Von ihrer Quelle beim Oberbergischen Städtchen Marienheide bis zur Mündung in den Rhein bei Leverkusen ändert der Fluss nicht nur seinen Namen (von Wipper zu Wupper), sondern auch seine Erscheinungsform. Ist sie im Quellgebiet noch ein naturnahes Flüsschen, so entwickelt sich die Wupper am Unterlauf, bedingt durch ihre industriegeschichtliche Bedeutung, zu einem stark beanspruchten Fluss, welcher die Wechselwirkung zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme widerspiegelt – und somit per definitionem Kulturlandschaft ist (Schmidt 2017). So wurde das Gewässer ab Opladen flussabwärts vollständig kanalisiert und stellenweise mit Deichen versehen, auch wurde die Wuppermündung zugunsten einer Erweiterung der Bayer-Werke Ende der 1960er Jahre verlegt.
Das Wasser der Wupper wurde für verschiedene Branchen, wie die Textilindustrie, die Metallverarbeitung oder für die chemische Industrie (z.B. Bayer-Werke) genutzt (Schmidt 2017). Anekdoten erinnern daran, dass die Wupper zeitweilig einer der verunreinigsten Flüsse Deutschlands war. So gab es noch bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts aufgrund der von der Wupper ausgehenden Geruchsbelästigung in den Schulen in Flussnähe regelmäßig „stinkefrei“ (Stadt Leichlingen).
Auch heute noch sind die Böden der Wupperaue beispielsweise auf Höhe der Wupperinsel stark schwermetallbelastet (LANUV 2018), dennoch ist durch ein Umdenken und Bemühungen zugunsten des Naturschutzes der ökologische Zustand der Wupper auf dem Weg der Besserung.
Die 5,38 Hektar große Wupperinsel, eingeschlossen von einem Seitenarm der Wupper (Mühlengraben) und dem eigentlichen Fluss, ist ein Naturschutzgebiet. Einen Großteil der Fläche macht eine Glatthaferwiese aus, welche durch eine jährliche Mahd gepflegt wird und aufgrund der traditionellen Bewirtschaftung ein wertvolles Kulturlandschaftselement darstellt. Ebenfalls der alte Gehölzsaum aus Pappeln entlang des Mühlengrabens sowie Hecken und Gebüsche bilden kulturlandschaftlich wertvolle optische Gliederungselemente der Landschaft und markieren den Gewässerverlauf (Kreis Mettmann 2012, S. 623).
Der Norden der Insel ist Betriebsgelände der städtischen Abwasserentsorgung, deren Klärbecken unterirdisch liegen. Lediglich kleinere, größtenteils verlandete Klärteiche sind sichtbar. Diese nördliche Inselspitze ist von Mischwald bedeckt.
Da die WupperiInsel nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, stellt sie einen wichtigen Rückzugsort für die lokale Tierwelt dar. Vor allem die Glatthaferwiese ist wichtiger Lebens- und Nahrungsraum für zahlreiche Insekten und Vögel. Zudem ist die Insel ein bedeutendes Element im Biotopverbund. Sie stellt eine Verbindung zwischen angrenzenden Lebensräumen dar.
Inmitten einer dicht besiedelten und historisch industriewirtschaftlich stark beanspruchten Landschaft ist die naturnahe Wupperaue eines von zwei Wuppermändern auf Leverkusener Gebiet sowohl naturschutzfachlich als auch aus kulturlandschaftlicher Sicht eine wertvolle und zu erhaltende Struktur. Die Aue wird bei Hochwasser regelmäßig überschwemmt, wobei Sommerdeiche die landwirtschaftlichen Flächen schützen, welche den Großteil der Auenschleife ausmachen. Auch hier bilden Ufergehölze, welche das Gewässer säumen, sowie Hecken und Feldgehölze an den Rändern der Agrarflächen wertvolle landschaftsgliedernde Elemente. Kopfbäume, wie sie hier am Rand der Agrarfläche zu finden sind, sind Relikte einer kulturhistorisch bedeutsamen Nutzung und dienen dem Erhalt von wesentlichen Strukturmerkmalen der bäuerlichen Kulturlandschaft und durch ihren typischen Wuchs der Belebung und Gliederung des Landschaftsbildes (Kreis Mettmann 2012, S. 623). Den östlichen Rand der Auenschleife markiert der Mühlengraben der Reuschenberger Mühle.
Der kulturlandschaftliche Wert des hier beschriebenen Teilausschnitts der Wupper steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Reuschenberger Mühle, einem Zeugnis präindustriellen Wirtschaftens der Menschen mithilfe des Naturelements Wasser. Eine Besonderheit dürfte sein, dass das gesamte Graben- und Kanalsystem der Reuschenberger Mühle nach wie vor in Betrieb ist, da die Wasserkraft mittlerweile genutzt wird, um Strom zu erzeugen (Danner 2016).
(Hannah Brüggemann, NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln, 2018 und Maren Lenz, Biologische Station Haus Bürgel - Stadt Düsseldorf - Kreis Mettmann e.V., 2019)
Internet
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), Naturschutzgebiet Wupperinsel (LEV-012) (abgerufen 06.01.2019)