Der heutige Zustand des Gandertwooges stammt überwiegend aus der ursprünglichen Zeit der Holztrift im 19. Jahrhundert. Insofern bestehen die baulichen Relikte allesamt aus behauenem Sandstein. Der aus Sandsteinplatten gefertigte Mönch wird durch funktionsfähige Holzbohlen ergänzt. Dieses Bauwerk konnte den noch heute gefüllten Woog bis zu einem Maximalpegel stauen. Während der Triftereignisse wurden schubartig große Wassermengen durch Herausziehen der Holzbohlen abgelassen. Das Wasser floss durch einen Grundablass, der in den Damm aus aufgeschüttetem Erdreich eingelassen war. Anschließend gelangte das Wasser durch einen mehrere Meter langen Triftkanal zu einem senkrechten Wasserabsturz. Er besitzt eine Fallhöhe von zwei bis drei Metern. Er ist das markanteste Bauwerk am Gandertwoog, nicht nur der Fallhöhe wegen, sondern auch aufgrund der treppenartigen Bauweise der beiden Seitenmauern. Der weitere Fließweg des Wassers führte am tief eingeschnittenen Talgrund ca. 50 Höhenmeter hinab, um dann in den Legelbach zu münden.
Die Kombination aus gefülltem Woog und vergleichsweise sehr gutem Erhaltungszustand der Sandsteinbauwerke aus dem 19. Jahrhundert ermöglichen ein gutes Verständnis der Vorgehensweise bei der Holztrift in der „bayrischen Zeit“ der Pfalz.
Der Gandertwoog war einst Teil der Holztrift am Legelbach. Erbaut wurde er 1830. Die Holztrift im Pfälzerwald wurde bis ins späte 19. Jahrhundert betrieben. Der Legelbach besteht aus einem Hauptfließgewässer, das wahlweise als Legelbach oder Großer Legelbach bezeichnet wird, und aus dem einzigen nennenswerten Zufluss, dem Kleinen Legelbach. Der rund vier Kilometer lange Legelbach zählt zum Einzugsgebiet des Speyerbachs im mittleren Pfälzerwald. Die Länge des Kleinen Legelbachs beträgt rund einen Kilometer. Die Mündung des Legelbaches in den Speyerbach befindet sich rund 500 Meter westlich des Ortsrandes der Gemeinde Elmstein.
Funktion
Der Gandertwoog war im System der Holztrift ein seitlich gelegener Sammelwoog. Wesentliches Kennzeichen des Sammelwooges war der Aufstau von möglichst großen Mengen an Wasser. Der Sammelwoog hatte ausschließlich die Funktion des Wasserstaus und der Wasserabgabe während der Holztriftereignisse. Entsprechend musste das Auslaufbauwerk dimensioniert werden.
Nähere Umgebung des Wooges
Am Gandertwoog befindet sich eine Schutzhütte mit ungewöhnlicher Kegelform. Es handelt sich um den Nachbau einer Köte, der Schutzhütte eines Köhlers. Eine Informationstafel erläutert, dass an diesem Standort in früheren Zeiten Holz nicht nur zu Brennholzzwecken über den Legelbach in die Rheinebene getriftet wurde, sondern aus Holz auch Holzkohle hergestellt wurde. Dazu schichtete der Köhler Holzscheite zu einem Kohlenmeiler auf. Die Herstellung von Holzkohle, so informiert eine Tafel, dauerte einst fünf bis acht Tage. Während dieser Zeit hielt sich der Köhler in der Köte auf. Heute dient die Köte als Schutzhütte für Wanderer und wird ergänzt durch Sitzbänke und einen Holztisch. Durch die herausgehobene Lage des Gandertwooges, 50 Meter oberhalb des Legelbaches, bietet der Standort einen weiten Blick über den Legelbach hinweg zum gegenüber liegenden 438 Meter hohen Legelberg.
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2018)