Beschreibung Nördlich von Nittel an der Obermosel im Landkreis Trier-Saarburg befindet sich der „Nitteler Fels“. Das Areal ist seit 1998 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und liegt im Landschaftsschutzgebiet „Obermosel“ sowie im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Nitteler Fels und Nitteler Wald“. Die vor etwa 240 Millionen Jahren entstandenen Dolomit- und Kalksteinfelsen ragen über 20 Meter in die Höhe und erstrecken sich über eine Länge von etwa einem Kilometer. Die Besiedlung des Gebiets erfolgte nachweislich in der Steinzeit. Seit mehr als 1.000 Jahren, vermutlich jedoch bereits zur Zeit der Römer, wird Wein angebaut.
Landschaftliche Besonderheiten/Landschaftsbild Über dem ausgeprägten Moselbogen bestimmt der imposante Fels das Landschaftsbild. Die Bruchkante des hellen Dolomitfelsens ist von weither sichtbar. Dass dieses Gestein nur an wenigen Stellen an der Mosel vorzufinden ist, schafft einen ganz besonderen Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten. An den Moselhängen unterhalb des Felsens ergänzen zum Teil steile Weinberge das Landschaftsensemble. Somit zählt der Nitteler Fels zu den vielfältigsten Landschaftselementen im ganzen Landkreis.
Entstehung/Geologie Vor ca. 240 Millionen Jahren im Zeitalter des Oberen Muschelkalks drang die Bucht eines flachen Meeres bis in den Bereich der heutigen Obermosel vor. Damals setzten sich mächtige Schichten mit muschelreichen Ablagerungen des Meeres und eingetragenem Ton, Silt und Sand ab, die sich dann über Jahrmillionen zum Dolomitgestein verdichteten. Eine Besonderheit an der Mosel stellen die periodisch wasserführenden Quellen oberhalb der Felskante dar. Das kalkhaltige Wasser läuft langsam die Felswand hinunter und erzeugt kleine, tropfsteinähnliche Kalksinterbildungen. Der Bereich unterhalb der Felswand besteht aus weichem Mergel des Mittleren Muschelkalks. Bei Regen kommt es leicht zu Hangrutschungen des ausgeschwemmten Sediments. Durch diese Prozesse wurde im Laufe von Jahrtausenden das weiche Material abgetragen und die Bruchkante des Felsen sichtbar. Die Böden unterhalb der Bruchkante sind kalkreich und bieten eine gute Voraussetzung für den Anbau der Rebsorten Elbling, Burgunder und Auxerrois, die ursprünglich aus dem benachbarten Lothringen eingeführt wurden.
Klima Der Hang in Nittel ist nach Südwesten ausgerichtet, sodass sich der Dolomitfels erwärmt und diese Wärme auf die Weinberge zurückstrahlt. Die so geländeklimatisch begünstigte Lage ist bei durchschnittlich etwas über 700 Millimeter Niederschlag im Jahr nicht nur für den Weinbau förderlich. Auch wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten finden hier ihre bevorzugten Lebensräume.
Artenvielfalt Der Nitteler Fels wurde von der Initiative „Lebendige Moselweinberge“ des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel (DLR Mosel) als „Leuchtpunkt der Artenvielfalt“ ausgezeichnet, da die strukturreichen Weinbergsflächen einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen. Die Biotop- und Strukturtypen am Nitteler Fels haben eine überregionale Bedeutung für die Artenvielfalt und den Erhalt der Biodiversität. Unter die zu schützenden Biotoptypen fällt neben den umliegenden Weinbergshängen zudem der Fels, in dessen Spalten gefährdete und schützenswerte Arten ihren Lebensraum haben. Eine Besonderheit stellt das vielfältige Orchideen-Vorkommen dar, welches entlang des Moseltals nur an der Obermosel und vermehrt am Nitteler Fels zu finden ist. Hervorzuheben ist auch der Anbau der Rebsorte Elbling, die hauptsächlich an der Obermosel angepflanzt wird. Ein Fünftel der Weltjahresproduktion an Elblingweinen stammt aus Nittel, wo 75 % der Weinberge mit Elblingreben bestockt sind. Der Nitteler Fels ist Lebensraum für viele Reptilien, Insekten, Vögel und Fledermäuse. Die Felswand dient gefährdeten Fledermausarten als Jagdhabitat, die sich von den dort lebenden Insekten ernähren. Über 50 Tagfalter-Arten sowie sehr seltene Nachtfalter wurden am Dolomitfelsen beobachtet. Die Leitarten Mauereidechse und Schlingnatter halten sich in den Felsspalten und den Weinbergsmauern auf. Auch Wildbienen sind in dem Gebiet zu finden. Der Baumbewuchs am oberen Fels bietet Greifvögeln eine Lebensstätte.
(Madeleine Weyand und Carsten Neß, aus www.lebendige-moselweinberge.de, 2018/19)
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