Die Viller Mühle liegt zwischen Viller und Kessel, Ortsteilen von Goch am unteren Niederrhein. Sie befindet sich hier in der breiten Niersniederung auf einer höher gelegenen trockenen Insel. Typisch für diese Niederungslandschaft sind Reste von tiefer liegenden Wasserrinnen und höhergelegenen trockeneren Inseln, die trotz erfolgter Flussbegradigung und Absenkung des Wasserspiegels bei Hochwasser überflutet werden können.
Gebäude
Bei der Viller Mühle handelt es sich um einen aus Backsteinen errichteten fabrikähnlichen, fünfstöckigen Gebäudekomplex. Er besteht aus einer separaten Getreidemühle und einer separaten Ölmühle. An die Getreidemühle sind Nebengebäude wie Mehllager, Sacklager und Turbinenhaus mit dem hohen Schornstein angebaut. Die Ölmühle mit Silogebäude und Lagerhalle liegt neben der Getreidemühle. Beide Mühlengebäude sind durch einen breiten Weg getrennt. In der Niersniederung sind Reste großer, allmählich verlandender Mühlteiche noch zu erkennen. Stauanlagen und Wasserräder sind nicht mehr vorhanden. Auf dem Platz vor den Mühlengebäuden liegen noch die Gleise eines betriebseigenen Bahnanschlusses.
Geschichte
Urkundliche Erwähnungen der Viller Mühle reichen zurück bis ins 13./14. Jahrhundert. Eigentümer war das in der Stadt Goch gelegene Kloster Graefenthal. Bereits um 1600 existierten in der Niersniederung zwei separate Wassermühlen, eine Getreidemühle und eine Ölmühle, die zeitweise in Kombination mit einer Sägemühle betrieben wurde. Dort, wo heute zwischen beiden Mühlen der breite Weg verläuft, floss die Niers in einem Mäanderbogen und trieb die Wasserräder der Mühlen an.
Mit der Säkularisation von 1802 wurden die Mühlen versteigert und zunächst verpachtet. Sie gingen schließlich in Privatbesitz über. Mitte des 19. Jahrhunderts war Peter Frans Mathysen Besitzer der Mühlen. Er ließ in den folgenden Jahren für den Antrieb der Sägemühle ein eigenes Wasserrad anbringen.
1872 gingen die Mühlen in Besitz der Brüder Johann und Ludwig Mathysen über. Sie bauten die Mühlen zur Fabrik aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden das Kesselhaus und die Silos erneuert, das Wohnhaus angebaut und die Gleise für den Anschluss an die neue Bahnhaltestelle Hassum verlegt.
Durch die Niersregulierung in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Flussschlinge abgeschnitten. Hierdurch und durch die Absenkung des Wasserspiegels war der Antrieb der Wasserräder der Mühlen nicht mehr gewährleistet. Der Antrieb wurde auf Dampfkraft und elektrischer Energie umgestellt. 1940 stellte die Ölmühle ihren Betrieb ein und 1972 wurde die Getreidemühle stillgelegt.
Seit 1994 ist die Viller Mühle in Besitz des Puppenspielers Heinz Bömler, der umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durchführte. Gebäude und Gelände sind jetzt zugleich Veranstaltungsort, Museum und ein „Markt der vergessenen Waren“ – eine Requisitensammlung für Film und Fernsehen.
Baudenkmal
Seit 2005 steht die Viller Mühle unter Denkmalschutz und ist eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Goch unter der Nummer A 50.
(Elisabeth Zenses, Rheinisches Mühlen-Dokumentationszentrum e.V., 2019; erfasst im Rahmen des Verbundprojekts „Aufnahme der Mühlen im Rheinland“)
Internet
www.goch.de: Villler Mühle (abgerufen 18.01.2019)
www.viller-muehle.de: Viller Mühle (abgerufen 18.01.2019)
www.rmdz.de: Mühlen - die ältesten Maschinen der Welt (abgerufen 18.01.2019)
rmdz.de: Forschungsberichte (abgerufen 11.09.2019)