Das Petit Palais am Standort des heutigen Reitplatzes
An der Stelle des heutigen Reitplatzes befanden sich ursprünglich sowohl das Petite Palais der Marianne Camasse Gräfin von Forbach (1734-1807) sowie der dahinter liegende Schlossgarten. Das Schlösschen war anlässlich der heimlichen Hochzeit der Gräfin von Forbach mit Herzog Christian IV. (1722-1757, regierte ab 1740) erbaut worden. Die Hochzeit fand am 3. September 1757 statt. In den Wirren des Revolutionskrieges wurde das Schlösschen im Jahr 1893 stark beschädigt.
Das Gebäude verfügte laut Grundriss aus dem Jahre 1808 auf der vorderen und rückwärtigen Seite (jeweils mittig) über eine breite, siebenstufige Treppe. Die vordere Treppe führte zum Haupteingang und danach in ein Vestibül. Ein Vestibül ist eine repräsentative Eingangshalle, die zumeist zwei Geschosse umfasst. Links vom Eingang befand sich im Vestibül die Treppe in das obere Stockwerk. Die Räume des Schlosses waren einem vorderen oder einem hinteren Gebäudeteil zugeordnet. Ein langer Korridor in der Mitte schied die vorderen von den hinteren Räumlichkeiten. Im Stile der Architektur des Barocks und Rokokos befanden sich die Räume in einer Enfilade. Sowohl die Räume, als auch die Zimmertüren lagen in einer Achse, sodass man vom ersten Raum bis in den hintersten Raum schauen konnte. Dieses Gestaltungselement vermittelt ein Gefühl von Weitläufigkeit. Im vorderen Teil befanden sich rechts und links des Vestibüls zwei Speisezimmer (Salles à manger), zwei angrenzende Küchen (Cuisines), ein Wohnzimmer (Chambre de domistique) sowie ein Kinderzimmer (Chambre d´enfant). Im hinteren Teil waren zwei Vorzimmer (Antichambres), untergebracht, zwei kleine Salons (Petits salons), ein Schlafzimmer (Coucher) und zwei kleinere angrenzende Zimmer, vermutlich Ankleidezimmer.
Die Planung eines ersten Reitplatzes um 1808
Napoleon Bonaparte (1769-1821, regierte von 1804-1814 sowie 1815) befahl nach der Zerstörung des Schlösschens die Einrichtung eines Gestüts. Dieses Gestüt wurde teilweise in den beschädigten Vorgängergebäuden geplant. Anhand des Grundrisses von 1808 lässt sich der Istzustand anhand der schwarzen Grundrisslinien absehen sowie auch die geplanten baulichen Veränderungen zum Gestüt anhand der eingezeichneten rosafarbenen Grundrisslinien. Demnach war unmittelbar hinter dem ehemaligen Chateau, auf der Seite des Schlossgartens, ein „cour qui peut servir de manege à découvert“, also ein Hof, der als Reitplatz dienen kann, geplant.
Im 19. Jahrhundert wurden die Pferde als Nutztiere für Landwirtschaft und Militär gezüchtet und somit durch ihren Arbeitseinsatz ausreichend bewegt. Doch auch die Zweibrückener Zuchtpferde bekamen durch regelmäßige Ausritte der Gestütswächter viel Bewegung. Somit gehörten auch die Pferde zum Stadtbild.
Der Gestütsreitplatz vor 1944
Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich ein umzäunter Reitplatz inmitten des in Hufeisenform angelegten Gebäudekomplexes. Dieser wurde zusammen mit den Gebäuden im Jahre 1944 zerstört. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Freifläche zwischen dem Gebäude des Reit- und Fahrvereins Zweibrücken e.V. und dem Gebäude mit der historischen Schmiede und Sattelkammer.
Schauen Sie sich auch das Video des Stalljungen zu diesem Objekt an (siehe Mediengalerie).
(Florian Weber, Universität Koblenz, 2020)