Eutin war im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit Sitz der Lübecker Bischöfe. Das heutige Eutiner Schloss hatte einen mittelalterlichen Vorläufer, dessen Spuren durch spätere Aus- und Umbauarbeiten weitestgehend beseitigt wurden. Der Schlossgraben geht noch auf das Spätmittelalter zurück.
Akteure im Umfeld Eutins Die wachsende Bedeutung Eutins war bedingt durch die Konflikte der Lübecker Bischöfe mit den Bürgern der Stadt Lübeck. Daneben waren es die Holsteiner Grafen sowie holsteinische Niederadlige, die auf die Geschicke von Stadt und Burg Eutin im Mittelalter einwirkten. So sah sich Bischof Johannes von Dies (1254-1259) 1256 zu einem kostspieligen Vertrag mit einigen Niederadligen gezwungen, der ihm überhaupt erst ermöglichte, dass 1156 seinem Vorgänger durch Heinrich den Löwen zugeteilte Gebiet wieder im Besitz zu nehmen.
Anfänge des bischöflichen Hofes Bereits Helmold von Bosau berichtet in seiner im 12. Jahrhundert verfassten Slawenchronik von der günstigen und geschützten Lage des Ortes Eutin. Die prekäre Situation des Bischofs gegenüber anderen Akteuren zeigte sich jedoch, nachdem er 1256 oder 1257 der Stadt Eutin das lübische Recht verliehen hatte: Nun fielen die Holsteiner Grafen in bischöfliches Gebiet ein. Wohl auch angesichts dieser Bedrohungslage ließ Bischof Johannes von Tralau (1260-1276) ein festes Haus errichten.
Burkhard von Serkem und die Schlosskapelle Auch Johann von Tralaus Nachfolger Burkhard von Serkem ließ während seiner Amtszeit (1276-1317) umfassende Bauten durchführen. Hervorzuheben ist die Errichtung der Burgkapelle, für die er von einer Romreise auch Reliquien mitbrachte.
Verstärkung der Befestigungen unter Burkhards Nachfolgern Unter den Nachfolgern Burkhards erfolgte eine weitere Befestigung des bischöflichen Sitzes. Eine Ursache dafür war der Überfall Graf Gerhards III. von Holstein-Rendsburg in Abwesenheit des Bischofs. Erst durch Androhung von Kirchenstrafen konnte der Graf später zu Schadensersatzzahlungen gezwungen werden. Nun wurde eine neue Umschließungsmauer errichtet. Unter Bischof Johann von Muel (1341-1350) wurde die Eutiner Burg endlich mit einem Graben versehen. Es ist bezeichnend, dass dies offenbar nur mit Zustimmung der Holsteiner Grafen erfolgen konnte.
Die Errichtung der neuen Kapelle Unter den folgenden Bischöfen ruhte der Bau an der Burg weitestgehend. Erst in der Amtszeit Eberhards von Attendorn (1387-1399) wurden wiederum umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt, wobei nicht zuletzt eine neue, größere Kapelle errichtet wurde.
Errichtung von Wirtschaftsgebäuden Bischof Johann Schele (1420-1439) initiierte den Bau neuer Wirtschaftsgebäude, wie etwa eines Pferdestalls oder eines Brauhauses. Im Falle des Brauhauses handelte es sich um den Wiederaufbau eines zuvor niedergebrannten Gebäudes. Diese Maßnahmen sind einerseits ein Fingerzeig auf die wirtschaftliche Funktion der bischöflichen Burg. Andererseits werden hier die Gefahren sichtbar, denen der Bau ausgesetzt war.
Erweiterung der Burg In die Amtszeit des Bischofs Nikolaus Sachau (1439-1449) fallen weitreichende Baumaßnahmen. So wurde das Torhaus repräsentativ neu gestaltet. Auch unter seinen Nachfolgern Arnold Westphal (1450-1466) und Albert Krummendiek (1466-1489) erfolgten weitere, kostspielige Aus- und Umbauten.
Verpfändung Unter Bischof Albert Krummendiek führten die hohen Ausgaben allerdings zum zwischenzeitlichen Niedergang des bischöflichen Besitzes um Eutin. Albert finanzierte dabei nicht nur den weiteren Ausbau Eutins, sondern auch darüber hinaus Kunst wie etwa das heute noch erhaltene Triumphkreuz im Lübecker Dom, auf dem er selbst auch abgebildet ist. Aufgrund seiner hohen Schulden sah er sich schließlich sogar zur Verpfändung der Burg und der zugehörigen Güter gezwungen. Pfandnehmer waren der holsteinische Adlige Benedikt Pogwisch und einige Lübecker Bürger.
Rückkehr des Bischofs Erst 1492 wurde die Burg durch Bischof Dietrich Arndes (1492-1506) wieder ausgelöst. Der Burggraben soll zu dieser Zeit gänzlich ausgetrocknet gewesen sein. Gebäude waren verfallen oder befanden sich zumindest in sehr schlechtem baulichem Zustand. Umfassende Reparaturen und Neubauten finanzierte der Bischof nun teilweise mit eigenem Geld.
Grafenfehde Während der Grafenfehde, einem Konflikt um die Herrschernachfolge in Dänemark, Schleswig und Holstein, war Eutin 1534 kurzfristig durch die Lübecker besetzt. Bei Eutin fand auch ein Gefecht zwischen Truppen Lübecks und des Holsteiner Herzogs Christian statt. Nach der Vertreibung der Lübecker blieb Eutin kurzfristig in der Hand des Herzogs, wurde dann jedoch an den Bischof herausgegeben. Weitere Ausbauten fallen bereits in die Frühe Neuzeit, die an dieser Stelle nicht behandelt wird.
(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)
Literatur
Rudloff, Diether (1959)
Die mittelalterliche Bautätigkeit der Lübecker Bischöfe am Eutiner Schloss. In: Nordelbingen, S. 56-66. o. O.
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