Objektbeschreibung Die Verlathschleuse in Borsfleth ist ein Entwässerungsdurchlass, der bis 1976 auch zum Einschleusen von Schiffen in die Kremper Au verwendet wurde. Der Begriff „Verlath“ bedeutet Verlassen und bezieht sich auf das Hinauslassen von Wasser in die Stör. Auch die beiden Vorgängerbauten trugen bereits diesen Namen. Bis 1907 befand sich der direkte Vorgänger in Borsfleth in Höhe der Brücke über die Kremper Au. Über die Verlathschleuse wird eine Fläche von ca. 1.400 ha der Krempermarsch in die Stör entwässert.
Kulturlandschaftlicher Bezug Ähnlich wie die heute bekanntere Schleuse von Kasenort ist auch die Verlathschleuse von Borsfleth ein wichtiges Relikt der Schifffahrt auf den Nebenflüssen der Stör. Die Verlathschleuse verband in vorindustrieller Zeit die früher bedeutende Handelsstadt Krempe mit dem Meer, entwässerte zuverlässig die Kremper Au in die Stör und schützte zudem die Marschbewohner vor Sturmfluten. Nach dem Bau des Störsperrwerkes und der Einstellung auch der Sportschifffahrt auf der Kremper Au hat die Verlathschleuse ihre Funktion weitgehend verloren.
Entstehungsgeschichte Bereits 1636 wurde auf Befehl des dänischen König bei Krempdorf eine erste Schleuse auf der damals viel breiteren Kremper Au angelegt, die die Landverbindung zwischen Krempe und Glückstadt auch im Fall einer Sturmflut sicherstellen sollte. Nach der Gründung von Glückstadt ergab sich durch die geringe Durchfahrtsbreite dieser Schleuse von nur 4,06 Metern für den Handel der Stadt Krempe eine weitere schwerwiegende wirtschaftliche Beeinträchtigung, die den Niedergang der Stadt beschleunigte. Als nach dem Neubau des Schwarzwassers, der 1651 primär als Entwässerungskanal angelegt worden war, auch der Wasserstand der Kremper Au sank, verschärfte sich die Situation für Krempe weiter. In Borsfleth und Umgebung ergaben sich durch die Stauwirkung der Schleuse dagegen zunehmende Hochwasserschäden. Anregungen, die Verlathschleuse in den Stördeich vorzuverlegen, wurden von dem zuständigen Rat der Stadt Krempe blockiert. Durch den Konkurs der Stadt Krempe 1697 übertrug man die Unterhaltung der Kremper Au auf die Gemeinden Büttel, Eltersdorf und Krempdorf. Um den Wasserstand zu erhöhen, wurden die Tore der Verlathschleuse bei normalem Hochwasser offen gelassen. Gegen eindringendes Hochwasser wurde lediglich oberhalb von Krempe ein nur aus Stautoren bestehender so genannter „Flut-Dwinger“ installiert. Dieses System führte allerdings zu einem höherem Aufstauen des Wassers und zu vermehrten Flutschäden in den Sturmfluten von 1715 und 1756. Im Zuge der Festsetzung neuer Normen für den Deichbau im Jahr 1758 wären auch umfangreiche Anpassungen an den Gebäuden der Anlieger notwendig geworden. Die daraufhin durchgeführte Eingabe, die Verlathschleuse nach Borsfleth an den Stördeich zu verlagern, war nunmehr erfolgreich, so dass 1762 die neue Schleuse in Betrieb genommen werden konnte. Dadurch wurde auch eine Verbindung zwischen dem Borsflether- und dem Ivenflether Stördeich hergestellt. Die neue Verlathschleuse von 1762 besaß eine Durchfahrtsbreite von 4,65 Metern. Die heutige Verlathschleuse wurde 1907 in trockener Bauweise im früheren Deichvorland errichtet, um den Hochwasserschutz weiter zu verbessern. Nach Fertigstellung leitete man die Kremper Au durch die Schleuse und der Stördeich wurde vorverlegt. Der abgehängte Altarm der Kremper Au ist teilweise zugeschüttet worden. Ein Rest ist allerdings heute noch im Deichvorland sichtbar.
Baubeschreibung Die Verlathschleuse in Borsfleth ist ein 10 Meter langes Gewölbesiel am Durchlass der Kremper Au in die Stör. Es wurde 1907 auf einem Pfahlrost ruhend in massiver Bauweise errichtet und besteht aus Verblendmauerwerk mit einer Betonschutthinterfüllung sowie einem seitlich integrierten Umlaufkanal. Da die Schleuse bis 1976 neben der Entwässerung und dem Hochwasserschutz auch dazu diente, Wasserfahrzeuge von der Stör in die Kremper Au zu schleusen, betragen die Maße des Gewölbes 4,60 x 5,19 Meter bei einer Sohlenhöhe von NN -1,46 Meter. Am Auslass zur Stör war die Schleuse zunächst durch ein Stemmtorpaar aus Holz gesichert. Die Durchfahrtsbreite betrug 4,60 Meter. Infolge der Sturmflutereignisse 1962 wurde drei Jahre später ein Rollstahlschütz an der Binnenseite des Unterwerkes montiert, wodurch sich die Durchfahrtsbreite auf 4,53 und die Höhe auf 4,56 Meter reduzierte.
Kultureller Wert Die Verlathschleuse ist ein wichtiges technisches und die Kulturlandschaft prägendes Bauzeugnis der Entwässerungs- und Verkehrsgeschichte der Krempermarsch. Das Bauwerk von 1907 dokumentiert die Anfang des 20. Jahrhunderts von der damaligen preußischen Landesregierung favorisierte massive Bauweise der Schleusen. Die Flutschutzverstärkungen von 1965 sind ein Beleg für die technische Anpassung des historischen Schleusenbauwerks an die Anforderungen des Hochwasserschutzes nach der großen Sturmflut von 1962.
Lage und Anfahrt An der Straße Büttel direkt in Borsfleth auf Parkplatz neben einer Autowerkstatt Parkmöglichkeit; von dort ca. 100 m Fußweg zur Schleuse.
(Jana Frank (www.agil-online.de), erstellt im Auftrag der Arge Maritime Landschaft Unterelbe in Kooperation mit dem Kreis Steinburg, dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) und der Lise-Wielatt Münster-Stiftung. Gefördert von der Metropolregion Hamburg, 2018)
Literatur
Stadelmann, Robert (2010)
Den Fluten Grenzen setzen. : Schleswig-Holsteins Küstenschutz ; Westküste und Elbe. Husum.
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