinger- und Toranlagen erweitert und verstärkt.

Während des Bauernkrieges wurde die Burg im Jahr 1525 eingenommen und zerstört. Der Wiederaufbau folgte erst ab ca. 1540 durch den Pfalzgrafen Ruprecht von Zweibrücken-Veldenz, in dessen Besitz die Burg nach Ende des Bauerkrieges gelangte. Der Wiederaufbau endete jedoch abrupt mit dem Tod des Pfalzgrafen im Jahr 1544.
Bis zum Jahre 1570 folgten wieder diverse Besitzerwechsel der Burg, bis der Markgraf von Baden-Baden die Burg nach dem Aussterben der Sponheimer übernahm. In den Jahren 1594 / 1595 wurden nochmals Baumaßnahmen an der Burg durchgeführt (u.a. Verstärkung der Mauern).
Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Burganlage mehrfach besetzt und im Jahr 1635 schließlich durch kaiserliche Truppen (versehentlich) in Brand gesteckt und zerstört. Ein Wiederaufbau fand nicht mehr statt.
Von 1771 bis zur französischen Revolution befand sich die Ruine im Eigentum des Markgrafen von Baden-Durlach. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Burgruine Staatseigentum.

Baubeschreibung der Anlage
Die Burg Gräfenstein wurde als Gipfelburg auf einer natürlichen Anhöhe, dem Schloßberg, errichtet. Demgemäß wurde die stauferzeitliche Oberburg der Anlage auf einem ca. 12 m hohen, ca. 30 m langen und ca. 25 m breiten Sandsteinfelsen (Burgfelsen) erbaut und weist einen beinah ovalen Grundriss auf. Die späteren baulichen Erweiterungen der Burganlage (Unterburg und Zwingeranlage) umschlossen die Oberburg ringförmig.

Die Burganlage ist dreigeteilt und umfasst eine ältere Oberburg auf dem Burgfelsen, eine südliche und nördliche Unterburg sowie eine Zwingeranlage. Sie hat insgesamt eine Länge von ca. 80 m und eine Breite von ca. 60 m.

Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich die Burganlage in Gestalt und Größe. Insgesamt sind vier Bauphasen zu unterscheiden, die verschiedene Umbauten, Erweiterungen und auch den Wiederaufbau der Anlage aufzeigen.
Die erste Bauphase ist um das Jahr 1200 zu datieren, als die Oberburg erbaut wurde. Während der zweiten Bauphase (um 1250) wurde die südliche Unterburg und während der dritte Bauphase (um 1375) wurde die nördliche Unterburg, die Zwingeranlage sowie die Toranlage errichtet bzw. weiter verstärkt. Während der vierten und letzten Bauphase (um 1535) erfolgten der Wiederaufbau der Burg, der Ausbau des Palas und der Bau eines Treppenturms innerhalb der Oberburg sowie verschiedene Baumaßnahmen zur Verstärkung der Ringmauer.

Die Wasserversorgung der Burganlage wurde über drei Tankzisternen (zur Sammlung von Regenwasser) in Unter- und Oberburg sowie über zwei Quellen außerhalb der Anlage sichergestellt. An der zentral gelegenen Zisterne in der südlichen Unterburg ist noch das Wappen der Grafen von Sponheim zu erkennen.

