Objektbeschreibung Der Breitenburger Kanal ist eine ehemalige private Wasserstraße, mit deren Hilfe seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tonvorkommen bei Lägerdorf erschlossen wurden. Um 1900 wurde der Kanal von ca. 3.000 Schiffen im Jahr befahren. Selbst eine Werft wurde zwischen 1906 und den 1950er Jahren in Rethwisch am Kanal betrieben. Die Erschließung für die Binnenschifffahrt ermöglichte, den Zement direkt an den Lagerstätten in Lägerdorf zu produzieren und von dort aus zum Verbraucher zu verschiffen. Bis zum Bau des Anschlussgleises nach Lägerdorf lief der Transport des Zements weitgehend auf dem Wasserweg. In Folge der verbesserten landseitigen Transportwege ging die Schifffahrt seit den 1960er Jahren stark zurück. Schließlich wurde der Breitenburger Kanal und die gleichnamige Schleusenkammer nur noch von der Sportschifffahrt genutzt. Seit 2011 musste auch die Sportschifffahrt den Kanal verlassen, da die Münsterdorfer, bzw. Breitenburger Schleuse in ein Siel umgebaut wurde. Damit endete die Geschichte des Kanals als Wasserstraße. Heute dient er wieder der ursprünglichen Funktion seines Vorgängerbauwerkes als Entwässerungskanal der Hörner Au.
Kulturlandschaftlicher Bezug Der Breitenburger Kanal wurde angelegt, um Rohstoffe und industrielle Güter auf dem Wasserweg zu transportieren. Er steht für eine Phase der Industrialisierung, in der Eisenbahn und später LKW-Verkehr die Anforderungen der Industrie aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen noch nicht befriedigen konnten. Insbesondere Massengüter wurden daher auf dem zwar langsameren, aber billigeren Wasserweg transportiert.
Entstehungsgeschichte In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Industrialisierung im Unterelberaum sprunghaft Fahrt auf. Insbesondere im Raum Hamburg mit seinen damals noch selbständigen Nachbarstädten Altona, Harburg und Wandsbek wurden für die explodierende Bautätigkeit große Mengen an Baumaterialien benötigt. Auch die Unterelberegion war an der Herstellung dieser Baumaterialien maßgeblich beteiligt. So eröffnete der Unternehmer Alsen 1863 in Itzehoe ein Zementwerk, weil dies recht nahe an den Abbaustätten für Ton im Raum Lägerdorf lag und englische Kohle als Energieträger verhältnismäßig einfach und kostengünstig per Schiff über Nordsee, Elbe und Stör herantransportiert werden konnte. Die Rohstofflieferungen der Lagerstätten bei Lägerdorf verliefen jedoch aufgrund einer fehlenden Bahnanbindung und schlechter Transportwege noch recht ineffektiv. Der damalige Vormund des Grafen Cuno zu Rantzau als Eigentümer der Lagerstätten ließ schließlich in den Jahren 1874-77 aus privaten Mitteln den bis dahin nur für den Torftransport genutzten Moorkanal für die Schifffahrt ausbauen und mit Hilfe der „Breitenburger“ Schleuse in Münsterdorf an die Stör anbinden.
Baubeschreibung Der Breitenburger Kanal entstand aus einem Ausbau eines kleineren Kanals zum Transport von Torf. Er ist 10,2 km lang. Die Breite des Gewässers liegt zwischen 10 und 12 Metern. Die Wassertiefe beträgt drei Meter. Über die frühere „Breitenburger“ Kanalschleuse sowie das Schöpfwerk „Hörnerau“ von 1952 ist er heute zur Entwässerung mit der Stör verbunden. Die Kanalschleuse wurde im Unterwerk durch einen Stahlschütz vom Kanal getrennt. Im Unterwerk zur Stör verfügte die Schleuse während ihres 109-jährigen Betriebes über ein hölzernes Stemmtorpaar von 1902 mit einem Querschnitt von 5,00 x 6,00 und einer Sohlentiefe von 2,5 Metern. Sie war bis 2011 aus Ziegel hergestellt und wurde zu diesem Zeitpunkt in ein aus Beton bestehendes Siel umgebaut.
Kultureller Wert Die Schleusenkammer ist durch den Umbau zum Siel stark verändert und hat daher ihren kulturgeschichtlichen Wert weitgehend verloren. Bis 2011 diente die Scheusenkammer dem Münsterdorfer Yachtclub als Hafenbecken. Da dies seit dem Umbau nicht mehr möglich ist, ist auch dieser Wert des Kanals und der Schleuse verloren gegangen.
Lage und Anfahrt Zufahrt zum Kanal von Münsterdorf über die Straßen Am Brunnen/Osterholz in Richtung Golfplatz. Dort sind auch gastronomische Einrichtungen vorhanden. Zur Schleuse in Münsterdorfder Straße Osterstraße/Sielwende nordwärts folgen. Der Weg geht in die gleichnamige Straße „Schleuse“ direkt an der Stör über und endet am Yachtclub.
(Jana Frank (www.agil-online.de), erstellt im Auftrag der Arge Maritime Landschaft Unterelbe in Kooperation mit dem Kreis Steinburg, dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) und der Lise-Wielatt Münster-Stiftung. Gefördert von der Metropolregion Hamburg, 2018)
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