Westlich des Ortes Großenrade liegen in einem kleinen Wäldchen zwei vorgeschichtliche Grabanlagen aus der Zeit um 3.000 v. Chr. Bei den beiden Gräbern handelt es sich um zwei Langbetten. Diese Grabanlagen wurden als lange zwischen 10 und 15 Meter Breite Wälle angelegt. Die Seiten wurden mit großen Findlingen eingefasst. Innerhalb der Wälle finden sich häufig eine manchmal auch zwei megalithische Grabkammern.
Die meisten Megalithgräber wurden im 18. und 19. Jahrhundert zerstört, um an die in Schleswig-Holstein seltenen Findlinge zu gelangen. Diese wurden zerschlagen und zu Steinen für Hausfundamente oder Pflastersteine umgearbeitet. Die Reste der ehemaligen hoch aufragenden Grabhügel fielen im Laufe der Jahre der Landwirtschaft zum Opfer und wurden abgepflügt.
Ein ähnliches Schicksal haben auch die beiden hier vorhandenen Langbetten erfahren. Es handelt sich um zwei stark zerwühlte Erdwälle mit einer Länge von etwa 35 und 21 Meter. Zahlreiche, deutlich erkennbare Eingrabungen in beiden Wällen sind auf den Steinraub zurückzuführen. Um den westlichen der beiden Hügel (akD 000 223) wurde ringsherum ein Graben angelegt, um die Findlinge der Hügeleinfassung in die Vertiefung zu kippen. Auf diese Weise konnten sie von den Steinschlägern leichter zerlegt und abtransportiert werden.
Nach der Beraubung der Steine konnten die frei werdenden Flächen beackert werden. Beide hier vorgestellten Denkmale befanden sich jedoch in einem sogenannten Kratt. Diese historischen Nutzwälder entstanden durch eine besondere Bewirtschaftungsform. Die Bäume wurden zur Gewinnung von Brennholz immer wieder gekappt und konnten nur durch den Stockausschlag weiterwachsen. Insbesondere Eichenkratt wurde als Waldweide für Schweine genutzt. Die Rinde der Eichen diente zur Herstellung von Gerberlohe.
Der Kratt bei Großenrade wird seit vielen Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet. Jedoch konnten sich die Langbetten nur aufgrund ihrer Lage in diesem historischen Nutzwald erhalten.
Lage und Anfahrt
Die beiden Anlagen befinden sich westlich des Ortes Großenrade und sind am besten vom Ort aus zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Die Grabhügel befinden sich unmittelbar am Wegrand. Im Sommer sind beide Langhügel stark mit Farn bewachsen.
(Philip Lüth, Archäologie & Beratung, im Auftrag vom Archäologisch-Ökologischen Zentrum Albersdorf, in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein im Projekt „Megalithic Routes in Schleswig-Holstein“, mit Unterstützung der AktivRegion Dithmarschen im Rahmen des Landesprogramms ländlicher Raum gefördert durch die Europäische Union - Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), den Bund und das Land Schleswig-Holstein, 2019)