Die Oberburg wurde vermutlich um das Jahr 1200 auf einem ovalen ca. 12 m hohen Sandsteinfelsplateau (dem Burgfelsen) erbaut und ist damit der älteste Teil der Burganlage – hiervon zeugt die vorgefundene staufische Baukunst. Die Oberburg bestand aus einem kleinen Burghof mit darunterliegendem Felsenkeller, einer Zisterne, einem romanisch-frühgotischen Palas auf der Nordseite, einem Treppen- und Abbortturm sowie einem Bergfried auf der Südseite. Die Anlage wurde von einer umlaufenden Ringmauer und auf der Südseite (Bergfried) von einer Mantelmauer aus Buckelquader geschützt.
Der Zugang zur Oberburg wurde im Laufe der Jahre mehrfach verändert, ursprünglich erfolgte er wohl über einen hölzernen Wehrgang bis zur Zugangspforte. Diese war wiederum mit einem darüberliegenden Gusserker bewehrt. Der heutige Zugang erfolgt über eine nachträglich errichtete Steintreppe auf der Westseite der Oberburg – dies entspricht wohl der Zugangssituation während der vierten (letzten) Bauphase.
Hinter der Pforte schloss sich ein kleiner Burghof an, der in einer späteren Bauphase überbaut wurde. Der Zugang sowohl zum Bergfried und Palas als auch zum Keller und späteren Treppenturm war nur über diese beengte Stelle möglich.
Beim Palas handelte es sich um ein vermutlich dreigeschossiges Steingebäude mit Kaminanlage und Abbortturm im nördlichen Teil der Oberburg. Die innere Raumaufteilung ist allerdings nur schwer rekonstruierbar. Auf der östlichen Hofseite der Oberburg wird eine „Burgkapelle“ bzw. ein Sakralraum innerhalb des Palas vermutet. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse innerhalb der Oberburg ist ein eigenständiges Kapellengebäude aber eher unwahrscheinlich. Im Zuge des Wiederaufbaus der Burganlage (nach dem Bauernkrieg) wurde auch der Palas um 1540 wiederaufgebaut und gleichzeitig durch renaissanceartige Baumaßnahmen (u.a. Treppenturm, zusätzliche Fenster) erweitert.
Der ca. 17 m hohe Bergfried befindet sich auf der Südseite der Oberburg und wurde in massiver Bauweise errichtet. Die Südseite des Bergfrieds wird von einer mindestens 2 m dicken Mantelmauer umschlossen. Diese erreicht noch heute ihre ursprüngliche Höhe (wird vom Bergfried aber um ca. 9 m überragt) und geht direkt in den darunterliegenden Burgfelsen über. Zu Verteidigungszwecken war die Mantelmauer mit einem hölzernen Wehrgang versehen. Der Grundriss von Bergfried und Mantelmauer wurde an die beengten topographischen Gegebenheiten angepasst, so dass der Bergfried einen siebeneckigen Grundriss (ca. 6 m breit und 7 m lang) aufweist. Der Zugang erfolgte vom Burghof der Oberburg. Sowohl Bergfried als auch Mantelmauer zeugen aufgrund der Verwendung von Buckelquadersteinen, der massiven Bauweise ohne Lichtschlitze und Fenster und ihrer Mächtigkeit noch heute vom wehrhaften Charakter der Oberburg.

Die Unterburg umschliesst die Oberburg ringförmig und ist in eine ältere südliche Unterburg (ca. 13. Jahrhundert) und eine jüngere nördliche Unterburg (14/15. Jahrhundert) zu unterteilen.
Der nördlichen Unterburg war wiederum eine Zwingeranlage mitsamt Torgasse und halbrunden Flankierungstürmen im Nordosten vorgelagert. Der Hauptzugang zur Burg erfolgte von Nordosten und wurde zunächst von einer äußeren Toranlage gesichert. Die dahinterliegende Torgasse und Zwingeranlage waren durch mindestens ein weiteres Tor mit Flankierungstürmen gesichert, bevor das eigentliche Haupttor zur Unterburg des Gräfenstein erreicht wurde. Die Flankierungstürme der Torgasse und des Zwingers dienten der Verteidigung und waren mit Schlüssellochscharten versehen. In der südlichen Zwingermauer war ein weiterer Flankierungsturm und zudem noch ein schmaler Durchlass – vermutlich eine Ausfallpforte – eingebaut.
Der Zugang zur Unterburg war über einen rechteckigen, zweigeschossigen (ca. 12 m hoch) und mit der inneren Ringmauer der Unterburg abschließenden Torturm aus Buckelquader (vermutlich im 15. Jahrhundert erbaut) geschützt. Das Obergeschoss des Torturms war aus Verteidigungsgründen zum Burginneren vermutlich offen oder nur mit einer Fachwerkkonstruktion geschlossen.
Die nördliche Unterburg stammt aus dem 14./15 Jahrhundert und ist somit deutlich jünger als der südliche Teil der Unterburg. Aufgrund der vorgefundenen Fragmente ist davon auszugehen, dass hier größere hölzerne Wirtschaftsgebäude und Stallungen untergebracht waren. Am Fuße der Ostseite der Oberburg dominiert nocht heute der im späten 15. Jahrhundert an die Oberburg angebaute rechteckige Abortturm die Unterburg. Am Fuße des Turmbaus sind noch Abflussrinnen und Ausflussöffnungen zu erkennen.
Die zweigeteilte südliche Unterburg stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und ist dem Bergfried und der Mantelmauer im Süden und Westen halbrund vorgelagert. Im südlichen Teil waren insbesondere zweigeschossige Wohn- und Wirtschaftsgebäude untergebracht, welche sich an die ca. zwei Meter dicke Ringmauer anlehnten. Hiervon sind noch die Grundmauern von mindestens sieben „Burgmannenhäusern“ erhalten. Das untere Geschoss war aufgrund der Nutzung der Ringmauer als Außenwand der Gebäude in regelmäßigen Abständen mit Lichtschlitzen und senkrechten Schießscharten für Bogenschützen versehen. Die Obergeschosse bestanden aus Fachwerk und dienten vermutlich überwiegend Wohnzwecken. Dementsprechend waren sie mit Fensternischen, Spitzbogenfenstern, Aborterkern sowie Kaminanlagen ausgestattet. Im Zentrum der südlichen Unterburg lag eine Zisterne.
Der westliche Teil der südlichen Unterburg war jeweils im Norden und Süden durch ein Tor abschließbar und stellte somit einen eigenständigen „zwingerartigen“ Bereich dar. Die äußere Ringmauer der Unterburg weist in diesem Bereich keinerlei Öffnungen oder Schießscharten auf. Es sind Fragmente eines Treppenabgangs zu einem ehemaligen Gewölbekeller erhalten. Von hier aus ist der Zugang zur ca. 10 m höher gelegenen Oberburg mitsamt Bergfried möglich.

