Der Riesenwoog bildet zusammen mit dem Wüstmühlwoog und dem Kroatenwoog den Ausgangspunkt der Holztrift an den drei Quellbächen des Kaltenbaches (Wüstbach, Kroatentalbach, Warzbach). Der Warzbach, auch Wartbach genannt, entspringt an zwei nicht gefassten Quellaustritten, dem Meisenbrunnen und dem Warzlochbrunnen. Am Zusammenfluss beider Quellen bestand einst der Riesenwoog. Heute befindet sich „auf“ dem einstigen Woog ein aus Erdreich aufgeschütteter Trinkwasser-Sammelschacht. Minimale Sandsteinmauerrelikte, eine Nennung des Wooges in der Literatur und ein kartographisches Woogabgrenzungsrelikt in der Liegenschaftskarte geben Aufschluss über den einstigen Riesenwoog. Die Namensherkunft bezieht sich auf den umliegenden Forstdistrikt Riesenhalde.
Funktion Der Riesenwoog war im System der Holztrift vermutlich ein Sammelwoog. Dies lässt sich aus der Nähe zu den Quellen schließen. Wesentliches Merkmal war demnach der Aufstau und die schubartige Abgabe von möglichst großen Mengen an Wasser. Der Beginn der eigentlichen Holztrift fand erst unterhalb des Wooges statt.
Bauwerke Die Bauwerke am Riesenwoog sind bis auf einen kleinen Rest nicht mehr vorhanden. Nur wenige gemauerte Sandsteinquader des einstigen Absperr- und Auslaufbauwerkes im Dammbereich des Wooges kann das kundige Auge entdecken. Sie befinden sich wenige Zehnermeter südlich des Sammelschachtes, am unteren Rand des einstigen Woogbeckens. Der Woog maß einst, gemäß der Liegenschaftskarte, rund 60 Meter Länge. Die Lage des Mauer-Relikts aus dem Dammbereich und die Lage des Sammelschachtes am oberen (nördlichen) Woogbereich ergeben ein schlüssiges Bild des einstigen Woogumfangs.
Räumliche und zeitliche Einordnung des Wooges Der Riesenwoog war einst Teil der Holztrift am Kaltenbach. Der rund sechs Kilometer lange Kaltenbach mit seinen drei Quellzuflüssen, darunter der Warzbach, zählt zum Einzugsgebiet der Queich, die den mittleren vom südlichen Pfälzerwald (Wasgau) trennt.
Das genaue Baujahr der Trift-Bauwerke ist nicht bekannt. Einige Woog-Standorte wurden bereits vor 1816, dem Beginn der „bayrischen Zeit“ der Pfalz, betrieben. Die heutigen Bauwerksrelikte stammen jedoch frühestens aus dem Jahr 1821, dem Beginn des bayrischen Woogausbaus am Kaltenbach. Die Holztrift im Pfälzerwald wurde großflächig bis ins späte 19. Jahrhundert betrieben, am Kaltenbach bis zum Jahr 1905, das heißt, bis unmittelbar vor der offiziellen Einstellung der gesamten Holztrift im Pfälzerwald.
Umgebung des Wooges Am Standort des ehemaligen Riesenwooges vereinigen sich zwei Quell-Rinnsale, die jeweils einige Hundertmeter oberhalb entspringen. Es handelt sich um den Meisenbrunnen, nicht zu verwechseln mit der Trinkwasserförderung Meisenquelle, und um den Warzlochbrunnen. Beide „Brunnen“ sind ungefasste natürliche Wasseraustritte und unterliegen demnach jahreszeitlichen Schwankungen.
Im unmittelbaren Umfeld des ehemaligen Wooges bzw. des heutigen Sammelschachtes befinden sich mehrere Trinkwasserbrunnen. Sie tragen die Bezeichnung „Meisenquelle“ und verbinden sich am Sammelschlacht zu einer Trinkwasserverbindungsleitung, bachabwärts Richtung Kaltenbach, Wellbach und Queich bis nach Annweiler. Was einst der Einzugsbereich des Brennholzes für Annweiler war, ist heute die Sammelstelle für das Trinkwasser von Annweiler.
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)
Literatur
Albrecht, Karl-Heinz / Landkreis Pirmasens (Hrsg.) (1983)
Die südpfälzische Holztrift und ihr Ende vor 100 Jahren. (Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1983.) S. 53-56. Rengsdorf (Westerwald).
Koehler, G. (2010)
Konzept zur ökologischen Bewertung und Entwicklung der Wooge im Biosphärenreservat Pfälzerwald. (Reihe der Berichte des Fachgebietes Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU Kaiserslautern (Bericht 20).) o. O.
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