Blickt man vom Standort nach Westen in Richtung Glessener Höhe, dann erkennt man am Fuß des Haldenhanges einen Damm, der ein Muldental quert (Abbildung 2). Der Damm gehört zu einer Einpolderungen, die gemacht wurde, um bei Starkregen abfließendes Wasser und eventuell abgehende Rutschungen von der ehemaligen Kippe aufzufangen. Das wasserlose Tälchen schwenkt nach Osten (Abbildung 3) zum südlichen Quellgebiet des Pulheimer Baches. Auch in den nördlichen Quellast führt ein Muldental (Abbildung 4)
Sämtliche natürliche Talanfänge am Pulheimer Bach sind wasserlose Muldentäler (Abbildung 5). Unter ackerbaulicher Nutzung kann zwar in diesen Tälchen auf vegetationsfreien Feldern (Schwarzbrache) bei Schneeschmelze oder Starkregen kurzfristig Oberflächenabfluss auftreten, der Material abspült (soil erosion beziehungsweise Bodenabtrag). Es ist jedoch eine quasinatürliche Abtragung (Abbildung 6), die unter natürlichen Bedingungen im Wald nicht auftritt. Dort versickert das Niederschlagswasser ohne Abtragungswirkung und kommt an der nächsten Quelle wieder zum Vorschein wie im Quellgebiet des Pulheimer Baches, dem die Erzählstation 4 des Wassererlebnispfades Pulheimer Bach gewidmet ist.
Die muldenförmigen Talanfänge sind deshalb weitgehend Zeugnisse einer Umwelt, die in der letzten Kaltzeit durch sehr kalte Klimate bestimmt war. Bei Jahresdurchschnittstemperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt war der Untergrund dauernd gefroren (Permafrost). In der sommerlichen Auftauperiode konnten Tauwasser und Regen nicht versickern, flossen an der Oberfläche ab und bildeten die zahlreichen Muldentälchen, die noch heute zum Bach herunter führen.
(Reinhard Zeese, L.E.B. & Partner, 2020)
Internet
erlebnispfad-pulheimer-bach: Erzählstation Muldental (abgerufen am 13.12.2019)