Geschichte
Johanna Sebus (1791–1809) stammte aus Brienen bei Kleve. Bei einem Dammbruch während eines Rheinhochwassers im Jahr 1809 rettete sie zunächst ihre Mutter aus den Fluten. Bei dem Versuch, weitere Menschenleben zu retten, kam sie schließlich selbst ums Leben. Als man ihre Leiche drei Monate später auffand, initiierte der damalige Unterpräfekt in Kleve, Baron Karl Ludwig von Keverberg (1768–1841), den Bau eines Denkmals. Die Regierung der französischen Besatzung im Rheinland billigte den Vorschlag und ließ 1811 ein Denkmal errichten.
Zugleich wurde Johanna Sebus posthum die „Weiße Rose“ verliehen, eine von Napoleon gestiftete Ehrung, die jedes Jahr in allen Orten des französischen Herrschaftsbereiches an ein besonders tugendhaftes Mädchen verliehen werden sollte. In Literatur und Musik wurde Johanna Sebus bald zu einer Person kollektiver Erinnerung: So widmete ihr Johann Wolfgang von Goethe eine Ballade, Franz Schubert schuf eine – wenngleich unvollendete – Vertonung dieser Dichtung. Im 20. Jahrhundert komponierte der Musiker und Maler Béla Lajos (1929-2016) eine Oper für Johanna Sebus. Anlässlich des 175. Todestages wurde im Jahr 1984 eine Johanna-Sebus-Medaille gestiftet, die an Personen oder Institutionen für „Hilfe in der Not“ verliehen wird.
Baubeschreibung
Die Form des Memorials entstammt dem nahezu dekorlosen Repertoire eines überwiegend mit stereometrischen Elementarformen agierenden Klassizismus. Die übermannshoch stehende, halbrunde abschließende Stele aus Blaustein steht auf einem gestuftem Karniessockel und ist von einer halbkreisförmigen Steinbank hinterfangen. Die Vorderseite des Denkmals trägt eine Inschrift in französischer Sprache, über ihr ein eingelassenes Medaillon aus weißem Marmor, welches eine treibende, von zwölf Sternen umgebene Rose zeigt. Die deutsche Übersetzung der französischen Inschrift auf der Rückseite stammt aus dem Jahr 1953. Sie lautet: „Zum Andenken der siebzehnjährigen Schönen, Guten aus dem Dorfe Brienen, die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgang des Rheines und dem großen Bruch des Dammes von Cleverhamm Hilfe reichend unterging.“
Das Johanna-Sebus-Denkmal befindet sich im Eigentum des Landes NRW und wird von der Bezirksregierung Düsseldorf verwaltet.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1979 | Restaurierung des Denkmals und der Steinbank |
Nutzung | Denkmal |
Ressort | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde | Regierungspräsident Düsseldorf |
Denkmalliste | Kleve, Nr. 5, 95.09.1984 |
(Fabian Kröning, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)
Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Biographie von Johanna Sebus im LVR-Portal Rheinische Geschichte (abgerufen 19.10.2021)