Haseldorf ist ein beeindruckendes Beispiel für Kontinuität seit dem Mittelalter. Die Schlossinsel ist mit einem etwa 20 Meter breiten Wassergraben umgeben, der auf den mittelalterlichen Burggraben zurückgeht. Die Geschicke der Burg und später des Herrenhauses wurden durch zahlreiche Akteure geprägt, so etwa durch Mitglieder der Adelsfamilie Ahlefeld und dänische Könige. Viele der heutigen Gebäude stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Ursprung, Zerstörung und Wiedererrichtung Die Ursprünge der Burg von Haseldorf stehen in engem Zusammenhang mit der gleichnamigen Adelsfamilie, die bereits seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Quellen aus dem Umfeld der Bremer Erzbischöfe begegnet. Die Burg selbst ist 1228 erstmalig erwähnt. 1257 kaufte sie der Bremer Erzbischof vom Ministerialen Friedrich von Haseldorf. Anschließend reichte der Erzbischof sie an die Adligen Otto und Heinrich von Barmstede weiter, die nun in den Ministerialenstand der Bremer Kirche eintraten. In Folge der Niederlage der Barmstedes gegen die Grafen Johann I. und Gerhard I. von Holstein und Stormarn wurde die Burg jedoch bereits Ende 1258 zerstört. Anschließend wurde die Errichtung einer neuen Anlage im Lande Haseldorf untersagt, sofern dafür nicht die Zustimmung der Grafen vorlag. Ein Wiederaufbau von Burg Haseldorf erfolgte offenbar erst 1317 durch den Ritter Daniel von Borch, wofür Einnahmen aus dem Hof in Grohn (heute zu Bremen) verwendet werden durften. Auf das Burgenbauverbot von 1259 wurde dabei nicht mehr eingegangen.
„Raubschloss“ Haseldorf Die Verpfändungen der neu errichteten Burg Haseldorf durch den Erzbischof an verschiedene Niederadlige im 14. Jahrhundert waren mit einigen Problemen behaftet. So befahl Kaiser Karl IV. 1359 den holsteinischen Grafen die Bestrafung der Vögte von Haseldorf, da diese Geistliche gefangen hielten. Einen guten Überblick der Ereignisse bietet ein Bericht des Hamburger Geistlichen Friedrich Krans, der weitere Raubtaten aufführt. Dabei wird unter anderem von einem Turm der Burg berichtet, in dem gefangene Reisende eingesessen haben sollen.
Übergang an die Schauenburger 1375 verpfändete Erzbischof Albert von Bremen dem Grafen Adolf VII. von Holstein-Plön die zuvor beim Adligen Hartwig Heest eingelöste Hälfte von Haseldorf. Darüber hinaus erhielt der Graf die Erlaubnis die andere Hälfte bei Burkhard Krummendiek einzulösen. Die Pfandsumme wurde mehrfach erhöht. 1378 ging die gesamte Anlage mit der ganzen Vogtei in gräflichen Pfandbesitz über, als Adolf nun auch die bisher im Besitz der Krummendieks befindliche Hälfte einlöste. Zwar sagte der Graf dem Bischof ausdrücklich zu die Burg bei Eingang der Pfandsumme unverzüglich an ihn herauszugeben, doch versprach der Bischof 1381 das Pfand bis zum Tod des Grafen nicht auszulösen. Zudem wurde die Pfandsumme mehrfach erhöht, nicht zuletzt weil Graf Adolf Erzbischof Albert bei dessen Auseinandersetzungen mit dem Bremer Domkapitel mit Bewaffneten unterstützte. Es kam also zu Auseinandersetzungen innerhalb des Erzbistums Hamburg-Bremen, die indirekt auch auf Burg Haseldorf zurückwirkten. In einem Teilungsvertrag der Schauenburger von 1397 wird die Burg mit Zubehör erwähnt und fiel Gerhard VI. von Holstein-Rendsburg zu.
Haseldorf im 15. Jahrhundert Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam es offenbar, aufgrund der Verpfändung von Haseldorf, zu einem Streit zwischen den Holsteiner Grafen und dem Bremer Erzbischof. Wir erfahren davon aus einem Kompromiss von 1409, ohne über die genauen Hintergründe informiert zu sein. Bereits 1410 wurde jedoch die Burg durch die Rendsburger Linie der Schauenburger an die Pinneberger Linie der gleichen Dynastie verpfändet. Hintergrund war der Konflikt der Rendsburger mit dem dänischen König Erik VII. (von Pommern) um das Herzogtum Schleswig, in dem sie von ihren Pinneberger Verwandten unterstützt wurden. 1470 verpfändete Christian I. als Landesherr Burg und Vogtei Haseldorf zunächst an zwei Brüder aus der Familie Pogwisch.
Konflikte der Ahlefelds 1494 verkaufte Christians I. Sohn Johann die Burg Haseldorf mit der Fähre an Hans von Ahlefeld. Es kam zu einer Verrechnung des Kaufpreises von 30.000 Mark Lübisch mit dem Kaufpreis von Hans von Ahlefelds Burg Törning. Hans starb 1500 in der Schlacht von Hemmingstedt beim Zug gegen die Dithmarscher. Damit fiel Haseldorf an seine Witwe, nach deren Tod an den gemeinsamen Sohn Friedrich. Im Besitz der Ahlefelds stand Haseldorf im Zentrum zahlreicher innerfamiliärer Konflikte. So kam es zwischen Friedrichs Söhnen Benedikt auf Haseldorf und Wulf, der in Haselau saß, zu heftigen, auch bewaffneten Auseinandersetzungen, in deren Verlauf sogar das Reichskammergericht angerufen wurde. Auch die Söhne der beiden Brüder, Detlef auf Haseldorf und Marquard auf Haselau, lagen miteinander im Streit. 1598 schoss Detlev Marquard bei dessen Besuch in Haseldorf in den Bauch. Vom Ende des 16. Jahrhunderts stammt die Beschreibung Haseldorfs durch Heinrich Rantzau, der von einer mit Wällen befestigten Burg unweit der Elbe schreibt, dabei aber auf die Besitzer nicht weiter eingeht.
30-jähriger Krieg und Karl-Gustav-Kriege Der 30-jährige Krieg (1618-1648) hatte auf Haseldorf große Auswirkungen: 1629 wurde die Burg in Brand gesetzt und die Befestigungen zerstört. In den Karl-Gustav-Kriegen (1657-1660), als schwedische Truppen von Süden her nach Jütland vorrückten, wurde Haselau erneut zerstört.
Heutiger Baubestand 1677 wurde ein neues Herrenhaus errichtet. 1726 starb die Haseldorfer Linie der Ahlefelds aus. Das Gut wurde 1739 an die Familie Schilden verkauft. 1804 wurde auf dem Platz der Vorburg das heutige Herrenhaus errichtet. Das Mausoleum aus dem Jahre 1873 liegt mitten auf dem mittelalterlichen Burgplatz östlich des Herrenhauses.
(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)
Literatur
Knorr, Martin (1973)
Burg Haseldorf. In: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg, S. 1-46. o. O.
Lorenzen-Schmidt, Klaus-Joachim (1975)
Einige Bemerkungen zum Aufsatz von M. Knorr „Burg und Ritter von Haseldorf“. In: Jahrbuch für den Kreis Pinneberg, S. 182-184. o. O.
Die Burgen und Residenzen der Schauenburger in Nordelbien. In: 900 Jahre Schauenburger im Norden. Eine Bestandsaufnahme, (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, 121; zeit + geschichte, 30.) S. 107–167. Neumünster.
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