Geschichte
Paul Wallot wurde 1841 in Oppenheim geboren. Nach dem Besuch der höheren Gewerbeschule in Darmstadt studierte er Architektur in Hannover und Berlin. 1868 ließ sich Wallot in Frankfurt am Main als selbstständiger Architekt nieder. Im Nordpfälzer Bergland und in Bad Kreuznach plante er einige Bauten. Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn war sicherlich die Planung des Berliner Reichstagsgebäudes.
Das Haus in der Bahnhofstraße 14, ein prunkvoller, zweigeschossiger Bau wurde von Wallot im Auftrag des ehemaligen Steinbruchbesitzers Carl Brixius geplant und errichtet. Das Erbauungsjahr 1887 ist im Giebel des Zwerchhauses vermerkt. Die Steinhauerfirma Brixius gehörte zu den größten Unternehmen in Alsenz und lieferte auch Sandsteine zum Bau des Reichstages nach Berlin. Der Alsenzer Sandstein gehörte aufgrund seiner Qualität und seiner Haltbarkeit seinerzeit zum Besten auf dem Markt. Aus den Geschäftsbeziehungen Brixius' nach Berlin entstand vermutlich der Kontakt zum Architekten Wallot.
Baubeschreibung
Die Villa in der Bahnhofstraße 14 ist im Stil der Neurenaissance errichtet. Die Fassade ist im italienischen Stil aufwändig gestaltet und besteht aus rotem Sandstein. Ein weiteres Merkmal ist die horizontale Gliederung der Fassade. Jedes der Geschosse schließt mit einem unterschiedlich gestalteten Fries ab. Die Dachform entspricht einem kubischen Zeltdachbau (ein Dach, das in der Mitte Spitz zusammenläuft und auf einem würfelförmigen Quader sitzt) mit einem kleinen Giebel zur Straßenseite.
Außerdem ist zur Straße hin ein Altan angebaut, ein auf drei Säulen gestützter Balkon, dessen Balustrade mit zwei Vasen an den Ecken verziert ist. Das Eingangsportal wird von einem architektonisch ähnlichen Bau überdacht. Hervorzuheben ist auch die Einfriedung zur Bahnhofstraße mit einem kunstvoll gefertigten eisernen Lanzengitterzaun und profilierten Sandsteinpfosten.
Die Neurenaissance-Villa in der Bahnhofstraße 14 ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler Donnersbergkreis wie folgt aufgeführt: „Anspruchsvolle Neurenaissance-Villa, kubischer Zeltdachbau, bez. 1887.“
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Der 2,5 Kilometer lange Steinhauer-Rundweg wurde von der Gemeinde Alsenz zusammen mit dem Historischen Verein der Nordpfalz eingerichtet. Der Weg führt an einigen historischen Gebäuden aus der Blütezeit des Alsenzer Sandsteinabbaus im 19. und 20. Jahrhundert vorbei; so auch an der Villa des ehemaligen Steinbruchbesitzers Brixius in der Bahnhofstraße (Station Nr. 8). Ausgangspunkt des Rundweges ist das Pfälzische Steinhauermuseum am Marktplatz.
Alsenz liegt östlich der Bundesstraße 48 zwischen Rockenhausen und Bad Kreuznach. Die Sandsteinvilla steht in der Bahnhofstraße 14 und kann nur von außen betrachtet werden. Es befinden sich mehrere Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung und der Alsenzer Bahnhof ist nur wenige Gehminuten entfernt.
(Arno Mohr und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2019)