Rösselbrunner Woog am Kaltenbach

Stauweiher, Schanzklause, Schankwoog, Schankthaler Woog

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Annweiler am Trifels
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 15′ 29,33″ N: 7° 50′ 55,85″ O 49,25815°N: 7,84885°O
Koordinate UTM 32.416.238,57 m: 5.456.790,94 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.416.280,57 m: 5.458.534,60 m
  • Teilgefülltes Woogbecken

    Teilgefülltes Woogbecken

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    Matthias Dreyer
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  • Historische Karte zur Holztrift am Kaltenbach (2018)

    Historische Karte zur Holztrift am Kaltenbach (2018)

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    Landesarchiv Speyer, Bestand W 1, Nr. 8494
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    Landesarchiv Speyer, Bestand W 1, Nr. 8494
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  • Altes Triftbauwerk  und moderne Trinkwasserförderung

    Altes Triftbauwerk und moderne Trinkwasserförderung

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  • Grundablass

    Grundablass

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  • Trinkwasserbrunnen „Quelle Kaltenbrunnen“

    Trinkwasserbrunnen „Quelle Kaltenbrunnen“

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    Bose, Marc (SGD Süd)
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Der Rösselbrunner Woog ist einer von zwei Woogen am Warzbach, einem Quellzufluss des Kaltenbaches. Der Woog befindet sich an der Einmündung des Warzbaches in den Kaltenbach. Der Woog ist zum Teil mit Wasser gefüllt.

Eine zweifelsfreie Bezeichnung des Wooges ist nicht möglich, da es eine Vielzahl von Namen für das Gewässer am Mündungsbereich des Warzbaches in den Kaltenbach gibt. Im Zusammenhang mit der öffentlichen Trinkwasserförderung am Kaltenbach wird das Gewässer heute als Stauweiher bezeichnet. Informationstafeln entlang des Kaltenbaches nennen allerdings zwei Wooge am Warzbach, den quellnahen Riesenwoog (im Forstdistrikt Riesenhalde) und den Rösselbrunner Woog. Andere widersprüchliche Angaben auf den Tafeln erwähnen einen Schankwoog oder Schankthaler Woog. Koehler (Koehler 2010, Seite 230 & 249) nennt eine Schanzklause mit Schieberhaus im Dammbereich.

Der Woog ist gekennzeichnet durch eine teilweise bauliche Überprägung durch ein Bauwerk der öffentlichen Trinkwasserversorgung (Schieberstation). Die quasi Verschmelzung von Holztrift- und Trinkwasserbauwerken zeigt anschaulich den kulturlandschaftlichen Wandel.

Funktion
Der Rösselbrunner Woog war im System der Holztrift ein Durchleitungswoog. Wesentliches Merkmal war der Aufstau und die schubartige Abgabe von möglichst großen Mengen an Wasser zeitgleich mit der Durchleitung der Holzscheitfracht. Entsprechend war die Dimension des Absperr- und Auslaufbauwerkes für die gut einen Meter messenden Holzscheite ausgerichtet.

Bauwerke
In baulicher Hinsicht ist der teilgefüllte Woog in zweierlei Hinsicht prägnant. Der Dammbereich beinhaltet ein für die einstige Holztrift benötigtes Absperr- und Auslaufbauwerk. Die ungewöhnliche Bauweise zeigt einen regulären Wasserabfluss über einen Grundablass, der baulich um 90 Grad gedreht ist. Gleichzeitig wird das Bauwerk beherrscht von dem rund einen Meter breiten Überlauf. Im Fall eines Holztriftereignisses wurde der Überlauf geöffnet. Durch den holztriftbedingten Pegelanstieg wurde das Woogwasser einschließlich der Holzscheite angehoben, so dass die Holzscheite durch die Triftknechte über den Überlauf bachabwärts getriftet werden konnten. Der Ludwigswoog am Legelbach besitzt einen ähnlichen Überlauf.

Gleichermaßen prägnant ist die bauliche Verschmelzung des einstigen wasserstauenden Triftbauwerkes mit einer Schieberstation der bestehenden Trinkwasserversorgung der Stadt Annweiler. Die Schieberstation besteht aus einem kleinen gemauerten Überbau, der bündig an das Absperr- und Auslaufbauwerk anschließt. Verbindungsleitungen von Trinkwasserbrunnen aus der unmittelbaren Umgebung verlaufen durch die Schieberstation.

Räumliche und zeitliche Einordnung des Wooges
Der Rösselbrunner Woog war einst Teil der Holztrift am Kaltenbach. Der rund sechs Kilometer lange Kaltenbach mit seinen drei Quellzuflüssen, darunter der Warzbach, zählt zum Einzugsgebiet der Queich, die den mittleren vom südlichen Pfälzerwald (Wasgau) trennt.

Das genaue Baujahr der Trift-Bauwerke ist nicht bekannt. Einige Woog-Standorte wurden bereits vor 1816, dem Beginn der „bayrischen Zeit“ der Pfalz, betrieben. Die heutigen Bauwerksrelikte stammen jedoch frühestens aus dem Jahr 1821, dem Beginn des bayrischen Woogausbaus am Kaltenbach. Die Holztrift im Pfälzerwald wurde großflächig bis ins späte 19. Jahrhundert betrieben, am Kaltenbach bis zum Jahr 1905, das heißt, bis unmittelbar vor der offiziellen Einstellung der gesamten Holztrift im Pfälzerwald.

Umgebung des Wooges
Im Zusammenhang mit der Schieberstation direkt am Woog stehen mehrere Trinkwasserbrunnen oberhalb des Wooges und wenige Hundertmeter unterhalb des Wooges (Quelle Kaltenbrunnen). Zwischen Kaltenbrunnen und Rösselbrunner Woog befand sich einst der Neuwoog, von dem heute nichts mehr zu erkennen ist. Ebensowenig sind Relikte des einstigen Hüttenwoogs erhalten, der einst in Sichtweite südwestlich vom Rösselbrunner Woog lag. Diese nicht mehr im Gelände nachvollziehbare Woogansammlung wird auf einer Karte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts dargestellt. Auf der Karte sind desweiteren Woogstandorte präzise aufgeführt, die heute noch existieren.

(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)

Literatur

Albrecht, Karl-Heinz / Landkreis Pirmasens (Hrsg.) (1983)
Die südpfälzische Holztrift und ihr Ende vor 100 Jahren. (Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1983.) S. 53-56. Rengsdorf (Westerwald).
Koehler, G. (2010)
Konzept zur ökologischen Bewertung und Entwicklung der Wooge im Biosphärenreservat Pfälzerwald. (Reihe der Berichte des Fachgebietes Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Kaiserslautern (Bericht 20).) o. O.

Rösselbrunner Woog am Kaltenbach

Schlagwörter
Ort
Annweiler am Trifels
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1821, Ende 1905

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„Rösselbrunner Woog am Kaltenbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290288 (Abgerufen: 25. April 2024)
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