Zum Schloss Reuschenberg bei Leverkusen-Bürrig gehörten im Verlauf der Geschichte verschiedene Mühlen.
Alte Mühle Die erste Mühle am heutigen Standort („Alte Mühle“) wird 1477 urkundlich erwähnt. Sie bestand aus zwei nebeneinander liegenden Mühlengebäuden: einer Mahlmühle (Getreidemühle) und einer Ölmühle. Angetrieben wurden die Mühlen durch zwei unterschlächtige Wasserräder.
In den folgenden Jahrhunderten veränderte sich die Anlage kaum, obwohl sie mehrfach den Besitzer wechselte. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage stetig umgestaltet und erneuert. Die alte Ölmühle wurde 1863 zunächst in eine Lohmühle umgewandelt, die bis 1872 in Betrieb war. Auch die Nutzung der Getreidemühle endete, als Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts die „Alte Mühle“ komplett stillgelegt und abgebrochen wurde. Oberirdisch ist von der alten Mühlenanlage heute nichts mehr erhalten. 1989 wurden allerdings bei Kanalarbeiten Fundamente und Radzulauf entdeckt.
Neue Mühle Auf dem Gelände wurde 1847 die heute noch erhaltene „neue“ Mühle als sogenannte Kunstmühle auf dem damals höchsten Stand der Technik errichtet. Sie diente zuerst als Weizen- und Ölmühle. Neben einem hydraulischen Pumpwerk enthielt sie einen Turbinenantrieb, der der Erste im Rheinland gewesen sein soll. Dabei handelte es sich um eine Francis-Turbine. Zur optimalen Ausnutzung der Wasserkraft wurde bereits um 1840 das Wassergefälle durch ein aufwendiges, bis heute in Betrieb befindliches Graben- und Kanalsystem mit Wehren auf über 5 m erhöht. Der Obergraben hat dabei eine Länge von ca. 1,2 km, während die Länge des Untergrabens ca. 800 m beträgt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Produktion der Mühle stetig ausgeweitet und die technischen Anlagen modernisiert. 1882 wurde ein Holzschleifereibetrieb eingerichtet. Dies diente der verbesserten Gewinnung von Rohstoffen für die Papierherstellung, die bis dahin durch die Verwertung von Lumpen erfolgt war. Der Ausbau der Papierherstellung hatte möglicherweise seinen Grund in der Entwicklung der Massenpresse, wodurch Zeitungen einen erhöhten Absatz fanden. Einen Hinweis darauf liefert die Teilhaberschaft von Joseph August Hubert Neven DuMont an der Anlage zu dieser Zeit. Zusammen mit seinem Bruder übernahm er 1896 die Verlagsleitung des bekannten und erfolgreichen Verlagshauses M. DuMont Schauberg.
Wasserkraftwerk 1930 wurde die Papierherstellung auf Stromerzeugung umgestellt. Bis heute wird in der Reuschenberger Mühle Strom erzeugt. Zur verbesserten Stromgewinnung wurden 1988 die Francis-Turbinen durch zwei Kaplan-Turbinen ersetzt, welche insgesamt 428 kW leisten.
Nutzung der zum Betrieb gehörigen Gebäude Anfang der 1930er bis Ende der 1950er Jahre befand sich laut Unterlagen der Stadt Leverkusen auf dem Gelände der Reuschenberger Mühle ein Betrieb, der Feuerlöscher und Zubehör herstellte. Ab 1982 wurden dann die verschiedenen Gebäude der Mühle von unterschiedlichen Kleingewerbebetrieben sowie einem Fleischimporteur als Fabrikationsstätten und Lagegebäude genutzt. Heute wird die Anlage als moderner Technologiepark betrieben, in dem unterschiedliche Gewerbe- und Dienstleister untergebracht sind.
Die Reuschenberger Mühle gilt als eines der wenigen Beispiele klassizistischen Backsteinbaus im Industriebereich. Von besonderer Bedeutung sind auch die kannelierten Gussstützen, welche im nationalen Maßstab Seltenheitswert besitzen. Desweiteren dokumentieren die heute noch stellenweise vorhandenen Turbinen- und Generatorenanlagen die technische Entwicklung.
Das Objekt „Reuschenberger Mühle mit Mühlengraben und Mühlenwehr an der Wupper“ in Leverkusen ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Stadt Leverkusen Nr. 172).
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Empfohlene Zitierweise
LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege: „Reuschenberger Mühle mit Mühlengraben und Mühlenwehr an der Wupper”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-9945-20110428-4 (Abgerufen: 14. Dezember 2024)
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