Kreis Heinsberg

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Beekdaelen, Brunssum, Echt-Susteren, Erkelenz, Gangelt, Geilenkirchen, Heinsberg, Hückelhoven, Landgraaf, Roerdalen, Selfkant, Sittard-Geleen, Übach-Palenberg, Waldfeucht, Wassenberg, Wegberg
Provinz(en): Limburg
Kreis(e): Heinsberg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 02′ 57,56″ N: 6° 09′ 50,53″ O 51,04932°N: 6,16404°O
Koordinate UTM 32.301.229,49 m: 5.659.136,86 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.511.546,54 m: 5.657.146,19 m
  • Früheres Mühlengebäude der Mühle Zweibrüggen (2022)

    Früheres Mühlengebäude der Mühle Zweibrüggen (2022)

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    Robert Gansen
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  • Werkssiedlung Palenberg (1920)

    Werkssiedlung Palenberg (1920)

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Naturräumliche Voraussetzungen
Der Kreis Heinsberg ist geologisch unter anderem vom Paläozoikum geprägt worden, als die in der Carbonzeit entstandenen Moorwälder später von Schutt- und Schlammschichten überdeckt und in Steinkohlenschichten verwandelt wurden. Diese Vorkommen befinden sich bei Übach-Palenberg, Baesweiler, im Bereich des „Wassenberger Horstes“ und des „Hillensberger Zipfels“. Im Tertiär entstand die Braunkohle, als die bis über Köln reichende Nordsee Grünsand und Tone ablagerte. In den küstennahen Gebieten, wie dem heutigen Selfkantkreises, bildeten sich Braunkohlen, die von Sanden und Ablagerungen von Urrhein und Urmaass überlagert wurden.

Das Kreisgebiet liegt als Hochfläche innerhalb einer weiteren Tiefebene. Diese Hochfläche liegt im Süden 100 Meter über Normalnull (NN), bei Heinsberg 40-60 Meter über NN und im Rurtal 30-35 Meter über NN. Da der Selfkantkreis außerhalb des Vereisungsgebietes lag, prägten somit nicht das Gletschereis, sondern Wind und Wasser die Oberflächenstruktur. Die Terrassenfolge im Kreisgebiet Heinsberg entstand durch die Rur, die als Nebenfluss der breiten Urstromtäler sich in das Gelände einschnitt und Terrassen herausprägte. Die Terrassen als ehemalige Uferkanten verlaufen jetzt als Höhenzüge bei Wassenberg-Hückelhoven und im Südwesten entlang Kirchhoven-Heinsberg-Dremmen. Tektonisch ist das Gebiet erdbebengefährdet. Störungslinien existieren in der Erdrinde im Bereich des „Erftsprungs“ an der Westseite der Ville sowie eine weitere von Düren bis Wassenberg; Absenkungsbewegungen der Rurtalscholle und die nicht abgesunkene Scholle „Wassenberger Horst“ (zwischen Hückelhoven und Birgelen) führten 1382, 1395, 1690, 1873, 1897, 1911 und 1992 zu zum Teil heftigen Erdstößen.

Klimatische, hydrologische und pedologische Voraussetzungen
Klimatisch gehört das Kreisgebiet in eine Übergangszone zwischen der relativen Klimagunst der Niederrheinischen Bucht und dem eher atlantischen Klima des Niederrheinischen Flachlands weiter im Norden. Die hauptsächliche Windrichtung ist westlich bzw. nordwestlich.

Hydrologisch prägten bei den Oberflächengewässern die Rur und ihr Nebenfluss, die Wurm, den Raum. Beide entwässern circa die Hälfte des Heinsberger Kreisgebietes. Die Ruraue wird von mehreren kleinen Bachläufen durchzogen, die als Mühlenbäche dienten und diese Bezeichnungen bewahrten. Fast sämtliche Wasserläufe im Kreisgebiet sind durch den Menschen stark verändert worden, so auch der das Stadtgebiet durchquerende Mühlenbach, der mittlerweile unterirdisch verrohrt wurde und heute als Regenwassersammler dient.

Bei den Böden des Kreisgebietes dominiert Löß, der bei Wehr/Hillensberg etwa sieben Meter Mächtigkeit aufweist. Der größte Teil des Bodens erfuhr eine Durchmischung mit darunterliegenden Terrassenschottern. Dadurch entstanden Braunerdeböden mit mittlerem Nährstoffgehalt, die nach den Bonitätswerten tiefgründige und mittelschwere Ackerböden darstellen. In der Erläuterung zur Bodenübersichtskarte von Nordrhein-Westfalen sind die Böden des Kreisgebietes folgend charakterisiert: „Braunerde geringer Sättigung und podsolige Braunerde aus Sandlöß und Flugdecksand, teils auch Kies und Sand der Terrassen (Diluvium); lehmiger Feinsand und anlehmiger Sand, teils auch Kiesiger anlehmiger Sand“.

