Geschichte
Das 1170 gegründete Kloster Bredelar besaß im Bereich des heutigen Giershagen drei Wirtschaftsgebäude mit Nutzgärten: den sogenannten Mönchshof als Wohngebäude sowie zwei Scheunen, die als große und kleine Zehntscheune bezeichnet wurden. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1804 behielt der Pfarrer der Giershagener Gemeinde zunächst eine Wohnung im Mönchshof, jedoch entbrannte ein Streit zwischen der französischen Verwaltung und der Gemeinde um den Besitz der Gebäude und Gärten. Schließlich erhielt die Steuerdirektion den Mönchshof sowie die große Zehntscheune. Im Gegenzug wurde von 1822-1824 ein Pfarrhaus errichtet, in das die kleine Zehntscheune als Wirtschaftsteil integriert und als Stall für je zwei Pferde, Kühe und Schweine genutzt wurde. Die schlechte Bauausführung dieses ersten Pfarrhauses verursachte jedoch laufend Probleme, so dass man sich bereits 60 Jahre nach dessen Bau für einen Abriss entschied. Das heutige Pfarrhaus entstand 1883 nach einem Entwurf des Kreisbaumeisters Kaspar Carpe, der ein ähnliches Pfarrhaus bereits ein Jahr zuvor für die Gemeinde des Ortes Düdinghausen entworfen hatte. Das zu Kosten von 11.794 Mark errichtete Haus ist im Gegensatz zu seinem Vorgängerbau ein reines Wohngebäude. Die Zehntscheune blieb jedoch als separat stehendes Nebengebäude erhalten und ist seit dem Abriss des Mönchshofs im Jahr 1848 und dem später erfolgten Abriss der großen Zehntscheune das einzige erhaltene Wirtschaftsgebäude des Klosters Bredelar in Giershagen.
Beschreibung
Das Pfarrhaus ist ein zweigeschossiger Bau mit Drempelgeschoss. Seine Mauern bestehen im Erdgeschoss aus Bruchstein, in den darüber liegenden Geschossen aus verputzten Ziegeln. Nach oben schließt das Gebäude mit einem schiefergedeckten Satteldach ab. Seine Traufseite ist dreiachsig gegliedert, der Eingang befindet sich in der Mittelachse. Ein Querflur im Erdgeschoss geht hinten rechts in ein Treppenhaus mit angefügtem Abort über. Die Fußböden bestehen im Flur aus Sandsteinplatten, im restlichen Haus aus gestrichenen Tannenbrettern. Die beiden Stuben im Erdgeschoss verfügen über gusseiserne Öfen. Die Zehntscheune, die wohl aus dem 17. Jhd. stammt, ist ein eingeschossiger Bruchsteinbau mit Satteldach. Sie ist in regionaltypischer Weise als Quertennenscheune mit einem rundbogigen Tennentor in der Mitte einer Langseite konzipiert.
Das Pfarrhaus der katholischen Kirchengemeinde und die Zehntscheune befinden sich im Eigentum des Landes NRW und werden von der Bezirksregierung Arnsberg verwaltet.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1985/86 | Renovierungsarbeiten |
2003 | Renovierung des Pfarrhauses |
2016 | Weitere Renovierungsarbeiten sind vorgesehen. |
Nutzung: | Pfarrhaus katholische Kirche |
Ressort: | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde: | Regierungspräsident Arnsberg |
Denkmalliste: | Marsberg, Nr. 130 |
(Felix Feldhofer, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)