Renovierung und Erhaltung
Die Ruine der „Burg Gräfenstein“ ist ein gemäß § 8 DSchG Rheinland-Pfalz eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis Kreis Südwestpfalz). Im Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südwestpfalz ist folgendes angegeben:
„Im 12. Jh. von den Grafen von Saarbrücken gegründet, seit dem 30-jährigen Krieg Ruine; erhalten von der Oberburg, 1. Hälfte 13. Jh., Ringmauer und Bergfried; Südhälfte der Unterburg, um Mitte 13. Jh., Reste der Ringmauer und Grundmauern von Wohnbauten; von der im 15. Jh. weitergeführten Ringmauer der Unterburg Reste mit Grundmauern der Stallungen und Wirtschaftsgebäude, Burgtor; Zwingeranlage mit Rundtürmen; Abortschacht, wohl 15. Jh.; um 1540 Wiederherstellung des Palas der Oberburg, Fensterweiterung und Treppenturm; eine der stattlichsten und besterhaltenen Burgen der Pfalz“ (GDKE, Seite 32).

Seit der endgültigen Zerstörung der Burg im dreißigjährigen Krieg diente die Anlage teilweise als Steinbruch für die umliegenden Dörfer. Im Jahr 1782 kam es sogar zu einer genehmigten Schatzgräberei, die die Ruine weiter beschädigte.
Erste Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen an der Ruine Gräfenstein erfolgten in den Jahren 1909 / 1910 und dann nochmals in den Jahren 1936 / 1937. Weitere Sanierungsarbeiten, darunter Mauerrekonstruktionen, sowie bauarchäologische Untersuchungen fanden 1970 / 1971 und 1985 / 1987 statt. In den 1980er Jahren wurde zudem eine Kelleranlage aus staufisch-gotischer Zeit freigelegt. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurde u.a. auch die Zisterne in der südlichen Unterburg mitsamt wappengeschmückter Steinbrüstung wiederhergestellt.
Von der Oberburg sind die äußere Ringmauer mit Fenster- und Abortnischen, der Bergfried mitsamt Mantelmauer sowie der Renaissancetreppenturm und diverse Mauerreste des Palas erhalten. Im Bereich der Unterburg sind teilweise Fundamente von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie eine Zisterne erhalten. Zudem sind die Wehranlagen der Burg relativ gut erhalten, z.B. Bergfried mitsamt Mantelmauer, Ringmauer der Unterburg, Torturm und Flankierungstürme der Zwingeranlage.
Die erhaltenen Überreste der Burganlage dokumentieren die Baugeschichte der Burganlage vom 13. bis ins 17. Jahrhundert. So sind neben Bauelementen der Stauferzeit, ein romanisch-frühgotischer Palas sowie ein Treppenturm aus der Renaissance vorzufinden.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die Ruine liegt ca. 2 km südöstlich von der Ortsgemeinde Merzalben und ist von der Ortsmitte aus über die Hauptstraße (L 496) und die K 52 erreichbar. Kostenlose Parkplätze stehen nördlich der Ruine auf einem Wanderparkplatz zur Verfügung.
Der Bergfried kann bestiegen werden und bietet von der oberen Plattform einen Rundblick über den Pfälzerwald.

(Barbara Hillers, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Neustadt an der Weinstraße, 2024)

Internet
www.gdke.de: Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südwestpfalz (abgerufen am 07.02.2024)
www.pfalz.de: Burgruine Gräfenstein bei Merzalben (abgerufen am 07.02.2024)
www.heimat-pfalz.de: Burg Gräfenstein (abgerufen am 07.02.2024)
www.burgen-pfalz.com: Burgenkatalog - Gräfenstein (abgerufen am 07.02.2024)

Literatur

Keddigkeit, Jürgen; Übel, Rolf / Thon, A. (Hrsg.) (2002)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 2. F-H. Kaiserslautern.

Burg Gräfenstein bei Merzalben

Schlagwörter
Ort
66978 Merzalben
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalzone gem. § 5 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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Barbara Hillers: „Burg Gräfenstein bei Merzalben”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-310607 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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