Die Hatzburg bei Wedel war eine bedeutsame Burganlage der Grafen von Holstein. Ihre Lage ist im Landschaftsbild nur noch zu erahnen. In der öffentlichen Wahrnehmung in Wedel ist die Hatzburg präsent: So sind ein Kinderspielplatz und eine Straße nach ihr benannt. An der nahen Hatzburgtwiete findet sich zudem ein Bronzemodel des mittelalterlichen Zustandes dieser Burganlage.
Verkehrsgünstige Lage Erstmal urkundlich belegt ist die Burg 1311, als Graf Adolf VI. den Hamburgern und anderen Kaufleuten versprach, die in seinem Besitz befindliche Burganlage nicht als Basis für ein Vorgehen gegen sie selbst oder ihre Waren zu nutzten. Seine Zusage galt „ad terras vel aquas“ – also zu Wasser (wohl nicht zuletzt auf die nahe Elbe bezogen) wie auch zu Lande. Die Urkunde kann damit als Hinweis auf die verkehrsgünstige Lage der Burg an Land- und Wasserwegen gelesen werden.
Wohn- und Wehrfunktion Die Hatzburg wurde von den Holsteiner Grafen aus der Pinneberger Linie offenbar recht häufig besucht. Wiederholt stellten diese auf der Burg Urkunden aus. Es liegen zudem Berichte Lübecker Gesandter vor, die Grafen auf der Hatzburg angetroffen zu haben. Auch die Einrichtung einer Burgkapelle zum Ende des 14. Jahrhunderts weist auf eine Residenzfunktion der Burg hin. Die militärische Bedeutung wird etwa in einem Vertrag zwischen Adolf VII. von Holstein-Pinneberg und seinem Plöner Vetter Johann III. von Holstein-Plön aus dem Jahre 1322 deutlich: Es wurde vereinbart, dass der Burghauptmann der Hatzburg bei einem Vertragsbruch Adolfs zu Johann übertreten sollte. Burgen waren bedeutsam in den Auseinandersetzungen ihrer Zeit und der drohende Verlust einer Burg wurde offenbar als Mittel der Vermeidung von Vertragsbrüchen angesehen.
Verpfändungen Die erwähnte Residenzfunktion lässt auf eine größere Bedeutung der Burg für die Grafen schließen. Dem stehen zahlreiche Verpfändungen entgegen. Als Graf Adolf von Holstein 1350 das Dorf „Yemedeshude“ (Wüstung mit unbekannter Lage) sowie den Zehnten aus Hetlingen verpfändete, war zwar noch ausdrücklich die Marsch, in der das Schloss Hatzburg stand, davon ausgenommen. Anders war dies jedoch 1368, als die Burg mit Zubehör an Gerd von dem Hagen und dessen Frau Heyne verpfändet war. Auch im 15., 16. und 17. Jahrhundert war die Anlage immer wieder verpfändet.
Entwicklung des Baubestandes Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die bei der Hatzburg gelegenen gräflichen Ländereien den Bürgern von Wedel überlassen. An der Burg selbst wurden in den 1630er Jahren Reparaturarbeiten ausgeführt. Seit Ende des 17. Jahrhunderts verfiel die Burg aber zunehmend. Die bauliche Entwicklung ist auch im archäologischen Befund gut nachvollziehbar. Handelte es sich im Kern offenbar um einen einfachen hölzernen Bergfried, so förderte eine zwischen 1987 und 1989 durchgeführte wissenschaftliche Grabung eine sich über insgesamt fünf Hügel erstreckende Anlage zutage. Dabei konnten Reste eines hölzernen sowie eines steinernen Turmes ebenso nachgewiesen werden wie die einer inneren und äußeren Palisade und weitere Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Bildliche Darstellungen Abbildungen der Hatzburg liegen seit dem 16. Jahrhundert vor. Sie sind jedoch nicht immer mit dem archäologischen Befund und der schriftlichen Überlieferung in Einklang zu bringen. Eine um 1555 entstandene Elbkarte zeigt ein vermutlich zweistöckiges Gebäude mit zwei niedrigen Anbauten, das auf einem Hügel liegt. Die Elbkarte von Melchior Lorich weist hingegen ein viereckiges Gebäude mit niedrigem Anbau aus, dazu ein weiteres Gebäude mit vier Türmen. Im Hof befindet sich ein runder Turm. Auf Daniel Freses Pinneberger Landtafel wiederum ist ein mehrstöckiges Fachwerkgebäude mit zwei Giebeln zu sehen, das einen kleinen Anbau aufweist.
(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)
Literatur
Neuß-Aniol, Helene (1993)
Die Hatzburg bei Wedel, Kr. Pinneberg. Archäologische Ausgrabung und historische Quellen. In: Offa. Berichte und Mitteilungen zur Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, S. 465-511. o. O.
Die Burgen und Residenzen der Schauenburger in Nordelbien. In: 900 Jahre Schauenburger im Norden. Eine Bestandsaufnahme, (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, 121; zeit + geschichte, 30.) S. 107–167. Neumünster.
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