Neolithisches Erdwerk auf dem Dieksknöll

Albersdorf LA 68

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Gemeinde(n): Albersdorf (Schleswig-Holstein)
Kreis(e): Dithmarschen
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 07′ 59,53″ N: 9° 16′ 43,03″ O 54,1332°N: 9,27862°O
Koordinate UTM 32.518.205,00 m: 5.998.378,00 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.518.281,47 m: 6.000.337,85 m
  • Erdwerk Dieksknöll in Albersdorf von Süden her gesehen, Herbst 2019

    Erdwerk Dieksknöll in Albersdorf von Süden her gesehen, Herbst 2019

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    Lüth, Philip / Steinzeitpark Dithmarschen (AÖZA gGmbH)
    Fotograf/Urheber:
    Philip Lüth
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  • Zuwegung zum Erdwerk Dieksknöll in Albersdorf, Herbst 2019

    Zuwegung zum Erdwerk Dieksknöll in Albersdorf, Herbst 2019

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  • Blick über das Gieselautal von Süden, Herbst 2019

    Blick über das Gieselautal von Süden, Herbst 2019

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Nahe bei Albersdorf und dem Steinzeitpark befindet sich eine außergewöhnliche archäologische Fundstelle. Zwischen der Gieslau und dem Bach Forbek erhebt sich auf einer sanft nach Westen ansteigenden Anhöhe ein sogenanntes Erdwerk der Trichterbecherkultur.

Das Erdwerk auf dem Dieksknöll bei Albersdorf wurde in den 1990er Jahren entdeckt. Nach einigen Voruntersuchungen zwischen 1992 und 1994 kam es jedoch erst im Jahr 2010 zur partiellen Ausgrabung des Platzes. Die Fundstelle befindet sich auf einem nach Südosten ausgerichteten Geländesporn. Dieser ist mit einem Halbkreiswall nach Nordwesten hin abgeriegelt. Die Anlage besteht aus einem umlaufenden Graben, der sich aus mindestens 13 Einzelsegmenten zusammensetzt. Die einzelnen Abschnitte sind durch Erdbrücken unterbrochen. Hinter dem Graben wurde ein schmaler Graben dokumentiert, der darauf hinwies, dass sich dort eine Palisade befand. Bei den Ausgrabungen wurde auf einer der Erdbrücken eine quer verlaufende, längliche Grube freigelegt, die offenbar als Fundamentgrube für zwei monumentale Holzpfosten diente. Im Inneren der Anlage wurden deutlich weniger Befund angetroffen, sodass die Nutzung dieses Bereich bisher noch nicht abschließende geklärt werden konnte.

Das Grabenwerk konnte mit Hilfe der C14-Methode datiert werden. Dabei wurde nachgewiesen, dass der Platz etwa 1.300 Jahre lang genutzt wurde (3.820 bis 2.480 v. Chr.). Dabei die wurden die Gräben und Grabenabschnitte häufiger verfüllt und wieder ausgehoben. Aus den Gräben wurden zahlreiche Flintwerkzeuge und auch Fragmente von Gefäßen geborgen. Die Keramikscherben fielen dabei ungewöhnlich groß aus. An auffällig vielen ließen sich sogar noch Reste der zuvor einfüllten Speisen (meist Getreidebrei) nachweisen. Der Ausgräber vermutet, dass die Gefäße bewusst zerstört und in den Gräben deponiert wurden.

Neolithische Erdwerke, wie das hier beschriebene, sind überall in Mitteleuropa und auch in Südskandinavien bekannt. In Schleswig-Holstein wurden in Büdesldorf, Rastorf und Albersdorf drei dieser Anlagen entdeckt. Die Formen die Wall-Grabenwerke gleichen sich dabei auffällig und immer wird die Frage gestellt, welcher Funktion die Anlagen dienten. Die überall auftretenden Unterbrechungen der Grabenverläufe durch Erdbrücken scheinen gegen eine Nutzung als Wehranlage oder Befestigung zu sprechen. Auch eine dichte Besiedlung des Innenraums kann in der Regel nicht nachgewiesen werden. Aus diesen Gründen wurde auch über eine Funktion als Vieheinhegung spekuliert.

Die meisten Forscher gehen jedoch davon aus, dass die Grabenwerke wichtige religiös-rituelle Funktionen innerhalb der Gemeinschaft erfüllten. Dafür scheint auch zu sprechen, dass sich die meisten Anlagen an Verkehrsknotenpunkten befinden. Dies scheint auch auf das Erdwerk auf dem Dieksknöll zuzutreffen. So findet sich in der Umgebung von Alberdorfs die größte Konzentration von Grabanlagen in Westholstein. Möglicherweise stellte diese Anlage ein rituelles Zentrum mit einem großen Einzugsgebiet dar. Die Lage abseits der großen Gräber südlich von Albersdorf wird so interpretiert, dass der rituelle Bereich bewusst von der nahen Siedlung abgegrenzt wurde und die religiösen Handlungen so auf „neutralem Boden“ stattfinden konnten.

Lage und Anfahrt
Das Erdwerk Dieksknöll bei Albersdorf ist leider nur sehr eingeschränkt zugänglich. Wer das Gelände um das Denkmal auf eigene Faust erkunden möchte, sollte über die K 43 den Zugang suchen. Kurz hinter der Ortsausfahrt Alberdorf zweigt ein Feldweg ab, der nach etwa 600 Metern zu dem Erdwerk führt.

(Philip Lüth, Archäologie & Beratung, im Auftrag vom Archäologisch-Ökologischen Zentrum Albersdorf, in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein im Projekt „Megalithic Routes in Schleswig-Holstein“, mit Unterstützung der AktivRegion Dithmarschen im Rahmen des Landesprogramms ländlicher Raum gefördert durch die Europäische Union - Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), den Bund und das Land Schleswig-Holstein, 2019)

Literatur

Dibbern, Hauke (2016)
Das trichterbecherzeitliche Westholstein. Eine Studie zur neolithischen Entwicklung von Landschaft und Gesellschaft. (Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung, Band 8.) Bonn.

Neolithisches Erdwerk auf dem Dieksknöll

Schlagwörter
Ort
Albersdorf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn -3500 bis -2800

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„Neolithisches Erdwerk auf dem Dieksknöll”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-308572 (Abgerufen: 25. April 2024)
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