Ein Großsteingrab mitten im Ort Das Großsteingrab „Brutkamp“ ist eines der bedeutendsten und bekanntesten archäologischen Kulturdenkmale in Dithmarschen. Es zeichnet sich durch den größten Einzeldeckstein eines Megalithgrabes in Schleswig-Holstein aus. Das wohl berühmteste Großsteingrab Albersdorfs liegt heute auf einer parkähnlichen Lichtung umgeben von alten Bäumen inmitten einer Wohnsiedlung. Auch in der Stadtgeschichte war das Grabmonument immer präsent. So ziert es das Albersdorfer Wappen und ist, vermehrt seit dem 18. Jahrhundert, auf zahlreichen künstlerischen Darstellungen abgebildet.
Erhaltung und Wahrnehmung Die Grabkammer ist auch hier, wie bei so vielen Großsteingräbern, ihrer ursprünglichen Überhügelung, einem Rundhügel, beraubt. Dadurch wird erst der steinerne Kern der Anlage sichtbar. Zum Wahrzeichen wurde die einprägsame Form durch den besonders großen Deckstein, der gestützt auf Tragsteinen, das Dach der ursprünglichen Kammer bildete. Der Deckstein wiegt 23 Tonnen und ist damit der schwerste bekannte Deckstein Schleswig-Holsteins. Der Brutkamp gehört zu den älteren Grabanlagen Dithmarschens.
In der Fachsprache wird der Brutkamp als „erweiterter Polygonaldolmen“ angesprochen. Er weist im Südosten an der Schmalseite der großen - deshalb „erweiterten“ - mehreckigen - deshalb polygonalen - Grabkammer einen Eingang auf. Von dem Gang sind noch die Oberseiten der Tragsteine der ehemals mit Decksteinen abgedeckten schmalen Zuwegung erhalten und - obwohl leicht verrückt - noch gut sichtbar. Der gewaltige Deckstein, der einen Umfang von 9,80 Meter besitzt, ruht auf sechs max. 60 Centimeter aus der Erde ragenden Tragsteinen. Die Zwischenräume der Tragsteine waren zur Zeit der Erbauung der Grabanlage mit Trockenmauerwerk ausgefüllt. Das Megalithgrab liegt in einem heute flachen Hügelrest von ca. 15 Meter Durchmesser und einem Meter Höhe. Daraus ragen noch einige größere Steine heraus, die möglicherweise die ursprüngliche Steineinfassung des Hügels markieren.
Forschung, Funde und Nutzung 2009 hat es am Brutkamp zum ersten Mal eine archäologische Ausgrabung gegeben. Unter der Leitung von Dr. Hauke Dibbern vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel wurde ein Abschnitt im Eingangsbereich des Brutkamps ausgegraben. Dabei konnte der genaue Schichtaufbau des Hügels mit mindestens fünf verschiedenen Bauphasen ermittelt werden. In diesem Kontext wurde die Entstehung der Megalithanlage auf 3600 v. Chr. datiert. Funde von Keramik, Flintgeräten und auch eine Bernsteinperle zeigen die verschiedenen Nutzungsphasen des Brutkamps an. Eine Besonderheit war der Fund eines sogenannten Schalensteins, der als Deckstein für den Zugang zur Grabkammer gedient haben dürfte und in der Dauerausstellung im Albersdorfer Museum zu sehen ist.
Beschreibung der wesentlichen Merkmale des Kulturdenkmals Vorgeschichtliches Großsteingrab. Die aus Findlingen errichteten Dolmen und Ganggräber sind als Monumentalbauten der Jungsteinzeit ursprünglich von einem Erdmantel überdeckt gewesen. Abgesehen von wenigen nachgewiesenen Ausnahmen wird angenommen, dass sie in der Regel als Kollektivgräber dienten. Großsteingräber wurden unter immensem Aufwand errichtet, da die Steine nicht selten mehrere Tonnen wiegen. Daher bezeugen sie eine kollektive Leistungsfähigkeit und einen Ahnenkult, der zudem Ausdruck damaliger Territorialität ist.
Begründung des Denkmalwertes Das Großsteingrab zählt zu einer Anzahl besonders gut erhaltener Monumentalbauten der Vorgeschichte, die heute noch markante Landschaftselemente und als Bodenarchive herausragende Zeugnisse eines komplexen Totenbrauchtums in der Jungsteinzeit darstellen. Vor dem Hintergrund ihrer massiven Zerstörung seit dem 19. Jahrhundert ist es daher besonders schützens- und erhaltenswert. Der Schutz als Kulturdenkmal liegt wegen des besonderen geschichtlichen, wissenschaftlichen und die Kulturlandschaft prägendes Wertes im öffentlichen Interesse.
Bezeichnung und Umfang des Denkmalschutzes Substanzerhalt und Umgebungsschutz (Einzelfallprüfung)
Lage und Anfahrt Der Brutkamp liegt mitten in Ortslage von Albersdorf. Wenn Sie mit Auto anreisen, erreichen Sie das Großsteingrab über die Straße „Brutkamp“, 25767 Albersdorf. Parkplätze sind in unmittelbarer Nähe vorhanden (Wulf-Isebrand-Straße 2, 25767 Albersdorf). Vom Bahnhof Albersdorf zu Fuß über die Bahnhofstraße oder Am Bahnhof und die Wulf-Isebrand-Straße.
(Annika Müller, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein und Rüdiger Kelm, Steinzeitpark Dithmarschen, im Projekt „Megalithic Routes in Schleswig-Holstein“, gefördert von der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien im Zuge des Europäischen Kulturerbejahres 2018+1 „Sharing Heritage“, 2019)
Hinweis Das Großsteingrab Brutkamp war KuLaDig-Objekt des Monats im November 2019.
Das trichterbecherzeitliche Westholstein. Eine Studie zur neolithischen Entwicklung von Landschaft und Gesellschaft. (Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung, Band 8.) Bonn.
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