Ehemaliges Schulgebäude in Sassen
In die linke Haushälfte des Hauses Nohner, die der Schulverband Sassen-Kolverath mietete, war die einklassige Volksschule des Ortes zwischen 1894 und 1901 untergebracht. Der Klassenraum war 50 Quadratmeter groß. Der Lehrer wohnte im oberen Stockwerk. Das Haus Nohner wurde im Jahr 1969 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Aufgrund der beengten Verhältnisse war ein neues Schulgebäude dringend erforderlich. Im Jahr 1900 wurde mit dem Bau des neuen Gebäudes am Ortsrand von Kolverath begonnen. Dieses wurde im Jahr 1901 fertiggestellt. Der Unterricht wurde im Herbst des gleichen Jahres aufgenommen. Zwischen den Jahren 1966 und 1970 wurde die Schule stufenweise geschlossen. Die Schließung erfolgte aufgrund der Neuorganisation des Schulwesens und der Zusammenführung der Schüler zur gegliederten Mittelpunktschule in Kelberg, heute Grundschule und Realschule plus St. Martin Kelberg. Im Jahr 1970 wurde der Schulbetrieb in Kolverath endgültig eingestellt.
Das Schulwesen im ausgehenden 19./frühen 20. Jahrhundert
Das deutsche Schulwesen basierte zur Wende vom 19. aufs 20. Jahrhundert auf der Einteilung in Volksschulen und Gymnasien. Gymnasien gab es in der Regel nur in Städten. Dort wurden Volksschulen vornehmlich von Kindern ärmerer Bevölkerungsschichten besucht, während die Kinder aus wohlhabenden Familien in die örtlichen Gymnasien gingen. Somit war die Bildung zu jener Zeit stark an die soziale Herkunft und den sozialen Stand gebunden. In ländlichen Regionen gab es zumeist nur Volksschulen.
Im Jahr 1815 wurde die Eifel Preußen zugesprochen. Dies hatte auch zur Folge, dass die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Allerdings fielen bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert die Einschulungsquoten gerade in ländlichen Gebieten eher gering aus, da viele Familien von der Unterstützung der Kinder bei Haus- und Landarbeit abhängig waren. Die Pädagogen der Zeit waren bestrebt, die Kinder in Gehorsam und Gottesfürchtigkeit zu unterweisen. Körperstrafen (Züchtigung) war an der Tagesordnung, häufig auch unter Gebrauch eines Schlagstocks. In der Volksschule wurde den Kindern auch die elementaren, für die Landarbeit brauchbaren Kenntnisse gelehrt (Speitkamp 1998, S. 38f.).
Die Dorfschule
Die Dorfschule um 1900 umfasste in der Regel zwei Klassenräume, in denen die Unterklasse (erstes bis viertes Schuljahr) und die Oberklasse (fünftes bis achtes Schuljahr) untergebracht waren und vom Dorflehrer unterrichtet wurden. Klassen mit bis zu 50 Kindern waren auch in den 1920er Jahren keine Seltenheit. Die Kinder saßen paarweise in hölzernen Schulbänken. Der Lehrer stand hinter seinem hohen hölzernen Pult (dem Katheder). Geschrieben, gerechnet und gemalt wurde mit Griffeln (zunächst Schiefer, später Kreide) auf Schiefertafeln, an denen kleine Schwämme mit einer Schnur befestigt waren. Neben Rechnen und Schreiben stellte Religion eins der Hauptfächer dar: Bibel und Katechismus waren feste Bestandteile eines jeden ledernen Schulranzens. Damit im Winter das Klassenzimmer angenehm warm war, mussten die Kinder Holzscheite für den Ofen von Zuhause mitbringen.
Der Schulunterricht wurde sicherlich von manch bäuerlicher Familie mit Argwohn betrachtet. Durch die Zeit im Klassenzimmer ging Arbeitskraft verloren, die dringend gebraucht wurde. Aus diesem Grunde war der Schulalltag sehr stark durch die Phasen des bäuerlichen Lebens geprägt. Diese umfassten Pflanz-, Ernte- und Schlachtphasen. Die sogenannten Kartoffelferien im Herbst künden noch von dieser Zeit. Ebenso das Ablesen der gefürchteten Kartoffelkäfer oder das Roggenbinden. Bis in die Nachkriegszeit mussten Kinder in Deutschland in der Landwirtschaft mitarbeiten.
(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2019; Lea Adams und Florian Weber, Universität Koblenz-Landau, 2019)
Internet
www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de: Was Opa uns erzählte, von Kathrin Pinn (recherchierbar über Volltextsuche, abgerufen 14.02.2020)