Spätmittelalterliche Oldenburg in Holstein

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Oldenburg in Holstein (Schleswig-Holstein)
Kreis(e): Ostholstein
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 17′ 38,64″ N: 10° 53′ 8,16″ O 54,29407°N: 10,8856°O
Koordinate UTM 32.622.720,46 m: 6.017.880,44 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.427.540,21 m: 6.018.778,90 m
Der Oldenburger Wall ist vor allem als slawischer Wall bekannt. Jedoch bedienten sich die Holsteiner Grafen der Reste dieser slawischen Befestigungsanlage bei der Errichtung einer neuen landesherrlichen Burg zur Verwaltung des östlichen Holsteins.

Anfänge der spätmittelalterlichen Burg
Wann genau dies geschah ist unklar. In der ersten Hälfte der 1220er Jahre begegnet uns mehrfach ein Oldenburger Vogt namens Etheler in den Urkunden, was einerseits auf eine Verwaltungsfunktion der Burganlage hinweist, andererseits darauf, dass diese bereits in dänischer Zeit – nämlich vor der Schlacht von Bornhöved 1227 – bestand. Die neue Burg gliederte sich in einen westlich gelegenen Wohntrakt sowie einen östlichen gelegenen Wirtschaftsbereich auf. Zwischen diesen beiden Hälften war eine Befestigung mit zwei Gräben vorhanden, die mithilfe von Brücken überwunden werden konnten.

Zerstörung der Burg durch Herzog Albrecht I. von Braunschweig
Chronisten, wie etwa der Lübecker Detmar im 14.,oder der schleswig-holsteinische Humanist Heinrich Rantzau im 16. Jahrhundert, berichten, dass Oldenburg 1261 Station des Kriegszugs des Herzogs Albrechts I. von Braunschweig in Holstein war. Dieser Kriegszug richtete sich gegen den Holsteiner Grafen Johann I., der zuvor einen Adligen in der Stadt Lübeck erschlagen und so den Zorn der Bürger auf sich gezogen hatte. Albrecht brach wohl in der mit ihm verbündeten Stadt auf und zog dann über Oldenburg und Plön nach Kiel. Die Berichte in den Quellen unterscheiden sich, eine Zerstörung Oldenburgs in dieser Zeit kann jedoch mit dem Verweis auf eine entsprechende Brandschicht als gesichert angesehen werden. Dass gerade Oldenburg als Zielpunkt der Belagerung gewählt wurde, überrascht nicht, waren doch die Holsteiner Grafen im Gebiet um Oldenburg reich begütert.

Entwicklung der Burg nach 1261
Die Forschungsmeinungen darüber, ob im Anschluss an die Zerstörungen von 1261 ein Wiederaufbau erfolgte, gehen auseinander: Hans Rothert plädiert für einen Wiederaufbau und eine fortgesetzte militärische Funktion, Ortwin Pelc und Karl Kersten nicht. Da diesbezüglich keinerlei schriftliche Quellen vorliegen, wurde die landesherrliche Anlage anschließend an dieser Stelle wohl eher nicht wieder aufgerichtet. Vielmehr entstand östlich der Stadt ein gräflicher Wirtschaftshof, der die Verwaltungsfunktion im Gebiet um Oldenburg erfüllte. Der Platz dieser wiederum neuen Anlage, die wohl auch eine Turmhügelburg aufwies, ist mittlerweile jedoch überbaut.
Die Befestigungen im Oldenburger Wall sollen nochmals wieder hergerichtet worden sein, als 1413 im Konflikt um das Herzogtum Schleswig ein Angriff des dänischen Königs Erik VII. (,von Pommern‘) befürchtet wurde. Erik war nicht nur in Dänemark König, sondern auch in Schweden und Norwegen. Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts konkurrierte er mit den Holsteiner Grafen um die Herrschaft im Herzogtum Schleswig und griff dabei mehrfach Fehmarn wie auch das holsteinische Festland an. Umfassendere Schanzarbeiten können in Oldenburg allerdings nicht vorgenommen worden sein, dauerten die Baumaßnahmen doch insgesamt - wie einem herzoglichen Schreiben aus demselben Jahr zu entnehmen ist - nur zwei Tage.

Einordnung der spätmittelalterlichen Burg
Die gräfliche Burg steht in ihrer Bedeutung wie auch in der heutigen öffentlichen Wahrnehmung deutlich hinter der slawischen Vorgängeranlage zurück. Gleichwohl hatte sie für einen Zeitraum von wohl ca. 50 Jahren doch wichtige Funktion bei der Verwaltung des gräflichen Besitzes im östlichen Holstein. Ihre militärische Funktion konnte diese Burg, wie die Eroberung durch Albrechts Truppen 1261 zeigt, dabei jedoch nicht adäquat erfüllen.

(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)

Literatur

Pelc, Ortwin / Auge, Oliver; Kraack, Detlev (Hrsg.) (2015)
Die Burgen und Residenzen der Schauenburger in Nordelbien. In: 900 Jahre Schauenburger im Norden. Eine Bestandsaufnahme, (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, 121; zeit + geschichte, 30.) S. 107–167. Neumünster.
Rothert, Hans F. (1970)
Die Anfänge der Städte Oldenburg, Neustadt und Heiligenhafen. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, 59.) Neumünster.

Spätmittelalterliche Oldenburg in Holstein

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Wallstraße
Ort
23758 Oldenburg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG SH 2015 (in Denkmalliste eingetragen)
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1261

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„Spätmittelalterliche Oldenburg in Holstein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-288984 (Abgerufen: 25. April 2024)
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