Historischer Meilerplatz bei Bömberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Odenthal
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 03′ 58,44″ N: 7° 10′ 38,4″ O 51,06623°N: 7,17733°O
Koordinate UTM 32.372.290,88 m: 5.658.770,56 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.570,42 m: 5.659.674,71 m
  • Historischer Meilerplatz bei Bömberg (2019)

    Historischer Meilerplatz bei Bömberg (2019)

    Copyright-Hinweis:
    Jan Spiegelberg / Biologische Station Rhein-Berg
    Fotograf/Urheber:
    Jan Spiegelberg
    Medientyp:
    Bild
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  • Historischer Meilerplatz bei Bömberg (2019)

    Historischer Meilerplatz bei Bömberg (2019)

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In unmittelbarer Nähe zur Großen Dhünn-Talsperre und zum Wohnplatz Bömberg in der Gemeinde Odenthal liegt in einem Eichen-Buchenwald ein historischer Meilerplatz wenige Meter neben einem Wanderweg. Auf der Preußischen Uraufnahme (1836-1850) ist erstmals ein Wegverlauf von der Loosenau talaufwärts nach Bömberg verzeichnet (vgl. Kartenansicht). Die Köhlerplattform hat eine ovale Form mit einem Durchmesser von etwa sechs Metern und liegt bergseitig zum Weg. Vom Standort aus hat man einen guten Blick in das Dhünntal mit der Dhünn und der Loosenau. Die von den Köhlern gewählte Lage ist eher ungewöhnlich, da der Meilerplatz relativ weit von einer Wasserquelle entfernt liegt. Zwar befindet sich in ca. 100 Metern Luftlinie der Bömericher Bach, der in die Dhünn entwässert, das Wasser musste allerdings vermutlich unter erhöhtem Aufwand bergauf zum Meilerplatz transportiert werden. Es wurde von den Köhlern sowohl für den Aufbau des Kohlenmeilers als auch für die Wartung des Schwelbrandes und das Ablöschen der Holzkohle benötigt. Offenbar wurde die Anstrengung aber in Kauf genommen, möglicherweise weil es zum Zeitpunkt rund um den Standort noch genügend Holz zum Verkohlen gab.

Eine genaue Datierung des Meilerplatzes ist nicht möglich, mit hoher Sicherheit stammt er aber aus der Zeit, als an der Dhünn ein Zentrum der Eisenerzverhüttung bestand. Wie Funde belegen, sah es im Mittelalter auf der Hochfläche nahe Eichholz und Bömberg ganz anders aus, als zur heutigen Zeit. Es wuchs kein einziger Baum mehr. Der Grund für den Kahlschlag in der Gegend lag in der Produktionstätigkeit der damals an der Dhünn lebenden Menschen. Bereits im neunten oder zehnten Jahrhundert hatten sie entdeckt, dass das direkt an der Oberfläche vorhandene Gestein jede Menge Eisenerz enthielt, das ein höchst wertvoller Rohstoff war. Denn aus Eisen ließen sich nicht nur wichtige Gebrauchsgegenstände wie Äxte und Sensen herstellen, die viel effektiver waren als primitive Stein- oder Holzwerkzeuge, sondern auch Waffen wie Schwerter und Dolche. Die Eisenerzeugnisse wurden nicht nur zum Eigengebrauch hergestellt, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit über alte, heute noch im Gelände zu erkennende Hohlwege nach Odenthal-Altenberg und Köln transportiert.

Die Gewinnung von schmiedbarem Eisen geschah in Schmelzöfen, die sich stets in der Nähe von Quellen oder Bächen befanden. In ihnen musste das Gestein über Stunden erhitzt werden, um am Ende ein Stück schmiedbares Eisen zu erhalten. Der gesamte Brennvorgang benötigte eine große Menge an Holz. Um den Bedarf zu decken wurden zunächst bevorzugt Buchen gefällt, später aber auch minderwertigere Hölzer wie Birken. Mit dem Holz wurde in Kohlenmeilern Holzkohle für die Brennöfen hergestellt. Bei Geländeuntersuchungen in der Gegend entdeckten ehrenamtliche Mitarbeiter des Amtes für Bodendenkmalpflege rund dreißig Meilerplätze. Die große Dichte an Kohlenmeilern ist ein wichtiges Indiz für die hier stattgefundene Eisenerzgewinnung. In der Nähe von Eichholz, im Tal am „Breibacher Berg“ wurde sogar eine größere Eisenverhüttungsstelle mit Arbeitsplätzen, Holzkohle-Spuren und einem Schmiedeplatz entdeckt. Nahe der Großen Dhünn-Talsperre wurden weitere elf Produktionsstandorte gefunden.
Die Eisenerzeugung in der Gegend bestand bis ins 18. und 19. Jahrhundert fort. Erst die im Ruhrgebiet vorhandene Steinkohle brachte das Ende für die bergische Produktion.

(Biologische Station Rhein-Berg, erstellt im Rahmen des Projektes „Wir machen Kohle“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2019)

Internet
archiv.bgv-rhein-berg.de: Archiv des BGV Rhein-Berg (abgerufen 13.12.2019)
ksta.de: Verborgenes Erbe - Das Ruhrgebiet des Mittelalters (KStA vom 01.11.2009, abgerufen 13.12.2019)

Historischer Meilerplatz bei Bömberg

Schlagwörter
Ort
51519 Odenthal
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1200 bis 1499

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Biologische Station Rhein-Berg (2019): „Historischer Meilerplatz bei Bömberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-302373 (Abgerufen: 24. April 2024)
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