Geschichte
Schon bald nach ihrer Gründung um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Italien gelangten die Augustiner-Eremiten erstmals an den Niederrhein. Ritter Sueder von Ringenberg stiftete dem Bettelorden, der vor allem Aufgaben der städtischen Seelsorge wahrnahm, das Kloster Beylar – heute Marienthal. Das Kloster wurde 1256 als erster Konvent der Augustinereremiten in Deutschland gegründet und 1345 an den heutigen Ort in der Nähe der Issel verlegt. Im selben Jahr begann man mit dem Bau der Klosterkirche, die um 1400 vollendet war. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche großzügig ausgestattet. Aus dieser Zeit stammt unter anderem das Chorgestühl, eine Arbeit aus dem benachbarten Wesel, einem damals bedeutenden Ort niederrheinischer Schnitzkunst. Im 17. und 18. Jahrhundert fungierte das Kloster als Noviziats- und Studienhaus der Ordensprovinz Köln. In den 1720er Jahren wurden einige Klostergebäude neu errichtet, dazu gehörten Sommer- und Winterrefektorium, Küche und Kapitelsaal, sowie Wirtschaftsgebäude und ein Baumgarten. Das Kloster besaß zudem zwei Wassermühlen, ein Back- und ein Brauhaus. Als das Kloster 1806 in Folge der Säkularisation der Rheinlande aufgelöst und zum großen Teil abgebrochen wurde, blieb neben der Kirche, einem Teil des mittelalterlichen Kapitelsaals und einem Kreuzgangflügel nur das südwestlich der Kirche gelegen Brauhaus erhalten. Man baute dieses Gebäude zum Pfarrhaus um, als welches es auch heute noch genutzt wird. 1839 wurde St. Mariae Himmelfahrt Pfarrkirche. Während der Amtszeit des Pfarrers Augustinus Winkelmann (1881–1954) wurde die Kirche mit zahlreichen Werken des rheinischen Spätexpressionismus ausgestattet. Winkelmann ließ die Kirche zudem renovieren. Während dieser Maßnahmen und während der umfassenden Restaurierungsarbeiten im Jahr 1991 durch das Land NRW und die Bezirksregierung Düsseldorf wurden Maßwerke sowie Wand- und Deckenmalereien in Kirche und Kreuzgang freigelegt, die noch aus dem 15. Jahrhundert stammen.
Beschreibung
Von der ehemaligen Klosteranlage sind neben der Klosterkirche das sich Südwesten gelegene Pfarrhaus (ehem. Brauhaus), der sich im Süden an die Kirche anschließende Kreuzgangflügel und ein Teil des kreuzrippengewölbten Kapitelsaals (heute als Sakristei genutzt) südlich der Kirche erhalten. Der Klostergarten südlich des Kreuzgangflügels öffnet sich zur Issel, war früher jedoch von Klostergebäuden umgeben.
Die Kirche St. Mariae Himmelfahrt ist ein für Bettelorden typisch schlichter Backsteinbau mit schiefernem Satteldach und Dachreiter im Stil der niederrheinischen Spätgotik. Unter einem großen Spitzbogen sind an der Westfassade Rechteckportal, Maßwerknischen mit drei Sandsteinfiguren und Fenster zusammengefasst. Die Figuren des Künstlers Jupp Rübsam (1896-1976) stellen den Hl. Augustinus, die Muttergottes und die Hl. Monika dar. Das Innere der Kirche ist ein einschiffiger kreuzrippengewölbter Saal mit vier Jochen. Der Raum wird über einem hohen Sockel von spitzbogigen Fenstern belichtet. Die Gewölberippen sind in Wanddienste abgeleitet. Ein interessantes Detail stellt dabei die Konsolfigur eines Mönchs mit Rosenkranz dar. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um einen Augustiner, der am Bau der Kirche maßgeblich beteiligt war. Die Kirchenausstattung umfasst sowohl mittelalterliche als auch expressionistische Kunstwerke, zu letzteren zählen unter anderem Fenster, Hochaltar, Tabernakel, Taufstein und Predigtpult. Auch der Friedhof zeigt zahlreiche Beispiele moderner Grabmalskunst. Expressionistische Kunstwerke lassen sich darüber hinaus in den Mönchszellen finden, die über dem Kreuzgangsflügel des 17. Jahrhunderts liegen. Diese wurden von Künstlern ausgemalt, die die Zellen zeitweise bewohnten.
Die Kirche St. Mariae Himmelfahrt sowie Pfarr-, Küsterhaus, Noviziat, Wirtschaftsgebäude, Klostergarten mit Hof, Umwehrungsmauer und Heizungsgebäude befinden sich im Eigentum des Landes NRW und werden von der Bezirksregierung Düsseldorf verwaltet.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1979-1980 | Isolierung der Außenwände |
1982 | Einbau einer Heizungsanlage und Wärmedämm-Maßnahmen am Gewölbe |
1984 | Erneuerung der Orgelempore, Restaurierung der Orgel, Instandsetzung des Dachreiters |
1985 | Anschluss an öffentliche Kanalisation |
1986 | Umbau und Sanierung des Pfarrhauses |
1996 | Gesamtinstandsetzung des Doppelpfarrhauses und des Küsterhauses – Dächer, Außenfassaden und Instandsetzung im Inneren |
2008-2015 | Instandsetzung des Hochaltars und der Reliquien, Sanierung der Seitenaltäre und Orgel |
2009 | Instandsetzung des Kirchengestühls |
2009-2010 | Instandsetzung des Chorgestühls sowie der Beichtstühle |
2015 | Reparatur der Dachkonstruktion und der Dachräume |
Nutzung | Kath. Pfarrkirche und Kloster der Karmeliter |
Ressort | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde | Regierungspräsident Düsseldorf |
Denkmalliste | Hamminkeln, Nr. 14, 27.07.1986 |
(Catharina Hiller, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)