Besiedlung
Die ursprüngliche Vegetation während des Paläolithikums im niederrheinischen Raum bestand vermutlich aus Eichen- und Hainbuchenwäldern.
In Geilenkirchen und Übach-Palenberg sind mehrere mittelpaläolithische Artefakte aufgelesen worden. Hierbei handelt es sich unter anderem um Faustkeile, wie einen Halbkeil aus dunkelgrauem Maasfeuerstein mit stark patinierter Oberfläche aus Palenberg am Heidberg und einen Halbkeil von einem regelmäßig prospektierten Fundplatz in Hückelhoven-Rürich. Die beiden erwähnten Funde aus dem Kreisgebiet Heinsberg stammen aus dem Jungacheuléen. Neben weiteren Funden bestätigen diese Artefakte die menschliche Anwesenheit im weiteren Umfeld von Heinsberg bereits während der Steinzeit. Die Fundstellen des Jungacheuléen im Kreis Heinsberg liegen überwiegend beidseitig der Wurm bei Geilenkirchen-Übach-Palenberg und in geringer Zahl nordöstlich des Hauptterrassenrandes sowie einer Linie Birgelen-Wassenberg-Hückelhoven (Jöris 1988, S.14). Im Bereich der Teverner Heide häufen sich die mittelpaläolithischen Fundplätze in einer für das Rheinland herausragenden Zahl.

Entlang einer vermutlich alten Wegeverbindung westlich Heinsbergs liegen die Ortschaften (zer)Straeten, Aphoven (ehemals Ophoven), Aldenhoven und Kirchhoven. Die Ortsnamen und die auf Waldhufendörfer hinweisenden Gemarkungen lassen eine planmäßige Anlage vermuten. Der Raum lag in einem Gerichtsbezirk „in der Hagen“, der Mittelpunkt der Gerichtsorganisation scheint Heinsberg gewesen zu sein, so deutet der Ortsname Heinsberg auf „Hagenberg“ (Corsten 1988, S. 23). Im Zentrum dieses Rechtsdistriktes muss auch die Mutterkirche des Hagens gelegen haben, vermutlich ein Holzpfostenbau wie sie in Breberen und Doveren entdeckt worden sind. Die Bezeichnung „Hagen“ bzw. „Hagestalden“ bezieht sich auf „Hagestolz“ (althochdeutsch hagustalt). Ein Hagestolz war ein Besitzer eines Hages, einem eingefriedeten Grundstück. Es handelte sich dabei um einen Eigenmann, der keinen Herrenhof verwaltete, sondern ein Gehege oder Vorwerk. In der Karolingerzeit war dies ein Instrument der Grenzsicherung. Falls diese Annahmen stimmen, müsste ein wehrhafter Heinsberger Hagen noch in die Zeit des 8. Jahrhunderts gehören, als dort die Grenze zur Frisia verlief.

Die Herrschaft Heinsberg
Nach der Belehnung Heinsbergs an den Adligen Gerhard durch Kaiser Heinrich II. 1021 tritt erstmals das Geschlecht in Erscheinung, aus dem das der Heinsberger hervorging. Der Kern der späteren Herrschaft Heinsberg bildete sich aus dieser Belehnung an Gerhard von Wassenberg und bestand aus insgesamt sechs Dingstühlen:
1.) Stadt Heinsberg (Dingbank intra muros)
2.) Hagbank (extra muros mit Waldenrath und Kirchhoven)
3.) Kempen
4.) Dremmen
5.) Brachelen
6.) Karken
Durch weitere Erbanteile und Erwerbungen wuchs das Heinsberger Gebiet unter anderem durch die für das Mittelalter und Frühneuzeit typischen außerhalb eines geschlossenen Gebietes liegenden Exklaven.

Politische Grenze des Kreisgebietes
Der Kreis Heinsberg entstand 1816 und wurde 1932 mit dem Kreis Geilenkirchen zusammengefasst, 1951 in „Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg“ umbenannt. 1972 erfolgte innerhalb der kommunalen Neugliederung die Zusammenlegung mit dem Landkreis Erkelenz und die heutige Ausdehung erhielt der Kreis Heinsberg 1975. Er besteht aus insgesamt zehn Gemeinden, darunter sieben Städte: Erkelenz, Geilenkirchen, Heinsberg, Hückelhoven, Übach-Palenberg, Wassenberg, Wegberg.

(Alica Kann und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2019)

Literatur

Corsten, Severin (1988)
Heinsberg und das Selfkantgebiet. Niederrheinische Geschichte zwischen den Mächten. In: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1988, S. 19-36. Heinsberg.
Corsten, Severin (1956)
Ursprung und Werden der Stadt Heinsberg im Mittelalter. In: Heinsberg 700 Jahre Stadt, Heinsberg.
Gillessen, Leo (1993)
Die Ortschaften des Kreises Heinsberg. (Schriftenreihe des Kreises Heinsberg, 7.) Heinsberg.
Jöris, Olaf (1988)
Jungacheuléen-Funde im Kreis Heinsberg. In: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1988, S. 13-18. Heinsberg.
Lacomblet, Theodor Josef (1840)
Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Niederrheinisches Urkundenbuch (NRUB, vier Bände 1840-1858). (Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, C 10, Neudruck Siegburg 1981.) Düsseldorf. Online verfügbar: digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de, NRUB, abgerufen am 11.04.2024
Pinzek, Edwin (1998)
Kostbares und Schönes im Kreis Heinsberg. Kunstwerke und Baudenkmäler. Geilenkirchen.

Kreis Heinsberg

Schlagwörter
Ort
52525 Heinsberg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Fernerkundung

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„Kreis Heinsberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-298051 (Abgerufen: 10. Mai 2024)
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