Burg Nienslag bei Grebin

Burg Neuschlag

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Grebin
Kreis(e): Plön
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 13′ 20,5″ N: 10° 28′ 33,07″ O 54,22236°N: 10,47585°O
Koordinate UTM 32.596.221,79 m: 6.009.267,58 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.596.329,15 m: 6.011.233,34 m
Die Burg Nienslag am Südufer des Tresdorfer Sees weist beeindruckende Ausmaße auf. Bereits der Turmhügel hat einen Durchmesser von ca. 55 Metern. Durch mehrere vorgelagerte Gräben und Wälle ergibt sich in Nord-Süd-Richtung eine beachtliche Gesamtausdehnung von 260 Metern. Zur Burg sind zahlreiche Sagen überliefert, jedoch nur wenige historische Fakten.

Frühneuzeitliche Landesbeschreibungen
Der schleswig-holsteinische Humanist Heinrich Rantzau beschreibt in seiner Ende des 16. Jahrhunderts entstandenen Landesbeschreibung die Burg Nienslag als Vorläufer der drei Kilometer nordöstlich gelegenen Burg Rantzau. Diese ältere Anlage sei durch die Slawen erobert und zerstört worden. Ein Mitglied der Familie Rantzau – der genaue Name wird nicht genannt – wollte sie wiedererrichten, wurde aber durch die Grafen von Holstein sowie die Lübecker daran gehindert. Der Adlige soll daraufhin einen Hof in Rantzau errichtet haben, und zwar dort, wo sich heute das Gut Rantzau befindet. Heinrich Rantzau ordnet diese Ereignisse, die Teil seiner Familiengeschichte waren, zeitlich nicht ein.
Auch Caspar Danckwerth erwähnt in seiner Mitte des 17. Jahrhunderts erschienenen Landesbeschreibung die Eroberung der Burg durch die von ihm als Wenden angesprochenen Slawen. Dem Burgherrn, einem Angehörigen der Familie Rantzau, soll dabei die Flucht über den Tresdorfer See gelungen sein. Bei Danckwerth findet sich zudem erstmals die Geschichte vom Küchenjungen, der die Erlaubnis erhielt, von der eroberten Burg alles mitzunehmen, was er tragen könne. Er nutzte Danckwerth zufolge diese Gelegenheit, um den Sohn des Burgherrn auf seinen Schultern fortzutragen.

Märchen und Topographien
Fakten und Fiktion zur Burg Nienslag sind nur schwer voneinander zu trennen. Die Berichte Rantzaus und Danckwerths wirkten deutlich auf die spätere Rezeption der Burganlage ein. Der aus Dithmarschen gebürtige, spätere Kieler und Berliner Professor Karl Mühlenhoff, der im 19. Jahrhundert eine Sammlung der Sagen der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg veröffentlichte, weiß ebenfalls von einem erfolgreichen Slaweneinfall zu berichten. In einer weiteren von ihm aufgeschriebenen Fassung waren es jedoch Dänen, die die Burg angriffen, weil der Burgbesitzer sich zuvor deren Hass zugezogen haben soll. Dabei soll die Burg im Zuge der Belagerung sogar mit Kanonen beschossen worden sein. Der Burgherr verließ die Burg angeblich auf einem Pferd mit verkehrt herum angebrachten Hufeisen, um eine Verfolgung zu erschweren. Ein Teil der Burgmannschaft hingegen floh dieser Überlieferung zufolge über den Tresdorfer See. Ein Knecht soll nach der Einnahme der Burg durch die Dänen die Erlaubnis erhalten haben, etwas von der Burg mitzunehmen, und daraufhin den verwachsenen Sohn des Burgherrn in einem Sack mit sich fortgeführt haben. Auch der Heimatforscher Gustav Friedrich Meier verweist auf die Geschichte vom Grafen Rantzau, der von den Slawen belagert wurde. Die Episode um die belagerte Burg findet ebenso in den Topographien von Johannes von Schröder und Hermann Biernatzki sowie von Henning Oldekop Erwähnung.

Einordnung
Mit dem historischen Kern der Berichte hat sich 1934 bereits der ehemalige Provinzialkonservator Richard Haupt in einem kurzen Beitrag in der Zeitschrift „Die Heimat“ beschäftigt, und die mündliche Überlieferung als authentisch angesehen. Tatsächlich ist es jedoch fraglich, ob überhaupt Schlüsse aus den oben ausgeführten Sagen gezogen werden können – und sollten. Eine Verbindung der Burg mit der Familie Rantzau ist zumindest angesichts des nicht weit entfernten Stammsitzes dieses bedeutenden Adelsgeschlechts äußerst naheliegend. Eine Belagerung der Anlage scheint ebenfalls nicht ausgeschlossen, wobei aber zumindest der Beschuss mit Kanonen eine literarische Erfindung sein dürfte. Gesicherte Belege liegen jedoch nicht vor. Burg Neuschlag ist trotz der kaum vorhandenen schriftlichen Überlieferung eine der großen und beindruckenden Burgen Schleswig-Holsteins.

(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)

Literatur

Danckwerth, Caspar; Mejer, Johannes (1652)
Newe Landesbeschreibung der zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein. Husum.
Haupt, Richard (1934)
Von der Burg Nienslag und dem Bergfried. In: Die Heimat 44, S. 229-232. o. O.
Schröder, Johannes von; Biernatzki, Hermann (1856)
Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und des Gebiets der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübeck. Band 2. Oldenburg in Holstein.

Burg Nienslag bei Grebin

Schlagwörter
Ort
24239 Grebin - Schönweide
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG SH 2015 (in Denkmalliste eingetragen)
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Burg Nienslag bei Grebin”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-288979 (Abgerufen: 20. April 2024)
Seitenanfang